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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

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jener dieser Auszeichnung würdig ist, welcher etwas thut, was er auch hätte
unterlassen können. Dadurch aber wird nur zu oft ein einseitiges, mit den Be¬
wegungen der andern Truppen nicht im Einklange stehendes Vorwärtsdrängen
und eine rücksichtslose Menschenaufvpferung veranlaßt, und das in Rede stehende
Gefecht war von dieser Regel keine Ausnahme. Hätten Franzosen an der Stelle
der Dänen gestanden, so wäre der Ausgang des Kampfes sehr wahrscheinlich
ein anderer gewesen, und die wirklich anerkennenswerthe Tapferkeit der östrei¬
chischen Soldaten sowie die umsichtige Leitung von Seiten einzelner Offiziere,
zumal jener des polnischen Regiments Martini, wäre ohne Erfolg geblieben.

Die Avantgarde der Brigade, aus dem 18. Jägerbataillon, vierzig Husaren
und einigen Pionnieren nebst zwei Kanonen bestehend, rückte aus gerader Straße
gegen Obersclk vor und blieb während des Marsches außer einigen mit einer
retirirenden dänischen Eavallerieabtheilung gewechselten Schüssen unbehelligt.
Das 1. Bataillon des 34. (ungarischen) Infanterieregiments Preußen wurde
zuerst in das Gefecht verwickelt. Diese Truppe war von Breckendorf aus links
nach Lvttorf gegen die rechte feindliche Flanke detaschirt worden und fand letzt¬
genannten Ort unbesetzt, dagegen vor demselben zwischen Lvttors und dem
heller Moor an der Kreuzung der Eisenbahn mit der Chaussee und vor dem
Dorfe Jagel den ziemlich vortheilhaft postirtcn und auch der Zahl nach über¬
legenen, aber gar keines Angriffes gewärtigen Gegner. Die wackern und hier
auch vortrefflich geführten Ungarn hatten den Vortheil der Ueberraschung für
sich, sie besetzten die ersten Häuser von Jaged, ehe die Dänen nur ihre An¬
wesenheit recht inne wurden und zwangen den Gegner nach einem kurzen, aber
sehr hitzigen und verhältnißmäßig blutigen Gefecht zum Rückzüge nach den hin¬
ter dem Klosterkruge befindlichen Verschanzungen, den Vorwerken des eigent¬
lichen Dannewerks. Man muß gestehen, daß dieses Bataillon kaum besser ge¬
führt werden konnte, und daß auch die einzelnen Soldaten alles irgend Mögliche
leisteten. In der Lage, in welcher sich das Bataillon befand, da der Feind
außer seiner Überlegenheit an Mannschaft auch eine Batterie besaß, war schnelles
Drauflosgehn das beste Mittel zum Siege, weil man dadurch den Gegner
überraschte und ihm die Gelegenheit, seine Feuerwaffen zu gebrauchen, entzog,
und weil in dem nun folgenden Kampfe Mann gegen Mann die physischen
Eigenschaften der magyarischen Krieger am besten verwerthet werden konnten.

Während dieses Kampfes stieß auch das Gros der Brigade und zwar
zuerst das 18. Jägerbataillon aus den in Oberselk, am Königsberg und vor
Wedclspang sehr günstig postirten und von seiner Artillerie kräftig unterstützten
Feind.

Auch hier bewährten die einzelnen Bataillone sich ganz vortrefflich, die
Soldaten fochten mit Ausdauer und Tapferkeit, und auch die Anführer dieser
Bataillone zeigten Muth und Umsicht; aber die einzelnen Theile klappten nicht


jener dieser Auszeichnung würdig ist, welcher etwas thut, was er auch hätte
unterlassen können. Dadurch aber wird nur zu oft ein einseitiges, mit den Be¬
wegungen der andern Truppen nicht im Einklange stehendes Vorwärtsdrängen
und eine rücksichtslose Menschenaufvpferung veranlaßt, und das in Rede stehende
Gefecht war von dieser Regel keine Ausnahme. Hätten Franzosen an der Stelle
der Dänen gestanden, so wäre der Ausgang des Kampfes sehr wahrscheinlich
ein anderer gewesen, und die wirklich anerkennenswerthe Tapferkeit der östrei¬
chischen Soldaten sowie die umsichtige Leitung von Seiten einzelner Offiziere,
zumal jener des polnischen Regiments Martini, wäre ohne Erfolg geblieben.

Die Avantgarde der Brigade, aus dem 18. Jägerbataillon, vierzig Husaren
und einigen Pionnieren nebst zwei Kanonen bestehend, rückte aus gerader Straße
gegen Obersclk vor und blieb während des Marsches außer einigen mit einer
retirirenden dänischen Eavallerieabtheilung gewechselten Schüssen unbehelligt.
Das 1. Bataillon des 34. (ungarischen) Infanterieregiments Preußen wurde
zuerst in das Gefecht verwickelt. Diese Truppe war von Breckendorf aus links
nach Lvttorf gegen die rechte feindliche Flanke detaschirt worden und fand letzt¬
genannten Ort unbesetzt, dagegen vor demselben zwischen Lvttors und dem
heller Moor an der Kreuzung der Eisenbahn mit der Chaussee und vor dem
Dorfe Jagel den ziemlich vortheilhaft postirtcn und auch der Zahl nach über¬
legenen, aber gar keines Angriffes gewärtigen Gegner. Die wackern und hier
auch vortrefflich geführten Ungarn hatten den Vortheil der Ueberraschung für
sich, sie besetzten die ersten Häuser von Jaged, ehe die Dänen nur ihre An¬
wesenheit recht inne wurden und zwangen den Gegner nach einem kurzen, aber
sehr hitzigen und verhältnißmäßig blutigen Gefecht zum Rückzüge nach den hin¬
ter dem Klosterkruge befindlichen Verschanzungen, den Vorwerken des eigent¬
lichen Dannewerks. Man muß gestehen, daß dieses Bataillon kaum besser ge¬
führt werden konnte, und daß auch die einzelnen Soldaten alles irgend Mögliche
leisteten. In der Lage, in welcher sich das Bataillon befand, da der Feind
außer seiner Überlegenheit an Mannschaft auch eine Batterie besaß, war schnelles
Drauflosgehn das beste Mittel zum Siege, weil man dadurch den Gegner
überraschte und ihm die Gelegenheit, seine Feuerwaffen zu gebrauchen, entzog,
und weil in dem nun folgenden Kampfe Mann gegen Mann die physischen
Eigenschaften der magyarischen Krieger am besten verwerthet werden konnten.

Während dieses Kampfes stieß auch das Gros der Brigade und zwar
zuerst das 18. Jägerbataillon aus den in Oberselk, am Königsberg und vor
Wedclspang sehr günstig postirten und von seiner Artillerie kräftig unterstützten
Feind.

Auch hier bewährten die einzelnen Bataillone sich ganz vortrefflich, die
Soldaten fochten mit Ausdauer und Tapferkeit, und auch die Anführer dieser
Bataillone zeigten Muth und Umsicht; aber die einzelnen Theile klappten nicht


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/215>, abgerufen am 28.09.2024.