Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.keit seiner Worte stand, zumal in der späteren Zeit seines Lebens, in anderen Wie die Nationalitäten, schienen auch die Stände sich in ihm zu begegnen. Nur t.i cui'gr 6i Im', >rin guna" e MLSU,. Streng gegen die Ideen, war er doch nachsichtig im Urtheil über die Menschen, Grenzboten II. 1864. ^
keit seiner Worte stand, zumal in der späteren Zeit seines Lebens, in anderen Wie die Nationalitäten, schienen auch die Stände sich in ihm zu begegnen. Nur t.i cui'gr 6i Im', >rin guna» e MLSU,. Streng gegen die Ideen, war er doch nachsichtig im Urtheil über die Menschen, Grenzboten II. 1864. ^
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keit seiner Worte stand, zumal in der späteren Zeit seines Lebens, in anderen
Augenblicken eine ruhige Würde, die sich bis zur marmornen Kälte steigern
konnte, und eine sichere, gehaltene Gemessenheit der Rede gegenüber. So
feurig sein Temperament, so leicht erregbar sein Blut war, verlor er doch nie
ganz die Herrschaft über sich selbst; die Lebhaftigkeit ging nie in Leidenschaft¬
lichkeit über. Originell in Allem, war er es auch in seinen äußeren Manieren,
sei es. daß er in der Kammer, nachdem alle seine politischen Gegner ihren
Kocher erschöpft hatten, sich erhob und, mit wenigstens einer Hand in der
Tasche, meist ein feines, oft sarkastisches Lächeln auf den Lippen, aufstand,
um einen nach dem andern zu widerlegen und niederzuwerfen; sei es, daß er
sich in lebhaftem Gespräche in einer eigenthümlichen Weise die Hände rieb,
welche so bekannt war, daß ganz Turm zu sagen pflegte: „Die Sachen stehen
gut, Cavour reibt sich die Hände"; sei es. daß er mit fast in türkischer Weise
gekreuzten Beinen auf dem Valcon seines Hauses saß. um frische Luft zu
schöpfen, oder mit den Händen auf dem Rücken durch die kahlen Reisfelder
von Leri spazierte, mit Behagen an Turin und das unruhige Treiben der
Hauptstadt denkend, dem er auf kurze Zeit entflohen war.
Wie die Nationalitäten, schienen auch die Stände sich in ihm zu begegnen.
Schon in früher Jugend um seiner weltmännischen Manieren willen an den Hof
gezogen, in der Gesellschaft durch die Liebenswürdigkeit und Anmuth seines
Wesens Alle entzückend, hatte er doch auf der andern Seite von seinen Feinden
unter dem Adel Porwürfe über sein allzubürgerlich-derbes Wesen zu hören,
wahrscheinlich, weil er Grundsätze und männliche Unabhängigkeit höher als
Hvfetiquetle und gesellschaftliche Convenienz achtete. Er beging das große
Unrecht, „die Welt" gelegentlich fühlen zu lassen, daß er sie kannte und wenig
schätzte. Er war außerdem eine viel zu entschieden ausgeprägte Persönlichkeit,
um flachen Dutzendmenschen zu gefallen; viel zu offen und rücksichtslos, um
nicht oft nach Rechts wie nacb Links bin Anstoß zu geben. Er war zu stolz.
?u energisch, zu selbstvcrtrauend. um zu jenen glatten diplomatischen Naturen
zu gehören, die sich durch alle Schwierigkeiten hindurchzuwinden wissen, ohne
irgendwo Aergerniß zu geben. Und doch war er im Grunde wohlwollend;
sei» Witz war keine bittere Satire, kein beißender Spott, der absichtlich den
Stachel in der Wunde läßt; mit einem raschen Worte warf er wie im Bor-
übergehn ein Helles Streiflicht auf die Dummheit und eitle Aufgeblasenheit,
wo sie sich hervorwagten, und wandte ihnen lächelnd den Rücken, mit Dante
denkend:
Nur t.i cui'gr 6i Im', >rin guna» e MLSU,.
Streng gegen die Ideen, war er doch nachsichtig im Urtheil über die Menschen,
dle Zeitgenossen sowohl wie die Borfahren. Auch als allmächtiger Minister
war er leutselig, jedem zugänglich, über alles gern Auskunft gebend; nur
Grenzboten II. 1864. ^
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