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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.

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zu sprechen, und sich Ihres vollkommenen Beyfalls und zugesagten Douceurs
zu erfreuen. Die Gondel wurde nun niedergezogen, und der Luftsegler von
dem sich immer mehr versammelten Volk, das ein beständiges Jubelgeschrey
anstimmte, und unter herbeygct'ommencr Musik bis an den Ort des Aufsteigen"
getragen. Herr Blanchard ließ sich um drei Uhr nach einigen gespielten Tänzen
und Märschen bei vierzig Fuß in die Höhe, und sank wieder in den Perschlag,
woraus er aufstieg, hinab, welches den noch zu taufenden versammleter Zu¬
schauern ein ungemein herrliches Schauspiel war.

Als Herr Blanchard bald darauf zur Stadt in sein Logis fuhr (es soll
die Chaise einer Frau von N> gewesen sein, denn seine mit vier Pferden be¬
spannte englische Chaise fuhr hinter ihm her), spannte das vom Freuden-Taumel
frohlockende Volk die Pferde aus und zog nach englischer Sitte den kühnen
Aervnauten im Triumph daher durch die ganze Länge der Stadt bis zum
rothen Roß.

Herr Blanchard saß vorne und trug die Uniform seiner Gondel, nemlich
blau und weiß mit dergleichen Federbusch auf dem Hut. Zwey herrlich ge¬
kleidete Frauenzimmer stunden hinter ii>in in der Chaise, sie trugen die Livree
seines Ballons, roth und blaßgelb, und hinten auf stund anfangs Herrn
Vlanchards Bedienter, und salutirte mit deu zwo Fahnen gegen alle vornehme
Gebäude, worinn eine erstaunliche Anzahl Adelicher und anderer distinguirter
Personen dem Zuge zusahen und ein unaufhörliches Vive IMuelrai'ä! Vivat ceo.
und Händeklatschen hören ließen. Aus vielen Häusern ertönten Musiken
aller Arten.

Gegen vier Uhr kam endlich Herr Blanchard im rothen Noß an, aus
dessen Erker ihm Trompeten und Pauken entgegenschallten. Die Straße war
von Menschen angepfropft, Herr Blanchard erschien am Fenster und dankte
mit dreimaligem Compliment dem Volke seine Ertänntlichkeit zu, welches das
Volk mit lauttönenden Vivatrufen beantwortete.

Man sagt, Herr Blanchard habe als er auf den Saker kam, von zween
Bürgern, welche mit einem Glas Wein sein Vivat tranken, und rhin auch ein
Glas zu trinken präsentirten, dasselbe ausgetrunken, und gerührt über den
lauten Jubel und Beyfall, und die ihm angethanen Ehrenbezeugungen, Thrä¬
nen der Freude und des Dankes vergossen.

Um fünf Uhr wurden unter Direction des Herrn Schöpf im Schauspiel¬
dause zwei Lustspiele, und nach diesen ein von Herrn Rolland, auf die Feyer
der Blanchardischen Luftreise, verfertigtes Ballet, beendete: "Das Fest der
Winde" gegeben, wobey das Opernhaus gedrängt voll war. Nach dem Schau¬
spiel gicngs zur Tafel und Mascarade wieder ins rothe Roß, welche sich früh
den 13 endigte.

Aus diese Weise wurde der für Einheimische als Fremde so frohe und


zu sprechen, und sich Ihres vollkommenen Beyfalls und zugesagten Douceurs
zu erfreuen. Die Gondel wurde nun niedergezogen, und der Luftsegler von
dem sich immer mehr versammelten Volk, das ein beständiges Jubelgeschrey
anstimmte, und unter herbeygct'ommencr Musik bis an den Ort des Aufsteigen«
getragen. Herr Blanchard ließ sich um drei Uhr nach einigen gespielten Tänzen
und Märschen bei vierzig Fuß in die Höhe, und sank wieder in den Perschlag,
woraus er aufstieg, hinab, welches den noch zu taufenden versammleter Zu¬
schauern ein ungemein herrliches Schauspiel war.

Als Herr Blanchard bald darauf zur Stadt in sein Logis fuhr (es soll
die Chaise einer Frau von N> gewesen sein, denn seine mit vier Pferden be¬
spannte englische Chaise fuhr hinter ihm her), spannte das vom Freuden-Taumel
frohlockende Volk die Pferde aus und zog nach englischer Sitte den kühnen
Aervnauten im Triumph daher durch die ganze Länge der Stadt bis zum
rothen Roß.

Herr Blanchard saß vorne und trug die Uniform seiner Gondel, nemlich
blau und weiß mit dergleichen Federbusch auf dem Hut. Zwey herrlich ge¬
kleidete Frauenzimmer stunden hinter ii>in in der Chaise, sie trugen die Livree
seines Ballons, roth und blaßgelb, und hinten auf stund anfangs Herrn
Vlanchards Bedienter, und salutirte mit deu zwo Fahnen gegen alle vornehme
Gebäude, worinn eine erstaunliche Anzahl Adelicher und anderer distinguirter
Personen dem Zuge zusahen und ein unaufhörliches Vive IMuelrai'ä! Vivat ceo.
und Händeklatschen hören ließen. Aus vielen Häusern ertönten Musiken
aller Arten.

Gegen vier Uhr kam endlich Herr Blanchard im rothen Noß an, aus
dessen Erker ihm Trompeten und Pauken entgegenschallten. Die Straße war
von Menschen angepfropft, Herr Blanchard erschien am Fenster und dankte
mit dreimaligem Compliment dem Volke seine Ertänntlichkeit zu, welches das
Volk mit lauttönenden Vivatrufen beantwortete.

Man sagt, Herr Blanchard habe als er auf den Saker kam, von zween
Bürgern, welche mit einem Glas Wein sein Vivat tranken, und rhin auch ein
Glas zu trinken präsentirten, dasselbe ausgetrunken, und gerührt über den
lauten Jubel und Beyfall, und die ihm angethanen Ehrenbezeugungen, Thrä¬
nen der Freude und des Dankes vergossen.

Um fünf Uhr wurden unter Direction des Herrn Schöpf im Schauspiel¬
dause zwei Lustspiele, und nach diesen ein von Herrn Rolland, auf die Feyer
der Blanchardischen Luftreise, verfertigtes Ballet, beendete: „Das Fest der
Winde" gegeben, wobey das Opernhaus gedrängt voll war. Nach dem Schau¬
spiel gicngs zur Tafel und Mascarade wieder ins rothe Roß, welche sich früh
den 13 endigte.

Aus diese Weise wurde der für Einheimische als Fremde so frohe und


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[0354] zu sprechen, und sich Ihres vollkommenen Beyfalls und zugesagten Douceurs zu erfreuen. Die Gondel wurde nun niedergezogen, und der Luftsegler von dem sich immer mehr versammelten Volk, das ein beständiges Jubelgeschrey anstimmte, und unter herbeygct'ommencr Musik bis an den Ort des Aufsteigen« getragen. Herr Blanchard ließ sich um drei Uhr nach einigen gespielten Tänzen und Märschen bei vierzig Fuß in die Höhe, und sank wieder in den Perschlag, woraus er aufstieg, hinab, welches den noch zu taufenden versammleter Zu¬ schauern ein ungemein herrliches Schauspiel war. Als Herr Blanchard bald darauf zur Stadt in sein Logis fuhr (es soll die Chaise einer Frau von N> gewesen sein, denn seine mit vier Pferden be¬ spannte englische Chaise fuhr hinter ihm her), spannte das vom Freuden-Taumel frohlockende Volk die Pferde aus und zog nach englischer Sitte den kühnen Aervnauten im Triumph daher durch die ganze Länge der Stadt bis zum rothen Roß. Herr Blanchard saß vorne und trug die Uniform seiner Gondel, nemlich blau und weiß mit dergleichen Federbusch auf dem Hut. Zwey herrlich ge¬ kleidete Frauenzimmer stunden hinter ii>in in der Chaise, sie trugen die Livree seines Ballons, roth und blaßgelb, und hinten auf stund anfangs Herrn Vlanchards Bedienter, und salutirte mit deu zwo Fahnen gegen alle vornehme Gebäude, worinn eine erstaunliche Anzahl Adelicher und anderer distinguirter Personen dem Zuge zusahen und ein unaufhörliches Vive IMuelrai'ä! Vivat ceo. und Händeklatschen hören ließen. Aus vielen Häusern ertönten Musiken aller Arten. Gegen vier Uhr kam endlich Herr Blanchard im rothen Noß an, aus dessen Erker ihm Trompeten und Pauken entgegenschallten. Die Straße war von Menschen angepfropft, Herr Blanchard erschien am Fenster und dankte mit dreimaligem Compliment dem Volke seine Ertänntlichkeit zu, welches das Volk mit lauttönenden Vivatrufen beantwortete. Man sagt, Herr Blanchard habe als er auf den Saker kam, von zween Bürgern, welche mit einem Glas Wein sein Vivat tranken, und rhin auch ein Glas zu trinken präsentirten, dasselbe ausgetrunken, und gerührt über den lauten Jubel und Beyfall, und die ihm angethanen Ehrenbezeugungen, Thrä¬ nen der Freude und des Dankes vergossen. Um fünf Uhr wurden unter Direction des Herrn Schöpf im Schauspiel¬ dause zwei Lustspiele, und nach diesen ein von Herrn Rolland, auf die Feyer der Blanchardischen Luftreise, verfertigtes Ballet, beendete: „Das Fest der Winde" gegeben, wobey das Opernhaus gedrängt voll war. Nach dem Schau¬ spiel gicngs zur Tafel und Mascarade wieder ins rothe Roß, welche sich früh den 13 endigte. Aus diese Weise wurde der für Einheimische als Fremde so frohe und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/354>, abgerufen am 23.07.2024.