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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.

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Kloster.

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(Z. Narg.

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Kloster.

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^IKat tkov. llaclst oall'ä ins all tliese bitter nnmos.


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Wii^, so .1 alia; but loolc'et lor no repl^.
0! Ist me malco etre perioä to eurse.


Kloster.

is alone me ^na suas in -- Na-rZkret.

Dieses echt shakespearesche tragische Spielen mit Worten wurde, wie gesagt, zu
vortrefflichem Ausdruck gebracht. Richard haucht zähneknirschend den Fluch
Margarethens (in aller Leidenschaft und Rachsucht zu voller Geltung erhoben
durch Frau Hettstedt) und als er das passende Stichwort erlauscht, wirst er
höhnisch den Namen Margarethens hinein, den ganzen Fluch auf ihr eigenes
Haupt abzuleiten.

Zu der Scene der Ermordung des Clarence habe ich zwei Bemerkungen
zu machen. Der eine Mörder wird einen Augenblick von Gewissensbissen er¬
griffen, doch Pflegen dieselben bei ihm nicht länger zu dauern, wie er selbst
sagt, "als bis etwa einer zwanzig zählt." Dingelstedt setzt dafür: "so lange
einer an einem Vaterunser betet" und läßt den Mörder in tiefer Ironie das
stille Vaterunser, um die Zeit der Gewissensregung zu vertreiben, gleich selbst
beten. Das ist so geistreich erfunden und wirkungsreich, daß man fast wünschen
möchte, Shakespeare hätte so geschrieben. Sehr sinnreich erschien mir in dem¬
selben Auftritt ein scenisches Arrangement. Als es zur Ausführung der Tödtung
kommt, ruft der eine Mörder: I.ont< blliunä ^vu, tora, und der andere
tödtet ihn. Ich habe diese Aufforderung immer so verstanden, als ob die
Mörder ihre blutige That nicht wagten, so lange sie Clarence anschaut, als ob
sie sein Auge scheuten. In Weimar dagegen schlich der eine Mörder sich hinter
Clarence, der vorn stehen bleibende rief gleichsam warnend jene Worte, und als
sich nun Clarence "ach jenein umdreht, giebt er sich dem Mordstreich des vor
ihm Stehenden vertheidigungslos Preis.

In der folgenden Scene, wo die Botschaft von dem Tod des Clarence an
den Hof gelangt, würde ich die Fürbitte Stanleys sür seinen Diener nicht
streichen. Sie scheint ein Iiors-ä'vöuvrö, ist es aber nicht; mit ihrer Weglassung
fällt vielmehr die Motivirung für die Verse


Wer bat süe Clarence? u. s. w.

hinweg. In dem Auftritt, wo die alte York Gloster den Segen ertheilt, und
dieser seine höhnischen Zusätze zu demselben macht,*


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<Z. Narg.

Wii^, so .1 alia; but loolc'et lor no repl^.
0! Ist me malco etre perioä to eurse.


Kloster.

is alone me ^na suas in — Na-rZkret.

Dieses echt shakespearesche tragische Spielen mit Worten wurde, wie gesagt, zu
vortrefflichem Ausdruck gebracht. Richard haucht zähneknirschend den Fluch
Margarethens (in aller Leidenschaft und Rachsucht zu voller Geltung erhoben
durch Frau Hettstedt) und als er das passende Stichwort erlauscht, wirst er
höhnisch den Namen Margarethens hinein, den ganzen Fluch auf ihr eigenes
Haupt abzuleiten.

Zu der Scene der Ermordung des Clarence habe ich zwei Bemerkungen
zu machen. Der eine Mörder wird einen Augenblick von Gewissensbissen er¬
griffen, doch Pflegen dieselben bei ihm nicht länger zu dauern, wie er selbst
sagt, „als bis etwa einer zwanzig zählt." Dingelstedt setzt dafür: „so lange
einer an einem Vaterunser betet" und läßt den Mörder in tiefer Ironie das
stille Vaterunser, um die Zeit der Gewissensregung zu vertreiben, gleich selbst
beten. Das ist so geistreich erfunden und wirkungsreich, daß man fast wünschen
möchte, Shakespeare hätte so geschrieben. Sehr sinnreich erschien mir in dem¬
selben Auftritt ein scenisches Arrangement. Als es zur Ausführung der Tödtung
kommt, ruft der eine Mörder: I.ont< blliunä ^vu, tora, und der andere
tödtet ihn. Ich habe diese Aufforderung immer so verstanden, als ob die
Mörder ihre blutige That nicht wagten, so lange sie Clarence anschaut, als ob
sie sein Auge scheuten. In Weimar dagegen schlich der eine Mörder sich hinter
Clarence, der vorn stehen bleibende rief gleichsam warnend jene Worte, und als
sich nun Clarence »ach jenein umdreht, giebt er sich dem Mordstreich des vor
ihm Stehenden vertheidigungslos Preis.

In der folgenden Scene, wo die Botschaft von dem Tod des Clarence an
den Hof gelangt, würde ich die Fürbitte Stanleys sür seinen Diener nicht
streichen. Sie scheint ein Iiors-ä'vöuvrö, ist es aber nicht; mit ihrer Weglassung
fällt vielmehr die Motivirung für die Verse


Wer bat süe Clarence? u. s. w.

hinweg. In dem Auftritt, wo die alte York Gloster den Segen ertheilt, und
dieser seine höhnischen Zusätze zu demselben macht,*


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[0275] Kloster. Ha? (Z. Narg. .1 va.II thes not. Kloster. ,s erz^ et>os infra;^ edeln lor >1 6i<z kinnt^, ^IKat tkov. llaclst oall'ä ins all tliese bitter nnmos. <Z. Narg. Wii^, so .1 alia; but loolc'et lor no repl^. 0! Ist me malco etre perioä to eurse. Kloster. is alone me ^na suas in — Na-rZkret. Dieses echt shakespearesche tragische Spielen mit Worten wurde, wie gesagt, zu vortrefflichem Ausdruck gebracht. Richard haucht zähneknirschend den Fluch Margarethens (in aller Leidenschaft und Rachsucht zu voller Geltung erhoben durch Frau Hettstedt) und als er das passende Stichwort erlauscht, wirst er höhnisch den Namen Margarethens hinein, den ganzen Fluch auf ihr eigenes Haupt abzuleiten. Zu der Scene der Ermordung des Clarence habe ich zwei Bemerkungen zu machen. Der eine Mörder wird einen Augenblick von Gewissensbissen er¬ griffen, doch Pflegen dieselben bei ihm nicht länger zu dauern, wie er selbst sagt, „als bis etwa einer zwanzig zählt." Dingelstedt setzt dafür: „so lange einer an einem Vaterunser betet" und läßt den Mörder in tiefer Ironie das stille Vaterunser, um die Zeit der Gewissensregung zu vertreiben, gleich selbst beten. Das ist so geistreich erfunden und wirkungsreich, daß man fast wünschen möchte, Shakespeare hätte so geschrieben. Sehr sinnreich erschien mir in dem¬ selben Auftritt ein scenisches Arrangement. Als es zur Ausführung der Tödtung kommt, ruft der eine Mörder: I.ont< blliunä ^vu, tora, und der andere tödtet ihn. Ich habe diese Aufforderung immer so verstanden, als ob die Mörder ihre blutige That nicht wagten, so lange sie Clarence anschaut, als ob sie sein Auge scheuten. In Weimar dagegen schlich der eine Mörder sich hinter Clarence, der vorn stehen bleibende rief gleichsam warnend jene Worte, und als sich nun Clarence »ach jenein umdreht, giebt er sich dem Mordstreich des vor ihm Stehenden vertheidigungslos Preis. In der folgenden Scene, wo die Botschaft von dem Tod des Clarence an den Hof gelangt, würde ich die Fürbitte Stanleys sür seinen Diener nicht streichen. Sie scheint ein Iiors-ä'vöuvrö, ist es aber nicht; mit ihrer Weglassung fällt vielmehr die Motivirung für die Verse Wer bat süe Clarence? u. s. w. hinweg. In dem Auftritt, wo die alte York Gloster den Segen ertheilt, und dieser seine höhnischen Zusätze zu demselben macht,* 34

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/275>, abgerufen am 23.07.2024.