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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

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Der Schweizerbund, ein Schauspiel. Zürich, 1779.
Angelina, Schauspiel. Zürich, 1780.
Brieftasche aus den Alpen. (Reisebeschreibungen) 4 Lieferungen von
1780--1785.
Die Mordnacht in Zürich, Schauspiel. Zürich, 1781.
Briefe einer befreiten Nonne. Se. Gallen, 1783.
Hans von Schwaben und Kaiser Alberts Tod, Schauspiel. Se. Gallen, 1789.
Wilhelm Teil, Schauspiel. Zürich, 1791.
Der Neujahrstag, oder die Eroberung von Tamm (ungedruckt).
Zwei Romane; beide vom Verfasser im Manuscript vertilgt.

Vor der französischen Revolution schien in schweizerischen Unterthanen¬
ländern der Druck eines Buches für Verfasser und Herausgeber etwas Bedenk¬
liches, wo nicht Gefährliches zu sein; damals erschienen daher Ambühls
Schriften theils anonym, theils nannte er sich Pseudonym I. I. Altdorfer,
hindeutend auf sein zu Altdorf spielendes Theaterstück Wilhelm Tell. Die Ent.
stchungsgcschichte dieser besten dramatischen Arbeit Ambühls knüpft sich an die
Feier des züricher Berchtoldtages und ist folgende.

Die Vorstände des Carolinumgymnasiums in Zürich hatten 1791 im
schweizerischen Museum (Sechster Jahrgang, Heft 4, 289) eine Prämie von
12 holländischen Dukaten ausgeschrieben für ein schweizerisches National¬
schauspiel, das nach Inhalt und Form sich zur Darstellung durch die dortigen
Schüler eignen sollte. Die besondern Anforderungen waren daher folgende:

Der Stoff des Schauspiels muß aus der Schweizergeschichte genommen
sein, wobei nur die Geschichte der einheimischen Fehden ausgeschlossen ist.
Poetische Wahrscheinlichkeit, nicht minder aber auch historische, müssen diesem
der Jugend gewidmeten Stücke strengweg eigen sein. Der Unschuld der Jugend
gebührt, und das feine moralische Gefühl des Dichters verlangt, daß die Be-
Handlung rein sei von moralisch schlimmen Eindrücken, worunter jedoch nicht
die Entfernung aller schlechten Charaktere verstanden ist.

Es dürfen keine Weiberrollen vorkommen, weil man weder Knaben in
Mädchengewänder stecken, noch Mädchen aufs Theater bringen kann.

Das Stück soll vielen Knaben zugleich Gelegenheit zum Spiele geben
und darf also keine kleine Zahl von Rollen enthalten; die spielenden Knaben
sind zwölf- bis vierzehnjährig.

Diesem Alter entspricht es, daß das Stück viel Handlung und desto we¬
niger Declamation habe.

Ein Stück ohne Scenenänderung oder Decorationswechsel wird einem
mit drei oder mehren Thcaterveränderungen vorgezogen.

Das Stück soll in der Aufführung weniger nicht als zwei, und mehr
nicht als drei Stunden spielen.


Der Schweizerbund, ein Schauspiel. Zürich, 1779.
Angelina, Schauspiel. Zürich, 1780.
Brieftasche aus den Alpen. (Reisebeschreibungen) 4 Lieferungen von
1780—1785.
Die Mordnacht in Zürich, Schauspiel. Zürich, 1781.
Briefe einer befreiten Nonne. Se. Gallen, 1783.
Hans von Schwaben und Kaiser Alberts Tod, Schauspiel. Se. Gallen, 1789.
Wilhelm Teil, Schauspiel. Zürich, 1791.
Der Neujahrstag, oder die Eroberung von Tamm (ungedruckt).
Zwei Romane; beide vom Verfasser im Manuscript vertilgt.

Vor der französischen Revolution schien in schweizerischen Unterthanen¬
ländern der Druck eines Buches für Verfasser und Herausgeber etwas Bedenk¬
liches, wo nicht Gefährliches zu sein; damals erschienen daher Ambühls
Schriften theils anonym, theils nannte er sich Pseudonym I. I. Altdorfer,
hindeutend auf sein zu Altdorf spielendes Theaterstück Wilhelm Tell. Die Ent.
stchungsgcschichte dieser besten dramatischen Arbeit Ambühls knüpft sich an die
Feier des züricher Berchtoldtages und ist folgende.

Die Vorstände des Carolinumgymnasiums in Zürich hatten 1791 im
schweizerischen Museum (Sechster Jahrgang, Heft 4, 289) eine Prämie von
12 holländischen Dukaten ausgeschrieben für ein schweizerisches National¬
schauspiel, das nach Inhalt und Form sich zur Darstellung durch die dortigen
Schüler eignen sollte. Die besondern Anforderungen waren daher folgende:

Der Stoff des Schauspiels muß aus der Schweizergeschichte genommen
sein, wobei nur die Geschichte der einheimischen Fehden ausgeschlossen ist.
Poetische Wahrscheinlichkeit, nicht minder aber auch historische, müssen diesem
der Jugend gewidmeten Stücke strengweg eigen sein. Der Unschuld der Jugend
gebührt, und das feine moralische Gefühl des Dichters verlangt, daß die Be-
Handlung rein sei von moralisch schlimmen Eindrücken, worunter jedoch nicht
die Entfernung aller schlechten Charaktere verstanden ist.

Es dürfen keine Weiberrollen vorkommen, weil man weder Knaben in
Mädchengewänder stecken, noch Mädchen aufs Theater bringen kann.

Das Stück soll vielen Knaben zugleich Gelegenheit zum Spiele geben
und darf also keine kleine Zahl von Rollen enthalten; die spielenden Knaben
sind zwölf- bis vierzehnjährig.

Diesem Alter entspricht es, daß das Stück viel Handlung und desto we¬
niger Declamation habe.

Ein Stück ohne Scenenänderung oder Decorationswechsel wird einem
mit drei oder mehren Thcaterveränderungen vorgezogen.

Das Stück soll in der Aufführung weniger nicht als zwei, und mehr
nicht als drei Stunden spielen.


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[0268] Der Schweizerbund, ein Schauspiel. Zürich, 1779. Angelina, Schauspiel. Zürich, 1780. Brieftasche aus den Alpen. (Reisebeschreibungen) 4 Lieferungen von 1780—1785. Die Mordnacht in Zürich, Schauspiel. Zürich, 1781. Briefe einer befreiten Nonne. Se. Gallen, 1783. Hans von Schwaben und Kaiser Alberts Tod, Schauspiel. Se. Gallen, 1789. Wilhelm Teil, Schauspiel. Zürich, 1791. Der Neujahrstag, oder die Eroberung von Tamm (ungedruckt). Zwei Romane; beide vom Verfasser im Manuscript vertilgt. Vor der französischen Revolution schien in schweizerischen Unterthanen¬ ländern der Druck eines Buches für Verfasser und Herausgeber etwas Bedenk¬ liches, wo nicht Gefährliches zu sein; damals erschienen daher Ambühls Schriften theils anonym, theils nannte er sich Pseudonym I. I. Altdorfer, hindeutend auf sein zu Altdorf spielendes Theaterstück Wilhelm Tell. Die Ent. stchungsgcschichte dieser besten dramatischen Arbeit Ambühls knüpft sich an die Feier des züricher Berchtoldtages und ist folgende. Die Vorstände des Carolinumgymnasiums in Zürich hatten 1791 im schweizerischen Museum (Sechster Jahrgang, Heft 4, 289) eine Prämie von 12 holländischen Dukaten ausgeschrieben für ein schweizerisches National¬ schauspiel, das nach Inhalt und Form sich zur Darstellung durch die dortigen Schüler eignen sollte. Die besondern Anforderungen waren daher folgende: Der Stoff des Schauspiels muß aus der Schweizergeschichte genommen sein, wobei nur die Geschichte der einheimischen Fehden ausgeschlossen ist. Poetische Wahrscheinlichkeit, nicht minder aber auch historische, müssen diesem der Jugend gewidmeten Stücke strengweg eigen sein. Der Unschuld der Jugend gebührt, und das feine moralische Gefühl des Dichters verlangt, daß die Be- Handlung rein sei von moralisch schlimmen Eindrücken, worunter jedoch nicht die Entfernung aller schlechten Charaktere verstanden ist. Es dürfen keine Weiberrollen vorkommen, weil man weder Knaben in Mädchengewänder stecken, noch Mädchen aufs Theater bringen kann. Das Stück soll vielen Knaben zugleich Gelegenheit zum Spiele geben und darf also keine kleine Zahl von Rollen enthalten; die spielenden Knaben sind zwölf- bis vierzehnjährig. Diesem Alter entspricht es, daß das Stück viel Handlung und desto we¬ niger Declamation habe. Ein Stück ohne Scenenänderung oder Decorationswechsel wird einem mit drei oder mehren Thcaterveränderungen vorgezogen. Das Stück soll in der Aufführung weniger nicht als zwei, und mehr nicht als drei Stunden spielen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/268>, abgerufen am 28.09.2024.