Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Hältnissen vereint kämpfen würden, ein Wunsch, der wohl schwerlich in Erfül¬
lung gehen wird. >

Bereits am 3. April befanden sich die preußischen Offiziere wieder in
Gibraltar, von wo sie ohne weiteren erheblichen Aufenthalt der Heimath
zueilten.




Knnstliteratur.
Dr. G. F. Waagen: Die Gemäldesammlung in der kaiserlichen
EremitagezuSt. Petersburgs. XIV. 448. (München, Friedr. Bruckmann, 1864.)

Der viclbewcmdcrte Kunstschriftsteller gibt dem deutschen Publicum hier einen
mit kritischen und geschichtlichen Excursen versehenen Katalog der Petersburger Gallerie,
die, ohne es bisher selbst zu wissen und ohne im weiteren Umkreise der Kunstfreunde
:c. dafür bekannt zu sein, einen außerordentlichen Rang einnimmt. Auf Grund
seiner Untersuchungen zum Behuf der Revision der Kataloge und der sehr noth¬
wendigen neuen Anordnung, womit er betraut wurde, weist Waagen der Peters¬
burger Gallerie nach denen des Louvre, der dresdner, den vereinigten von Florenz
und der von Madrid die nächste Stelle an, setzt sie nach Qualität und Quantität
neben die von München, Wien und Berlin und über die Nationalgallerie vou London.
Ueber ihre Geschichte erfahren wir, daß Peter der Große als ihr Stifter zu betrachten
ist, insofern er, durch seinen Aufenthalt in Holland angeregt, namentlich niederländische
Bilder ankaufte. Das historische Sammeln und die so weit thunlich systematische
Bereicherung der Gallerie hat aber ihren Ausgangs- und Höhepunkt unter Katharina
der Zweiten. Den Grundbestand bildet für diese Periode die aus Paris erworbene
Sammlung Crozat, in welcher die besten Schätze zahlreicher älterer Sammlungen
-- namentlich der Mazarin, de Montarsis, Vanolics, de Dreux, Bourdaloue,
Girardon, Boschi (Bologna), Malvasia :c. -- vereinigt gewesen waren. Dazukamen
Erwerbungen aus den Cabinctcn Trvnchin (Genf), Boudoir (Paris), vor allen
wichtig aber war neben der gotskowskyschcn Sammlung (Berlin) die des Grafen Brühl,
deren kostbare vlämische und Holländische Stücke eine ausgezeichnete Acquisition waren.
Ebenso lieferte die Sammlung des Herzogs von Choiseul werthvollen Zuwachs, so
daß sich die Gesammtzcchl der in Petersburg erworbenen Gemälde im Jahre 1774
bereits auf 2080 Nummern belief. Das Jahr 1777 brachte bedeutenden Zuwachs
aus den Sammlungen Ncmdon de Boissets und der des Prinzen Conti. Eine noch
wichtigere Epoche der Eremitage datirt jedoch' von dem Ankaufe des Cabinets Sir
Robert Walpolcs, welches seiner Zeit zu den ausgesuchtesten Privatsammlungen in
Europa gerechnet ward und besonders durch seine trefflichen van Dycks excellirte.
Zugleich wurden die zeitgenössischen Künstler von damals, vorwiegend Rafael Mengs,


Hältnissen vereint kämpfen würden, ein Wunsch, der wohl schwerlich in Erfül¬
lung gehen wird. >

Bereits am 3. April befanden sich die preußischen Offiziere wieder in
Gibraltar, von wo sie ohne weiteren erheblichen Aufenthalt der Heimath
zueilten.




Knnstliteratur.
Dr. G. F. Waagen: Die Gemäldesammlung in der kaiserlichen
EremitagezuSt. Petersburgs. XIV. 448. (München, Friedr. Bruckmann, 1864.)

Der viclbewcmdcrte Kunstschriftsteller gibt dem deutschen Publicum hier einen
mit kritischen und geschichtlichen Excursen versehenen Katalog der Petersburger Gallerie,
die, ohne es bisher selbst zu wissen und ohne im weiteren Umkreise der Kunstfreunde
:c. dafür bekannt zu sein, einen außerordentlichen Rang einnimmt. Auf Grund
seiner Untersuchungen zum Behuf der Revision der Kataloge und der sehr noth¬
wendigen neuen Anordnung, womit er betraut wurde, weist Waagen der Peters¬
burger Gallerie nach denen des Louvre, der dresdner, den vereinigten von Florenz
und der von Madrid die nächste Stelle an, setzt sie nach Qualität und Quantität
neben die von München, Wien und Berlin und über die Nationalgallerie vou London.
Ueber ihre Geschichte erfahren wir, daß Peter der Große als ihr Stifter zu betrachten
ist, insofern er, durch seinen Aufenthalt in Holland angeregt, namentlich niederländische
Bilder ankaufte. Das historische Sammeln und die so weit thunlich systematische
Bereicherung der Gallerie hat aber ihren Ausgangs- und Höhepunkt unter Katharina
der Zweiten. Den Grundbestand bildet für diese Periode die aus Paris erworbene
Sammlung Crozat, in welcher die besten Schätze zahlreicher älterer Sammlungen
— namentlich der Mazarin, de Montarsis, Vanolics, de Dreux, Bourdaloue,
Girardon, Boschi (Bologna), Malvasia :c. — vereinigt gewesen waren. Dazukamen
Erwerbungen aus den Cabinctcn Trvnchin (Genf), Boudoir (Paris), vor allen
wichtig aber war neben der gotskowskyschcn Sammlung (Berlin) die des Grafen Brühl,
deren kostbare vlämische und Holländische Stücke eine ausgezeichnete Acquisition waren.
Ebenso lieferte die Sammlung des Herzogs von Choiseul werthvollen Zuwachs, so
daß sich die Gesammtzcchl der in Petersburg erworbenen Gemälde im Jahre 1774
bereits auf 2080 Nummern belief. Das Jahr 1777 brachte bedeutenden Zuwachs
aus den Sammlungen Ncmdon de Boissets und der des Prinzen Conti. Eine noch
wichtigere Epoche der Eremitage datirt jedoch' von dem Ankaufe des Cabinets Sir
Robert Walpolcs, welches seiner Zeit zu den ausgesuchtesten Privatsammlungen in
Europa gerechnet ward und besonders durch seine trefflichen van Dycks excellirte.
Zugleich wurden die zeitgenössischen Künstler von damals, vorwiegend Rafael Mengs,


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0158" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/189253"/>
          <p xml:id="ID_502" prev="#ID_501"> Hältnissen vereint kämpfen würden, ein Wunsch, der wohl schwerlich in Erfül¬<lb/>
lung gehen wird. &gt;</p><lb/>
          <p xml:id="ID_503"> Bereits am 3. April befanden sich die preußischen Offiziere wieder in<lb/>
Gibraltar, von wo sie ohne weiteren erheblichen Aufenthalt der Heimath<lb/>
zueilten.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Knnstliteratur.</head><lb/>
          <div n="2">
            <head> Dr. G. F. Waagen: Die Gemäldesammlung in der kaiserlichen<lb/>
EremitagezuSt. Petersburgs. XIV. 448. (München, Friedr. Bruckmann, 1864.)</head><lb/>
            <p xml:id="ID_504" next="#ID_505"> Der viclbewcmdcrte Kunstschriftsteller gibt dem deutschen Publicum hier einen<lb/>
mit kritischen und geschichtlichen Excursen versehenen Katalog der Petersburger Gallerie,<lb/>
die, ohne es bisher selbst zu wissen und ohne im weiteren Umkreise der Kunstfreunde<lb/>
:c. dafür bekannt zu sein, einen außerordentlichen Rang einnimmt. Auf Grund<lb/>
seiner Untersuchungen zum Behuf der Revision der Kataloge und der sehr noth¬<lb/>
wendigen neuen Anordnung, womit er betraut wurde, weist Waagen der Peters¬<lb/>
burger Gallerie nach denen des Louvre, der dresdner, den vereinigten von Florenz<lb/>
und der von Madrid die nächste Stelle an, setzt sie nach Qualität und Quantität<lb/>
neben die von München, Wien und Berlin und über die Nationalgallerie vou London.<lb/>
Ueber ihre Geschichte erfahren wir, daß Peter der Große als ihr Stifter zu betrachten<lb/>
ist, insofern er, durch seinen Aufenthalt in Holland angeregt, namentlich niederländische<lb/>
Bilder ankaufte. Das historische Sammeln und die so weit thunlich systematische<lb/>
Bereicherung der Gallerie hat aber ihren Ausgangs- und Höhepunkt unter Katharina<lb/>
der Zweiten. Den Grundbestand bildet für diese Periode die aus Paris erworbene<lb/>
Sammlung Crozat, in welcher die besten Schätze zahlreicher älterer Sammlungen<lb/>
&#x2014; namentlich der Mazarin, de Montarsis, Vanolics, de Dreux, Bourdaloue,<lb/>
Girardon, Boschi (Bologna), Malvasia :c. &#x2014; vereinigt gewesen waren. Dazukamen<lb/>
Erwerbungen aus den Cabinctcn Trvnchin (Genf), Boudoir (Paris), vor allen<lb/>
wichtig aber war neben der gotskowskyschcn Sammlung (Berlin) die des Grafen Brühl,<lb/>
deren kostbare vlämische und Holländische Stücke eine ausgezeichnete Acquisition waren.<lb/>
Ebenso lieferte die Sammlung des Herzogs von Choiseul werthvollen Zuwachs, so<lb/>
daß sich die Gesammtzcchl der in Petersburg erworbenen Gemälde im Jahre 1774<lb/>
bereits auf 2080 Nummern belief. Das Jahr 1777 brachte bedeutenden Zuwachs<lb/>
aus den Sammlungen Ncmdon de Boissets und der des Prinzen Conti. Eine noch<lb/>
wichtigere Epoche der Eremitage datirt jedoch' von dem Ankaufe des Cabinets Sir<lb/>
Robert Walpolcs, welches seiner Zeit zu den ausgesuchtesten Privatsammlungen in<lb/>
Europa gerechnet ward und besonders durch seine trefflichen van Dycks excellirte.<lb/>
Zugleich wurden die zeitgenössischen Künstler von damals, vorwiegend Rafael Mengs,</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0158] Hältnissen vereint kämpfen würden, ein Wunsch, der wohl schwerlich in Erfül¬ lung gehen wird. > Bereits am 3. April befanden sich die preußischen Offiziere wieder in Gibraltar, von wo sie ohne weiteren erheblichen Aufenthalt der Heimath zueilten. Knnstliteratur. Dr. G. F. Waagen: Die Gemäldesammlung in der kaiserlichen EremitagezuSt. Petersburgs. XIV. 448. (München, Friedr. Bruckmann, 1864.) Der viclbewcmdcrte Kunstschriftsteller gibt dem deutschen Publicum hier einen mit kritischen und geschichtlichen Excursen versehenen Katalog der Petersburger Gallerie, die, ohne es bisher selbst zu wissen und ohne im weiteren Umkreise der Kunstfreunde :c. dafür bekannt zu sein, einen außerordentlichen Rang einnimmt. Auf Grund seiner Untersuchungen zum Behuf der Revision der Kataloge und der sehr noth¬ wendigen neuen Anordnung, womit er betraut wurde, weist Waagen der Peters¬ burger Gallerie nach denen des Louvre, der dresdner, den vereinigten von Florenz und der von Madrid die nächste Stelle an, setzt sie nach Qualität und Quantität neben die von München, Wien und Berlin und über die Nationalgallerie vou London. Ueber ihre Geschichte erfahren wir, daß Peter der Große als ihr Stifter zu betrachten ist, insofern er, durch seinen Aufenthalt in Holland angeregt, namentlich niederländische Bilder ankaufte. Das historische Sammeln und die so weit thunlich systematische Bereicherung der Gallerie hat aber ihren Ausgangs- und Höhepunkt unter Katharina der Zweiten. Den Grundbestand bildet für diese Periode die aus Paris erworbene Sammlung Crozat, in welcher die besten Schätze zahlreicher älterer Sammlungen — namentlich der Mazarin, de Montarsis, Vanolics, de Dreux, Bourdaloue, Girardon, Boschi (Bologna), Malvasia :c. — vereinigt gewesen waren. Dazukamen Erwerbungen aus den Cabinctcn Trvnchin (Genf), Boudoir (Paris), vor allen wichtig aber war neben der gotskowskyschcn Sammlung (Berlin) die des Grafen Brühl, deren kostbare vlämische und Holländische Stücke eine ausgezeichnete Acquisition waren. Ebenso lieferte die Sammlung des Herzogs von Choiseul werthvollen Zuwachs, so daß sich die Gesammtzcchl der in Petersburg erworbenen Gemälde im Jahre 1774 bereits auf 2080 Nummern belief. Das Jahr 1777 brachte bedeutenden Zuwachs aus den Sammlungen Ncmdon de Boissets und der des Prinzen Conti. Eine noch wichtigere Epoche der Eremitage datirt jedoch' von dem Ankaufe des Cabinets Sir Robert Walpolcs, welches seiner Zeit zu den ausgesuchtesten Privatsammlungen in Europa gerechnet ward und besonders durch seine trefflichen van Dycks excellirte. Zugleich wurden die zeitgenössischen Künstler von damals, vorwiegend Rafael Mengs,

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/158
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/158>, abgerufen am 28.09.2024.