Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.3.00S eingepfarrt. Folglich zählte der südliche Theil des Herzogthums. wo mit In Nordschleswig wohnten damals in der Propstei Hadersleben 42,311, Wir kommen jetzt, nachdem festgestellt ist, wer sprachlich zu Südschleswig zu Wenn die Nordschleswiger dem Aeußern nach, in Wuchs, Haar und Augen¬ 3.00S eingepfarrt. Folglich zählte der südliche Theil des Herzogthums. wo mit In Nordschleswig wohnten damals in der Propstei Hadersleben 42,311, Wir kommen jetzt, nachdem festgestellt ist, wer sprachlich zu Südschleswig zu Wenn die Nordschleswiger dem Aeußern nach, in Wuchs, Haar und Augen¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0416" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/188977"/> <p xml:id="ID_1417" prev="#ID_1416"> 3.00S eingepfarrt. Folglich zählte der südliche Theil des Herzogthums. wo mit<lb/> Ausnahme einiger (5 bis 6) Dörfergruppen unsrer dritten Zone von allen Ein¬<lb/> wohnern, mindestens allen Erwachsenen, der einzelnen Ortschaften deutsch ge¬<lb/> sprochen und verstanden, wenn auch nicht von allen täglich gebraucht wird.<lb/> 258,039 Seelen, die sich über ein Gebiet von circa 90 Quadratmeilen vertheilten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1418"> In Nordschleswig wohnten damals in der Propstei Hadersleben 42,311,<lb/> in der Propstei Apenrade 26,591, in der Propstei Sonderburg 15.634, in dem<lb/> Bisthum Alsen 29,166, in Törninglehn 22,087, in den dänischen Kirchspielen<lb/> der Propstei Tondern 13,682, zu Ripen waren 2.380 eingepfarrt. Dieser platt¬<lb/> dänisch sprechende und aus dem Lande hochdänisch unterrichtete Theil des Her¬<lb/> zogthums ist also in Summa von 151,848 Individuen bewohnt. In diese<lb/> Zahl sind aber die Bewohner der Städte Hadersleben, Apenrade, Sonderburg<lb/> und der Herrnhuter-Colonie Christiansfeld eingerechnet, die 1860 zusammen<lb/> 17.720 (Hadersleben 8.012, Apenrade 5.133. Sonderburg 3.879. Christians-<lb/> seld 681) Einwohner hatten, und wo bis 1850 deutscher Schulunterricht herrschte.<lb/> Mithin würde die früher in dänischer Sprache unterwiesene Bevölkerung Nord¬<lb/> schleswigs nur 134,128 Individuen betragen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1419"> Wir kommen jetzt, nachdem festgestellt ist, wer sprachlich zu Südschleswig zu<lb/> rechnen und wo die Grenze zwischen diesem und der Nordhälfte des Herzogthums zu<lb/> ziehen sein würde, zur ausführlichen Beantwortung der Frage: Wer sind die<lb/> Nordschleswiger? Im Obigen ist diese Frage kurz dahin beantwortet worden:<lb/> sie sind im Wesentlichen dasselbe Volk wie die Bewohner des Südens von Jüt-<lb/> land, und dies wird hier zu beweisen sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_1420" next="#ID_1421"> Wenn die Nordschleswiger dem Aeußern nach, in Wuchs, Haar und Augen¬<lb/> farbe, Gesichtsbildung u. d. den Südjüten ähnlich sind, so würde das kein<lb/> Beweis für eine besonders nahe Verwandtschaft dieser mit jenen sein; denn in diesen<lb/> Beziehungen stehen sich alle Stämme der cimbrischen Halbinsel im Allgemeinen<lb/> gleich nahe. Dagegen ist die Volkssprache, kleine Dialel'tabweichungen abgerech-,<lb/> net, in Nordschleswig, wie bereits bemerkt, dieselbe wie im südlichen Jütland.<lb/> Deutsche Schriftsteller haben von derselben behauptet, sie sei kein Dänisch, sie<lb/> habe „nur eine dänische Färbung", die sie dadurch bekommen habe, daß die<lb/> ursprüngliche Volkssprache durch die neuere dänische Schul- und Kirchensprache<lb/> seit Jahrhunderten bereichert worden sei. Wir bedauern, dieser Meinung ent¬<lb/> gegentreten zu müssen. Sie geht offenbar viel zu weit. Allerdings ist wahr,<lb/> daß ein aus den kopenhagner Salons kommender Däne, ja daß überhaupt der<lb/> Jnseldäne von dem Landvolk um Hadersleben und Apenrade nicht immer ver¬<lb/> standen werden und daß er seinerseits noch viel weniger klar darüber sein wird,<lb/> was gemeint ist, wenn ihn ein Bauer Nordschleswigs etwa fragt: „Er do kjört<lb/> o ä Aielwei til steif?" (Bist du auf der Landstraße zur Stadt gefahren?)<lb/> oder ihm auseinandersetzt: „Ac Oart o ä Rau stoar got" (die Erbsen und der</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0416]
3.00S eingepfarrt. Folglich zählte der südliche Theil des Herzogthums. wo mit
Ausnahme einiger (5 bis 6) Dörfergruppen unsrer dritten Zone von allen Ein¬
wohnern, mindestens allen Erwachsenen, der einzelnen Ortschaften deutsch ge¬
sprochen und verstanden, wenn auch nicht von allen täglich gebraucht wird.
258,039 Seelen, die sich über ein Gebiet von circa 90 Quadratmeilen vertheilten.
In Nordschleswig wohnten damals in der Propstei Hadersleben 42,311,
in der Propstei Apenrade 26,591, in der Propstei Sonderburg 15.634, in dem
Bisthum Alsen 29,166, in Törninglehn 22,087, in den dänischen Kirchspielen
der Propstei Tondern 13,682, zu Ripen waren 2.380 eingepfarrt. Dieser platt¬
dänisch sprechende und aus dem Lande hochdänisch unterrichtete Theil des Her¬
zogthums ist also in Summa von 151,848 Individuen bewohnt. In diese
Zahl sind aber die Bewohner der Städte Hadersleben, Apenrade, Sonderburg
und der Herrnhuter-Colonie Christiansfeld eingerechnet, die 1860 zusammen
17.720 (Hadersleben 8.012, Apenrade 5.133. Sonderburg 3.879. Christians-
seld 681) Einwohner hatten, und wo bis 1850 deutscher Schulunterricht herrschte.
Mithin würde die früher in dänischer Sprache unterwiesene Bevölkerung Nord¬
schleswigs nur 134,128 Individuen betragen.
Wir kommen jetzt, nachdem festgestellt ist, wer sprachlich zu Südschleswig zu
rechnen und wo die Grenze zwischen diesem und der Nordhälfte des Herzogthums zu
ziehen sein würde, zur ausführlichen Beantwortung der Frage: Wer sind die
Nordschleswiger? Im Obigen ist diese Frage kurz dahin beantwortet worden:
sie sind im Wesentlichen dasselbe Volk wie die Bewohner des Südens von Jüt-
land, und dies wird hier zu beweisen sein.
Wenn die Nordschleswiger dem Aeußern nach, in Wuchs, Haar und Augen¬
farbe, Gesichtsbildung u. d. den Südjüten ähnlich sind, so würde das kein
Beweis für eine besonders nahe Verwandtschaft dieser mit jenen sein; denn in diesen
Beziehungen stehen sich alle Stämme der cimbrischen Halbinsel im Allgemeinen
gleich nahe. Dagegen ist die Volkssprache, kleine Dialel'tabweichungen abgerech-,
net, in Nordschleswig, wie bereits bemerkt, dieselbe wie im südlichen Jütland.
Deutsche Schriftsteller haben von derselben behauptet, sie sei kein Dänisch, sie
habe „nur eine dänische Färbung", die sie dadurch bekommen habe, daß die
ursprüngliche Volkssprache durch die neuere dänische Schul- und Kirchensprache
seit Jahrhunderten bereichert worden sei. Wir bedauern, dieser Meinung ent¬
gegentreten zu müssen. Sie geht offenbar viel zu weit. Allerdings ist wahr,
daß ein aus den kopenhagner Salons kommender Däne, ja daß überhaupt der
Jnseldäne von dem Landvolk um Hadersleben und Apenrade nicht immer ver¬
standen werden und daß er seinerseits noch viel weniger klar darüber sein wird,
was gemeint ist, wenn ihn ein Bauer Nordschleswigs etwa fragt: „Er do kjört
o ä Aielwei til steif?" (Bist du auf der Landstraße zur Stadt gefahren?)
oder ihm auseinandersetzt: „Ac Oart o ä Rau stoar got" (die Erbsen und der
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