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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.

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mit Nähnadel und Zwirn, mit Axt und Spaten ausgerüstet sein. Ebenso¬
gut wie die Römer Axt und Spaten dem Soldaten gaben, müßten wir es
thun. Man fordert, daß jeder Soldat in der Schneiderkunst ein wenig geübt
ist, noch viel mehr ist es nothwendig, daß jeder Soldat in der Verschanzungs-
kunst sicher ist.

Bis jetzt hat man diese Kunst allein den Genietruppen anvertraut; bei
der Ausbildung der Infanterie hat man sie oberflächlich behandelt, bei der Aus¬
bildung der Offiziere fast ganz unbeachtet gelassen. Wir behalten uns vor, in
einem nächsten Briefe über die Ausbildung der Truppen uns weiter darüber
auszulösen und dann auch darzulegen, wie wir diese Uebungen verstehen. .




Die neue Bewegung in Schleswig-Holstein.

Das neue Leben, welches durch die Conferenz und den französischen Vor¬
schlag, die Wünsche der Bevölkerung zur Friedensbasis zu machen, in unsere
Sache gekommen ist, hat sich in der verflossenen Woche nicht nur erhalten,
sondern in seiner Energie gesteigert und über weitere Kreise ausgebreitet. Alle
Schichten der Bevölkerung sind mehr oder minder davon ergriffen, selbst die
sonst nicht leicht entzündlichen Landleute der südlichen Marschen und Wagriens
scheinen jetzt hier und da Feuer fangen zu wollen.

Durchaus nach Wunsch der Patrioten ist der Städtetag in Neumünster
verlausen. Infolge der von den städtischen Collegien Kiels erlassenen Auf¬
forderung versammelten sich am 12. April Mittags im dortigen Bahnhofshotel
Vertreter von 37 Schleswig-holsteinischen Stadt- und Fleckcncommuncn. Aus
Holstein waren vertreten die Städte Altona, Kiel, Rendsburg, Glückstadt, Hei¬
ligenhasen, Itzehoe, Lütjenburg, Neustadt, Neumünster, Oldesloe, Oldenburg,
Ploen und Segeberg, sowie die (zum Theil sehr großen) Flecken Lunden, Mel¬
dorf, Heide, Crempe. Ahrensboek, Barmstedt, Bramstedt, Elmshorn, Kcllinghusen,
Pinneberg, Preetz, Uetersen, Wcssclburen, Wilster, Wandsbcck und Wedel. Aus
Schleswig hatten die Städte Eckernförde, Schleswig, Husum, Tönning, Garding,
Tondern und der Flecken Bredstedt im Friesenlande die Versammlung beschickt.
Neinfeld in Holstein hatte zwar keinen Vertreter, aber eine zustimmende Erklärung


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mit Nähnadel und Zwirn, mit Axt und Spaten ausgerüstet sein. Ebenso¬
gut wie die Römer Axt und Spaten dem Soldaten gaben, müßten wir es
thun. Man fordert, daß jeder Soldat in der Schneiderkunst ein wenig geübt
ist, noch viel mehr ist es nothwendig, daß jeder Soldat in der Verschanzungs-
kunst sicher ist.

Bis jetzt hat man diese Kunst allein den Genietruppen anvertraut; bei
der Ausbildung der Infanterie hat man sie oberflächlich behandelt, bei der Aus¬
bildung der Offiziere fast ganz unbeachtet gelassen. Wir behalten uns vor, in
einem nächsten Briefe über die Ausbildung der Truppen uns weiter darüber
auszulösen und dann auch darzulegen, wie wir diese Uebungen verstehen. .




Die neue Bewegung in Schleswig-Holstein.

Das neue Leben, welches durch die Conferenz und den französischen Vor¬
schlag, die Wünsche der Bevölkerung zur Friedensbasis zu machen, in unsere
Sache gekommen ist, hat sich in der verflossenen Woche nicht nur erhalten,
sondern in seiner Energie gesteigert und über weitere Kreise ausgebreitet. Alle
Schichten der Bevölkerung sind mehr oder minder davon ergriffen, selbst die
sonst nicht leicht entzündlichen Landleute der südlichen Marschen und Wagriens
scheinen jetzt hier und da Feuer fangen zu wollen.

Durchaus nach Wunsch der Patrioten ist der Städtetag in Neumünster
verlausen. Infolge der von den städtischen Collegien Kiels erlassenen Auf¬
forderung versammelten sich am 12. April Mittags im dortigen Bahnhofshotel
Vertreter von 37 Schleswig-holsteinischen Stadt- und Fleckcncommuncn. Aus
Holstein waren vertreten die Städte Altona, Kiel, Rendsburg, Glückstadt, Hei¬
ligenhasen, Itzehoe, Lütjenburg, Neustadt, Neumünster, Oldesloe, Oldenburg,
Ploen und Segeberg, sowie die (zum Theil sehr großen) Flecken Lunden, Mel¬
dorf, Heide, Crempe. Ahrensboek, Barmstedt, Bramstedt, Elmshorn, Kcllinghusen,
Pinneberg, Preetz, Uetersen, Wcssclburen, Wilster, Wandsbcck und Wedel. Aus
Schleswig hatten die Städte Eckernförde, Schleswig, Husum, Tönning, Garding,
Tondern und der Flecken Bredstedt im Friesenlande die Versammlung beschickt.
Neinfeld in Holstein hatte zwar keinen Vertreter, aber eine zustimmende Erklärung


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[0161] mit Nähnadel und Zwirn, mit Axt und Spaten ausgerüstet sein. Ebenso¬ gut wie die Römer Axt und Spaten dem Soldaten gaben, müßten wir es thun. Man fordert, daß jeder Soldat in der Schneiderkunst ein wenig geübt ist, noch viel mehr ist es nothwendig, daß jeder Soldat in der Verschanzungs- kunst sicher ist. Bis jetzt hat man diese Kunst allein den Genietruppen anvertraut; bei der Ausbildung der Infanterie hat man sie oberflächlich behandelt, bei der Aus¬ bildung der Offiziere fast ganz unbeachtet gelassen. Wir behalten uns vor, in einem nächsten Briefe über die Ausbildung der Truppen uns weiter darüber auszulösen und dann auch darzulegen, wie wir diese Uebungen verstehen. . Die neue Bewegung in Schleswig-Holstein. Das neue Leben, welches durch die Conferenz und den französischen Vor¬ schlag, die Wünsche der Bevölkerung zur Friedensbasis zu machen, in unsere Sache gekommen ist, hat sich in der verflossenen Woche nicht nur erhalten, sondern in seiner Energie gesteigert und über weitere Kreise ausgebreitet. Alle Schichten der Bevölkerung sind mehr oder minder davon ergriffen, selbst die sonst nicht leicht entzündlichen Landleute der südlichen Marschen und Wagriens scheinen jetzt hier und da Feuer fangen zu wollen. Durchaus nach Wunsch der Patrioten ist der Städtetag in Neumünster verlausen. Infolge der von den städtischen Collegien Kiels erlassenen Auf¬ forderung versammelten sich am 12. April Mittags im dortigen Bahnhofshotel Vertreter von 37 Schleswig-holsteinischen Stadt- und Fleckcncommuncn. Aus Holstein waren vertreten die Städte Altona, Kiel, Rendsburg, Glückstadt, Hei¬ ligenhasen, Itzehoe, Lütjenburg, Neustadt, Neumünster, Oldesloe, Oldenburg, Ploen und Segeberg, sowie die (zum Theil sehr großen) Flecken Lunden, Mel¬ dorf, Heide, Crempe. Ahrensboek, Barmstedt, Bramstedt, Elmshorn, Kcllinghusen, Pinneberg, Preetz, Uetersen, Wcssclburen, Wilster, Wandsbcck und Wedel. Aus Schleswig hatten die Städte Eckernförde, Schleswig, Husum, Tönning, Garding, Tondern und der Flecken Bredstedt im Friesenlande die Versammlung beschickt. Neinfeld in Holstein hatte zwar keinen Vertreter, aber eine zustimmende Erklärung Grenzboten II. 18«i4. 20

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/161>, abgerufen am 23.07.2024.