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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.

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die Spur gekommen (dasselbe führte bald den dänischen Namen Lund, bald
hieß es Lang, bald wieder anders, und empfing, wie man wissen will, für
Correspondenzen für die "Kreuzzeiiuug" und ein Organ des Grafen Ncchberg
wiederholt beträchtliche Geldsendungen ans Berlin und Wien) in Kiel wenigstens
nicht gut erscheinen können, ohne seiner Redaction Verlegenheiten der unwill¬
kommensten Art zu bereiten.

Das, die wenigen Dänischgesinnten im Lande sich den Kundgebungen für
unser Recht gegenüber ebenfalls regen würden., und daß namentlich die Clique
der fünf oder sechs Grafen und Freiherr,,, die Christian von Dänemark für
unser" Hcrzogsstuhl im Auge haben (man kennt aus den, englischen Blaubuch
Scheck-Plcssens unvorsichtige Erklärung über den eigentlichen Grund dieser Lieb¬
haberei) es an einem Versuch nicht fehlen lasst,, würden, eine Gegendemonstra¬
tion in Scene zu setzen, war zu erwarten. In der That erfuhr man denn
auch vor einigen Tagen, daß Graf Reventlow-Farve mit einigen Standes-
genossen sich bemüht hatte, am vorigen Sonnabend zu Lensahn im südöstlichen
Holstein eine Versammlung von bäuerlichen Gutsbesitzern zu Stande zu bringe",
in welcher eine Gegenerklärung gegen die Declaratioi, der Stände unterzeichnet
werden sollte, Und wirklich soll es den betreffenden Herrschaften, die sonst all¬
gemein für echtes Vollblut gehalten werden wollen, geglückt sein, zwei oder
gar drei Dutzend Jnseen und Dreschersleute ihrer Gutsbezirke zu überreden,
sich den gnädigen Herren durch Hinmalung ihres Namens "anzuschließen". Der
Gedanke jedoch, mit Hilfe von Vorspiegelungen (man soll den guten dummen
Vaucrknabe" die Erhebung des "AugustenbnrgerS" zum Herzog als gleichbedeutend
mit Wiedereinführung der Leibeigenschaft dargestellt haben) hier zu Lande einen
Ableger der "kleinen, aber mächtigen Partei" zu pflanzen, wird unzweifelhaft
in den Bor" falle". Selbst eine Coalition des Grafen Reventlow-Farve mit
der demokratischen Reform, welche von der mit dieser Adelsgesellschaft wohl¬
bekannten "Schleswig-Holsteinischen Zeitung" für nicht undenkbar gehalten wird,
möchte bei den, gesunden Sinn unseres Volkes keinerlei Gefahr drohen.

Ändcrweite Bestrebungen im dänischen Interesse werden aus Südsehleswig
berichtet. Namentlich soll ein dortiger Gutsbesitzer, ein Herr v. Ladiges in
Hütte", früher Premierleutnant in der dänischen Armee, sich solcher Bestrebungen
schuldig gemacht haben. Noch andere Versuche dieser Art hat bereits die Volks¬
justiz gestraft. Ein hiesiger Tischler hatte sich unterstanden, in Dörfern, der
Umgegend für landesfeindliche Zwecke zu werben, und die Folge war, daß man
ihm sei" Mißfallen durch Einwerfen der Fenster zu erkennen gab. Das in
aufgeregter Zeit besonders thätige Gerücht brachte dann mit dem Erwähnten
und dessen Treiben andere im Geruch dänischer Gesinnung Stehende und unter
diesen namentlich einen hiesigen sehr wohlhabenden Advocaten in Verbindung,
und wieder gab es eine gute Anzahl zerbrochener Fensterscheiben. Es würde


die Spur gekommen (dasselbe führte bald den dänischen Namen Lund, bald
hieß es Lang, bald wieder anders, und empfing, wie man wissen will, für
Correspondenzen für die „Kreuzzeiiuug" und ein Organ des Grafen Ncchberg
wiederholt beträchtliche Geldsendungen ans Berlin und Wien) in Kiel wenigstens
nicht gut erscheinen können, ohne seiner Redaction Verlegenheiten der unwill¬
kommensten Art zu bereiten.

Das, die wenigen Dänischgesinnten im Lande sich den Kundgebungen für
unser Recht gegenüber ebenfalls regen würden., und daß namentlich die Clique
der fünf oder sechs Grafen und Freiherr,,, die Christian von Dänemark für
unser» Hcrzogsstuhl im Auge haben (man kennt aus den, englischen Blaubuch
Scheck-Plcssens unvorsichtige Erklärung über den eigentlichen Grund dieser Lieb¬
haberei) es an einem Versuch nicht fehlen lasst,, würden, eine Gegendemonstra¬
tion in Scene zu setzen, war zu erwarten. In der That erfuhr man denn
auch vor einigen Tagen, daß Graf Reventlow-Farve mit einigen Standes-
genossen sich bemüht hatte, am vorigen Sonnabend zu Lensahn im südöstlichen
Holstein eine Versammlung von bäuerlichen Gutsbesitzern zu Stande zu bringe»,
in welcher eine Gegenerklärung gegen die Declaratioi, der Stände unterzeichnet
werden sollte, Und wirklich soll es den betreffenden Herrschaften, die sonst all¬
gemein für echtes Vollblut gehalten werden wollen, geglückt sein, zwei oder
gar drei Dutzend Jnseen und Dreschersleute ihrer Gutsbezirke zu überreden,
sich den gnädigen Herren durch Hinmalung ihres Namens „anzuschließen". Der
Gedanke jedoch, mit Hilfe von Vorspiegelungen (man soll den guten dummen
Vaucrknabe» die Erhebung des „AugustenbnrgerS" zum Herzog als gleichbedeutend
mit Wiedereinführung der Leibeigenschaft dargestellt haben) hier zu Lande einen
Ableger der „kleinen, aber mächtigen Partei" zu pflanzen, wird unzweifelhaft
in den Bor» falle». Selbst eine Coalition des Grafen Reventlow-Farve mit
der demokratischen Reform, welche von der mit dieser Adelsgesellschaft wohl¬
bekannten „Schleswig-Holsteinischen Zeitung" für nicht undenkbar gehalten wird,
möchte bei den, gesunden Sinn unseres Volkes keinerlei Gefahr drohen.

Ändcrweite Bestrebungen im dänischen Interesse werden aus Südsehleswig
berichtet. Namentlich soll ein dortiger Gutsbesitzer, ein Herr v. Ladiges in
Hütte», früher Premierleutnant in der dänischen Armee, sich solcher Bestrebungen
schuldig gemacht haben. Noch andere Versuche dieser Art hat bereits die Volks¬
justiz gestraft. Ein hiesiger Tischler hatte sich unterstanden, in Dörfern, der
Umgegend für landesfeindliche Zwecke zu werben, und die Folge war, daß man
ihm sei» Mißfallen durch Einwerfen der Fenster zu erkennen gab. Das in
aufgeregter Zeit besonders thätige Gerücht brachte dann mit dem Erwähnten
und dessen Treiben andere im Geruch dänischer Gesinnung Stehende und unter
diesen namentlich einen hiesigen sehr wohlhabenden Advocaten in Verbindung,
und wieder gab es eine gute Anzahl zerbrochener Fensterscheiben. Es würde


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/165>, abgerufen am 23.07.2024.