Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.der Jagd zu Probiren, oder wenn sich kein Vogel für ihn fand, auf Kühe zu Geringere Geschäfte des Königs Mtesa sind Verurteilungen von Ver¬ "Drei Frauen des Königs," erzählt er. "kamen herein und boten ihm ihre Andere Bilder aus dem Leben dieses Königshofs an den Nilquellen wech¬ Grenzboten III. 18K4. 49
der Jagd zu Probiren, oder wenn sich kein Vogel für ihn fand, auf Kühe zu Geringere Geschäfte des Königs Mtesa sind Verurteilungen von Ver¬ „Drei Frauen des Königs," erzählt er. „kamen herein und boten ihm ihre Andere Bilder aus dem Leben dieses Königshofs an den Nilquellen wech¬ Grenzboten III. 18K4. 49
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0393" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/189488"/> <p xml:id="ID_1583" prev="#ID_1582"> der Jagd zu Probiren, oder wenn sich kein Vogel für ihn fand, auf Kühe zu<lb/> schießen. Bisweilen unterhielt er sich auch mit seinem Gaste über Gesundheits¬<lb/> pflege, wobei spat'e erfuhr, das, die Cholera zu gewissen Jahreszeiten im Lande<lb/> Verheerungen anrichtete; niemals aber erkundigte der König sich über fremde<lb/> Länder; sie waren ihm in seiner Selbstgenügsamkeit völlig gleichgiltig.</p><lb/> <p xml:id="ID_1584"> Geringere Geschäfte des Königs Mtesa sind Verurteilungen von Ver¬<lb/> brechern, die sehr summarisch abgethan werden. Unmittelbar nach der Anklage<lb/> wird ohne irgendwelche Untersuchung, ob dieselbe begründet, das Urtheil, in<lb/> der Regel auf Tod lautend, gesprochen. Versucht der Beklagte sich zu verthei¬<lb/> digen, so rührt man Trommeln, um ihn zu übertäuben, und die Schergen<lb/> schleppen ihn unverweilt hinaus, um ihn abzuschlachten. „Sie würden ihren<lb/> König nicht lieben, wenn sie seine Befehle nicht ohne Zögern ausführen woll¬<lb/> te». Wieder ein anderes Geschäft ist der Empfang von Strafgeldern für<lb/> angebliche Beleidigungen des Königs, z. B. einen nicht vorschriftsmäßigen<lb/> Gruß. Dieselben bestehen in Hühnern, Ziegen oder Kühen. Man bringt sie<lb/> herein und überreicht sie, nachdem der Betreffende sie gestreichelt und dann an<lb/> sein Gesicht gedrückt hat. um darzuthun, daß in dem Geschenk kein böser Geist<lb/> verborgen, der Sr. Majestät Schaden bringen könnte. Dann bedankt sich der<lb/> Geber noch für die Milde des Herrschers, der ihn so wohlfeilen Kaufs entlassen,<lb/> worauf der Entführte sich mit zufriedenen Lächeln in den Kreis der um den<lb/> König Hockenden zurückzuziehen hat. Hunderte von Rindern. Ziegen, Hühnern<lb/> und Massen von Frauen werden auf diese Weise alljährlich dem Herrscher ge¬<lb/> bracht. Letztere werden von ihm mit einer gewissen Förmlichkeit acceptirt, welche<lb/> Speke ausführlich beschreibt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1585"> „Drei Frauen des Königs," erzählt er. „kamen herein und boten ihm ihre<lb/> jungfräulichen Schwestern an. wobei sie unaufhörlich „Nyanzig, nyanzig" riefen<lb/> und dazwischen vorstellten, wie sehr sie sich freuen würden, auf diese Art dop¬<lb/> pelt mit der Majestät verwandt zu werden. Es geschah indeß nichts, um die<lb/> Verbindung zu vollziehen, bis eine alte Dame an der Seite des Königs, die<lb/> jedenfalls in der Etiquette und dem Herkommen des Hofes bewandert war. sagte:<lb/> „Wartet und seht, ob er sie umarmt, sonst mögt ihr erkennen, daß sie ihm nicht<lb/> gefallen." Dann bekamen die Mädchen einen Wink, vorzutreten, und Mtesa<lb/> begann, ihnen einige Liebkosungen angedeihen zu lasse». Erst setzte er sich auf<lb/> den Schooß der einen, drückte sie an seine Brust und kreuzte seinen Hals rechts<lb/> und uns mit dem ihren. Wie er mit ihr fertig war, nahm er im Schooß<lb/> der zweiten Platz, dann in dem der dritten, wobei er an jeder dieselben<lb/> Manöver ausführte. Er zog sich hierauf in seine ursprüngliche Stellung zu¬<lb/> rück, und die Heirathsccremonicn galten für beendigt."</p><lb/> <p xml:id="ID_1586" next="#ID_1587"> Andere Bilder aus dem Leben dieses Königshofs an den Nilquellen wech¬<lb/> seln gelegentlich mit den angeführten fast stereotypen Scenen. Zauberstöcke,</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten III. 18K4. 49</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0393]
der Jagd zu Probiren, oder wenn sich kein Vogel für ihn fand, auf Kühe zu
schießen. Bisweilen unterhielt er sich auch mit seinem Gaste über Gesundheits¬
pflege, wobei spat'e erfuhr, das, die Cholera zu gewissen Jahreszeiten im Lande
Verheerungen anrichtete; niemals aber erkundigte der König sich über fremde
Länder; sie waren ihm in seiner Selbstgenügsamkeit völlig gleichgiltig.
Geringere Geschäfte des Königs Mtesa sind Verurteilungen von Ver¬
brechern, die sehr summarisch abgethan werden. Unmittelbar nach der Anklage
wird ohne irgendwelche Untersuchung, ob dieselbe begründet, das Urtheil, in
der Regel auf Tod lautend, gesprochen. Versucht der Beklagte sich zu verthei¬
digen, so rührt man Trommeln, um ihn zu übertäuben, und die Schergen
schleppen ihn unverweilt hinaus, um ihn abzuschlachten. „Sie würden ihren
König nicht lieben, wenn sie seine Befehle nicht ohne Zögern ausführen woll¬
te». Wieder ein anderes Geschäft ist der Empfang von Strafgeldern für
angebliche Beleidigungen des Königs, z. B. einen nicht vorschriftsmäßigen
Gruß. Dieselben bestehen in Hühnern, Ziegen oder Kühen. Man bringt sie
herein und überreicht sie, nachdem der Betreffende sie gestreichelt und dann an
sein Gesicht gedrückt hat. um darzuthun, daß in dem Geschenk kein böser Geist
verborgen, der Sr. Majestät Schaden bringen könnte. Dann bedankt sich der
Geber noch für die Milde des Herrschers, der ihn so wohlfeilen Kaufs entlassen,
worauf der Entführte sich mit zufriedenen Lächeln in den Kreis der um den
König Hockenden zurückzuziehen hat. Hunderte von Rindern. Ziegen, Hühnern
und Massen von Frauen werden auf diese Weise alljährlich dem Herrscher ge¬
bracht. Letztere werden von ihm mit einer gewissen Förmlichkeit acceptirt, welche
Speke ausführlich beschreibt.
„Drei Frauen des Königs," erzählt er. „kamen herein und boten ihm ihre
jungfräulichen Schwestern an. wobei sie unaufhörlich „Nyanzig, nyanzig" riefen
und dazwischen vorstellten, wie sehr sie sich freuen würden, auf diese Art dop¬
pelt mit der Majestät verwandt zu werden. Es geschah indeß nichts, um die
Verbindung zu vollziehen, bis eine alte Dame an der Seite des Königs, die
jedenfalls in der Etiquette und dem Herkommen des Hofes bewandert war. sagte:
„Wartet und seht, ob er sie umarmt, sonst mögt ihr erkennen, daß sie ihm nicht
gefallen." Dann bekamen die Mädchen einen Wink, vorzutreten, und Mtesa
begann, ihnen einige Liebkosungen angedeihen zu lasse». Erst setzte er sich auf
den Schooß der einen, drückte sie an seine Brust und kreuzte seinen Hals rechts
und uns mit dem ihren. Wie er mit ihr fertig war, nahm er im Schooß
der zweiten Platz, dann in dem der dritten, wobei er an jeder dieselben
Manöver ausführte. Er zog sich hierauf in seine ursprüngliche Stellung zu¬
rück, und die Heirathsccremonicn galten für beendigt."
Andere Bilder aus dem Leben dieses Königshofs an den Nilquellen wech¬
seln gelegentlich mit den angeführten fast stereotypen Scenen. Zauberstöcke,
Grenzboten III. 18K4. 49
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