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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.

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Herzog Nork, worin die Exposition der Ansprüche des letzteren aus die Krone
gegeben wird.


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Aber auf der andern Seite würde es einem deutschen Publicum auch nicht
möglich sein, die Darstellung der Pucelle, wie sie Shakespeare giebt, nach
Schillers glänzender Apotheose dieser Gestalt ohne Verletzung des Gefühls zu
ertragen. Zwar hat die romantische Schule gefunden, daß der von Schiller
"aufgewandte Farbenzaubcr denn doch nicht so glänzend ist, als man sichs
denken könnte" (eines der naiv unsinnigsten Apophthcgmen, die mir im Gebiete
der Aesthetik und sonst je vorgekommen sind): aber das deutsche Volk hält an
der von Schiller gezeichneten idealen Gestalt fest und würde in Shakespeares
Gemälde nichts als eine parteiische Verunglimpfung und Herabsetzung der
Heldin erkennen. Ueberdies ist dieser 'erste Theil in so hohem Grade dissolut
und auseinandergehend, daß etwas für unsere Bühne Brauchbares daraus
wohl kaum zu machen sein dürfte. Und so ist denn, wie gesagt, die Streichung
dieser ganzen Partie im Ganzen zu billigen. Es bleiben daher nur zwei
Theile von Shakespeare für Dingelstedt übrig, von denen der erste, am 28. April
aufgeführt, mit der 1. Scene des 2. Theils (im Original) beginnt und mit
dem 1. Auftritt des dritten schließt. Folgen wir nun im Großen und Ganzen
zunächst dieser Darstellung des ersten Theils der dingelstedtischen Bearbeitung.

Dieselbe beginnt, wie gesagt, mit der Scene, in welcher Suffolk Königin
Margarethe, die er für Heinrich geworben, dem König als Gemahlin zuführt.
Schon hier trat "eben einer sehr guten Jnscenirung das höchst angemessene
Spiel des Königs (Herr Grans) hervor, dessen zärtliche Weichheit die ver¬
derbliche Schwäche, die das Reich zu Grunde richten muß, vorausahnen ließ.
Herr Grans hielt diesen richtig getroffenen Grundton mit Consecjucnz durch das
ganze Stück fest, wobei auch die sorgfältig gewählte Maske mit den schlichten
langen Haaren zur Illusion mithalf. Schon hier hat der Bearbeiter zur Ex¬
position einiges zugesetzt, indem er der Königin bei jeder bedeutenden Person
des Hoff, die ihr vorgestellt wird. eine boshaft charakterisirende Bemerkung über
dieselbe in den Mund legt. Es folgte dann die Besprechung der Lords über
die Lage deS Landes, und schon hier muß ich die Kunst anerkennen, mit welcher
Winchester (Herr Lehseld) Maske und Mimik gestaltete, eine Anerkennung, die
ihm durch das ganze Stück gebührte. Nur seine Sprache, von Natur oder
durch Gewöhnung zu schmetternd, möge er beherrschen: er hat das Zeug zu
einem bedeutenden Schauspieler. Auf die Exposition, die dann Hort in einem
Monolog von seinen Ansprüchen und Planen macht, und den Auftritt zwischen


Herzog Nork, worin die Exposition der Ansprüche des letzteren aus die Krone
gegeben wird.


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Ilion art mzs bsir: dirs rsst, ^visb ldee Mtlrsr:
IZut z^et dö v^r^ in du^ stuÄious os.ro.

Aber auf der andern Seite würde es einem deutschen Publicum auch nicht
möglich sein, die Darstellung der Pucelle, wie sie Shakespeare giebt, nach
Schillers glänzender Apotheose dieser Gestalt ohne Verletzung des Gefühls zu
ertragen. Zwar hat die romantische Schule gefunden, daß der von Schiller
„aufgewandte Farbenzaubcr denn doch nicht so glänzend ist, als man sichs
denken könnte" (eines der naiv unsinnigsten Apophthcgmen, die mir im Gebiete
der Aesthetik und sonst je vorgekommen sind): aber das deutsche Volk hält an
der von Schiller gezeichneten idealen Gestalt fest und würde in Shakespeares
Gemälde nichts als eine parteiische Verunglimpfung und Herabsetzung der
Heldin erkennen. Ueberdies ist dieser 'erste Theil in so hohem Grade dissolut
und auseinandergehend, daß etwas für unsere Bühne Brauchbares daraus
wohl kaum zu machen sein dürfte. Und so ist denn, wie gesagt, die Streichung
dieser ganzen Partie im Ganzen zu billigen. Es bleiben daher nur zwei
Theile von Shakespeare für Dingelstedt übrig, von denen der erste, am 28. April
aufgeführt, mit der 1. Scene des 2. Theils (im Original) beginnt und mit
dem 1. Auftritt des dritten schließt. Folgen wir nun im Großen und Ganzen
zunächst dieser Darstellung des ersten Theils der dingelstedtischen Bearbeitung.

Dieselbe beginnt, wie gesagt, mit der Scene, in welcher Suffolk Königin
Margarethe, die er für Heinrich geworben, dem König als Gemahlin zuführt.
Schon hier trat »eben einer sehr guten Jnscenirung das höchst angemessene
Spiel des Königs (Herr Grans) hervor, dessen zärtliche Weichheit die ver¬
derbliche Schwäche, die das Reich zu Grunde richten muß, vorausahnen ließ.
Herr Grans hielt diesen richtig getroffenen Grundton mit Consecjucnz durch das
ganze Stück fest, wobei auch die sorgfältig gewählte Maske mit den schlichten
langen Haaren zur Illusion mithalf. Schon hier hat der Bearbeiter zur Ex¬
position einiges zugesetzt, indem er der Königin bei jeder bedeutenden Person
des Hoff, die ihr vorgestellt wird. eine boshaft charakterisirende Bemerkung über
dieselbe in den Mund legt. Es folgte dann die Besprechung der Lords über
die Lage deS Landes, und schon hier muß ich die Kunst anerkennen, mit welcher
Winchester (Herr Lehseld) Maske und Mimik gestaltete, eine Anerkennung, die
ihm durch das ganze Stück gebührte. Nur seine Sprache, von Natur oder
durch Gewöhnung zu schmetternd, möge er beherrschen: er hat das Zeug zu
einem bedeutenden Schauspieler. Auf die Exposition, die dann Hort in einem
Monolog von seinen Ansprüchen und Planen macht, und den Auftritt zwischen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/266>, abgerufen am 23.07.2024.