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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.

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geschlagen werden, bis er liegt) -- Det er er daarlig Kore, der lcister sin egen
Kaat (Das ist ein thöricht Weib, welches seinen eigen Kohl lästert) -- naar
Musen er enact. er Melee heest (Wenn die Maus satt ist, ist das Mehl bitter)
-- In Miöls der spiser, man Brod. til Pols' (In Miöls da speist man Brod
zur Wurst) -- schmücken diesseits wie jenseits der nordschleswigschen Grenzen
die Rede des Bauern, Viele andere Sprichwörter freilich, z. B. Ein Thor
kann mehr fragen als zehn Weise beantworten -- Wie man sich bettet, so liegt
man -- Neue Besen kehren gut -- Wer nichts wagt, gewinnt nichts, hat er
mit dem Deutschen gemein; allein dieselben sind auch Eigenthum des Dänen.

Entschieden dänisch ist die Bauart der nordschleswigschen Gehöfte. Die¬
selben sind durchaus verschieden von den sächsischen Bauernhäusern, während
das AnglerKaus ein Mittelding zwischen diesen und dem südjütischcn ist. Das
sächsische Haus ist, wie früher gezeigt, ein längliches Viereck von Balken und
Ziegeln, welches unter seinem Strohdach Menschen, Vieh und Getreidcvorräthe
zugleich beherbergt. Es kehrt nicht eine der Langseiten, sondern eine der Giebel¬
felder der Straße zu. An dieser Seite bat es eine Einfahrt, aber keine Durch¬
fahrt. Besonders charakteristisch ist, baß es keine Schornsteine und daß es auf
dem First Pferdeköpfe hat. Von der Einfahrt aus geht durch die Mitte die
Tenne, an deren Ende sich der Heerd befindet, neben dem sich rechts und links
.Thüren, die eine in die Doms (Mtagsstubc), die andere in den Pesel (gute
Stube), öffnen, an den beiden inneren Langseiten neben der Tenne steht das Vieh,
über derselben lagert die letzte Ernte. Die Außenwände, namentlich die Balken,
die Einsahrtsthür und die Fensterrahmen sind mit schreienden Farben angestrichen.

Durchaus anders das Gehöft des Nordschlcswigcrs. Die Eigenthümlichkeit
desselben besteht zunächst darin, daß es ein wirkliches Gehöft, nickt ein einziges
Haus ist, d. h. daß es aus vier langen Gebäuden besteht, welche, an den Enden
zusammentreffend, sich wenigstens nahe tretend, einen viereckigen Hof bilden.
Die Wohnung des Bauern- ist streng geschieden von den übrigen Theilen des
Gebäudes, Tenne. Scheune. Stall u. s. w. Das Wohnhaus hat Schornsteine
und niemals Pferdeköpfe. Die Langseite, nicht die Giebelseite, bildet die Fcuzade.
An die Enden derselben schließen sich Stall und Scheune an,, das vierte Glied
des Gehöfts, das meist als Wagenschuppen dient, hat in seiner Mitte die Ein¬
fahrt. Bisweilen kommen auch zwei Einfahrten vor. eine am Ende der Scheune
und eine andere am Ende des Stalls. In letzterem stehen die Thiere mit den
Köpfen nach der Wand gelehrt, nicht wie im sächsischen Hause nach innen zu.
Mitten auf dem Hofe befindet sich der Düngerhaufen, der in Schleswig in der
Regel so sauber gehalten wird, daß man ihn als Blcichplatz für das Garn be>
nutzen kann. Die Gehöfte sind ohne allen Farbenschmuck, deshalb von düsterem
Aussehen, aber gewöhnlich sehr massiv gebaut.

Die Fenster der Wohnstuben gehen in der Regel auf den Hof. nicht wie


geschlagen werden, bis er liegt) — Det er er daarlig Kore, der lcister sin egen
Kaat (Das ist ein thöricht Weib, welches seinen eigen Kohl lästert) — naar
Musen er enact. er Melee heest (Wenn die Maus satt ist, ist das Mehl bitter)
— In Miöls der spiser, man Brod. til Pols' (In Miöls da speist man Brod
zur Wurst) — schmücken diesseits wie jenseits der nordschleswigschen Grenzen
die Rede des Bauern, Viele andere Sprichwörter freilich, z. B. Ein Thor
kann mehr fragen als zehn Weise beantworten — Wie man sich bettet, so liegt
man — Neue Besen kehren gut — Wer nichts wagt, gewinnt nichts, hat er
mit dem Deutschen gemein; allein dieselben sind auch Eigenthum des Dänen.

Entschieden dänisch ist die Bauart der nordschleswigschen Gehöfte. Die¬
selben sind durchaus verschieden von den sächsischen Bauernhäusern, während
das AnglerKaus ein Mittelding zwischen diesen und dem südjütischcn ist. Das
sächsische Haus ist, wie früher gezeigt, ein längliches Viereck von Balken und
Ziegeln, welches unter seinem Strohdach Menschen, Vieh und Getreidcvorräthe
zugleich beherbergt. Es kehrt nicht eine der Langseiten, sondern eine der Giebel¬
felder der Straße zu. An dieser Seite bat es eine Einfahrt, aber keine Durch¬
fahrt. Besonders charakteristisch ist, baß es keine Schornsteine und daß es auf
dem First Pferdeköpfe hat. Von der Einfahrt aus geht durch die Mitte die
Tenne, an deren Ende sich der Heerd befindet, neben dem sich rechts und links
.Thüren, die eine in die Doms (Mtagsstubc), die andere in den Pesel (gute
Stube), öffnen, an den beiden inneren Langseiten neben der Tenne steht das Vieh,
über derselben lagert die letzte Ernte. Die Außenwände, namentlich die Balken,
die Einsahrtsthür und die Fensterrahmen sind mit schreienden Farben angestrichen.

Durchaus anders das Gehöft des Nordschlcswigcrs. Die Eigenthümlichkeit
desselben besteht zunächst darin, daß es ein wirkliches Gehöft, nickt ein einziges
Haus ist, d. h. daß es aus vier langen Gebäuden besteht, welche, an den Enden
zusammentreffend, sich wenigstens nahe tretend, einen viereckigen Hof bilden.
Die Wohnung des Bauern- ist streng geschieden von den übrigen Theilen des
Gebäudes, Tenne. Scheune. Stall u. s. w. Das Wohnhaus hat Schornsteine
und niemals Pferdeköpfe. Die Langseite, nicht die Giebelseite, bildet die Fcuzade.
An die Enden derselben schließen sich Stall und Scheune an,, das vierte Glied
des Gehöfts, das meist als Wagenschuppen dient, hat in seiner Mitte die Ein¬
fahrt. Bisweilen kommen auch zwei Einfahrten vor. eine am Ende der Scheune
und eine andere am Ende des Stalls. In letzterem stehen die Thiere mit den
Köpfen nach der Wand gelehrt, nicht wie im sächsischen Hause nach innen zu.
Mitten auf dem Hofe befindet sich der Düngerhaufen, der in Schleswig in der
Regel so sauber gehalten wird, daß man ihn als Blcichplatz für das Garn be>
nutzen kann. Die Gehöfte sind ohne allen Farbenschmuck, deshalb von düsterem
Aussehen, aber gewöhnlich sehr massiv gebaut.

Die Fenster der Wohnstuben gehen in der Regel auf den Hof. nicht wie


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/421>, abgerufen am 23.07.2024.