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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

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das vor dem Schlosse stehende Volk warte darauf. Geßler verweigerts, unter
Drohungen entfernt sich der Landammann, Auf die Warnungen des Ritters
von Ospenthal besinnt sich Geßler und läßt den Teil durch eine Hinterpforte des
Schlosses hinaus zu Schiffe bringen. Die Ruderkneckte deuten dem Vogt auf
den vom Föhn zu hohen Wogen aufgejagten See. Doch um sein Opfer dem
Aufruhr des Volkes nicht freigeben zu müssen, überliefert er lieber sich selbst
dem Sturm und schifft sich mit ein.

Fünfter Aufzug.

Platz zu Altdorf. Das Volk, das dem Schiffe nachgelaufen war und von
den Anhöhen es eine Strecke weit beobachtet hat, wird von dem entstehenden
Gewitter wieder in den Flecken heimgctrieben. Hier stehen die Verbündeten
noch im Gespräche. Unter dem Eindruck des frischen Vorfalls und bei des Vogtes
Abwesenheit sind die Aeußerungen weniger zurückhaltend, dem Ättinghausen wird
enthüllt, daß ein Geheimbund in den drei Ländern bereits bestehe; um diesen
wichtigsten Mann in jedem Falle dem Lande zu erhalten, habe man ihm das
Bündniß verborgen und nur sich persönlich aussetzen wollen. Mit Leib und
Seele tritt Ättinghausen ihnen bei, heut Abend noch wird er mit ihnen zur letzten
Feststellung des Planes aufs Rutil ziehen. Spiringer, Jmhof, Stauffacher er¬
scheinen, endlich auch vom Seeufer her alles übrige Volk. Sie berichten, wie
ihnen das Schiff in der Gegend des Axenbergcs aus dem Gesicht verschwunden,
dort müsse es gescheitert sein, Tell werde mit ertrunken sein.

Tell kommt hastig über den Platz her, auf die Stange zu mit dem Hut,
und will sie niederwerfen. Alles läuft ihm rufend entgegen.


Walther Fürst:

Wie? du bist gerettet? Wilhelm!


Tell:

Wir alle. Geßler ist todt. Wir sind frei.


Kühn:

Hört ihrs! Er kam in den Wellen um.


Tell:

Nein. Er kam ans Land.


Arnold:

Du sagtest, er ist todt?


Tell:

Er ists! er ists! Ich habe mich und euch gerächt!

(Folgt die Erzählung über den Sprung aus dem Schiffe, über das Auf¬
lauern in der hohlen Gasse: "Und wie er kam, schoß ich ihn vom Pferd.")

Alles wie durch ein Wunder!


Walther Fürst:
Ättinghausen:

Du hast uns von einem Tyrannen befreit, Wilhelm! der

Segen unsres Landes ruhe ob dir und deinem Geschlecht!


Jmhof:

Wir wollen eine Kapelle geloben zu ewigem Angedenken auf den

Platz, wo Tell sein Leben gerettet.

Und eine dahin, wo er den Tyrannen erlegte.


Spiringer:
Moses:

Dahin sollen unsre Söhne wallfahrten, neue Treu dem Vaterland

schwören.


Kühn:

Und Haß der Unterdrückung. Rache jedem Tyrannen.


34 *

das vor dem Schlosse stehende Volk warte darauf. Geßler verweigerts, unter
Drohungen entfernt sich der Landammann, Auf die Warnungen des Ritters
von Ospenthal besinnt sich Geßler und läßt den Teil durch eine Hinterpforte des
Schlosses hinaus zu Schiffe bringen. Die Ruderkneckte deuten dem Vogt auf
den vom Föhn zu hohen Wogen aufgejagten See. Doch um sein Opfer dem
Aufruhr des Volkes nicht freigeben zu müssen, überliefert er lieber sich selbst
dem Sturm und schifft sich mit ein.

Fünfter Aufzug.

Platz zu Altdorf. Das Volk, das dem Schiffe nachgelaufen war und von
den Anhöhen es eine Strecke weit beobachtet hat, wird von dem entstehenden
Gewitter wieder in den Flecken heimgctrieben. Hier stehen die Verbündeten
noch im Gespräche. Unter dem Eindruck des frischen Vorfalls und bei des Vogtes
Abwesenheit sind die Aeußerungen weniger zurückhaltend, dem Ättinghausen wird
enthüllt, daß ein Geheimbund in den drei Ländern bereits bestehe; um diesen
wichtigsten Mann in jedem Falle dem Lande zu erhalten, habe man ihm das
Bündniß verborgen und nur sich persönlich aussetzen wollen. Mit Leib und
Seele tritt Ättinghausen ihnen bei, heut Abend noch wird er mit ihnen zur letzten
Feststellung des Planes aufs Rutil ziehen. Spiringer, Jmhof, Stauffacher er¬
scheinen, endlich auch vom Seeufer her alles übrige Volk. Sie berichten, wie
ihnen das Schiff in der Gegend des Axenbergcs aus dem Gesicht verschwunden,
dort müsse es gescheitert sein, Tell werde mit ertrunken sein.

Tell kommt hastig über den Platz her, auf die Stange zu mit dem Hut,
und will sie niederwerfen. Alles läuft ihm rufend entgegen.


Walther Fürst:

Wie? du bist gerettet? Wilhelm!


Tell:

Wir alle. Geßler ist todt. Wir sind frei.


Kühn:

Hört ihrs! Er kam in den Wellen um.


Tell:

Nein. Er kam ans Land.


Arnold:

Du sagtest, er ist todt?


Tell:

Er ists! er ists! Ich habe mich und euch gerächt!

(Folgt die Erzählung über den Sprung aus dem Schiffe, über das Auf¬
lauern in der hohlen Gasse: „Und wie er kam, schoß ich ihn vom Pferd.")

Alles wie durch ein Wunder!


Walther Fürst:
Ättinghausen:

Du hast uns von einem Tyrannen befreit, Wilhelm! der

Segen unsres Landes ruhe ob dir und deinem Geschlecht!


Jmhof:

Wir wollen eine Kapelle geloben zu ewigem Angedenken auf den

Platz, wo Tell sein Leben gerettet.

Und eine dahin, wo er den Tyrannen erlegte.


Spiringer:
Moses:

Dahin sollen unsre Söhne wallfahrten, neue Treu dem Vaterland

schwören.


Kühn:

Und Haß der Unterdrückung. Rache jedem Tyrannen.


34 *
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[0275] das vor dem Schlosse stehende Volk warte darauf. Geßler verweigerts, unter Drohungen entfernt sich der Landammann, Auf die Warnungen des Ritters von Ospenthal besinnt sich Geßler und läßt den Teil durch eine Hinterpforte des Schlosses hinaus zu Schiffe bringen. Die Ruderkneckte deuten dem Vogt auf den vom Föhn zu hohen Wogen aufgejagten See. Doch um sein Opfer dem Aufruhr des Volkes nicht freigeben zu müssen, überliefert er lieber sich selbst dem Sturm und schifft sich mit ein. Fünfter Aufzug. Platz zu Altdorf. Das Volk, das dem Schiffe nachgelaufen war und von den Anhöhen es eine Strecke weit beobachtet hat, wird von dem entstehenden Gewitter wieder in den Flecken heimgctrieben. Hier stehen die Verbündeten noch im Gespräche. Unter dem Eindruck des frischen Vorfalls und bei des Vogtes Abwesenheit sind die Aeußerungen weniger zurückhaltend, dem Ättinghausen wird enthüllt, daß ein Geheimbund in den drei Ländern bereits bestehe; um diesen wichtigsten Mann in jedem Falle dem Lande zu erhalten, habe man ihm das Bündniß verborgen und nur sich persönlich aussetzen wollen. Mit Leib und Seele tritt Ättinghausen ihnen bei, heut Abend noch wird er mit ihnen zur letzten Feststellung des Planes aufs Rutil ziehen. Spiringer, Jmhof, Stauffacher er¬ scheinen, endlich auch vom Seeufer her alles übrige Volk. Sie berichten, wie ihnen das Schiff in der Gegend des Axenbergcs aus dem Gesicht verschwunden, dort müsse es gescheitert sein, Tell werde mit ertrunken sein. Tell kommt hastig über den Platz her, auf die Stange zu mit dem Hut, und will sie niederwerfen. Alles läuft ihm rufend entgegen. Walther Fürst: Wie? du bist gerettet? Wilhelm! Tell: Wir alle. Geßler ist todt. Wir sind frei. Kühn: Hört ihrs! Er kam in den Wellen um. Tell: Nein. Er kam ans Land. Arnold: Du sagtest, er ist todt? Tell: Er ists! er ists! Ich habe mich und euch gerächt! (Folgt die Erzählung über den Sprung aus dem Schiffe, über das Auf¬ lauern in der hohlen Gasse: „Und wie er kam, schoß ich ihn vom Pferd.") Alles wie durch ein Wunder! Walther Fürst: Ättinghausen: Du hast uns von einem Tyrannen befreit, Wilhelm! der Segen unsres Landes ruhe ob dir und deinem Geschlecht! Jmhof: Wir wollen eine Kapelle geloben zu ewigem Angedenken auf den Platz, wo Tell sein Leben gerettet. Und eine dahin, wo er den Tyrannen erlegte. Spiringer: Moses: Dahin sollen unsre Söhne wallfahrten, neue Treu dem Vaterland schwören. Kühn: Und Haß der Unterdrückung. Rache jedem Tyrannen. 34 *

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/275>, abgerufen am 28.09.2024.