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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band.

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Indeß soll ick? ja "bei den Berathungen des akademischen Konsistoriums über
die Eidesleistung in höchst serviler Weise aufgetreten sein".

Was ich hierüber sagen kann ohne Andere zu compromittiren, das will ich
gern ohne Rückhalt mittheilen. -- Das Princip der Eidesverweigerung oder Eidcs-
ablehnung hat mir unter jenen lebhaft erregten Berathungen der drei uns zur
Frist der Eidesleistung vergönnten Tage bleibend in seiner Geltung sich behauptet.
Dabei habe ich aber im Uebrigen einem möglichst gemäßigten Verkalten der Regierung
gegenüber, so wie namentlich, und zwar unter eingehender Beachtung meiner Be¬
merkungen von Seiten meiner Herren Kollegen, gemäßigter Haltung unserer den
höheren Behörden einzureichenden Erklärung ganz besonders das Wort geredet. Auf
verschiedene Weise habe ich versucht, alle für Verweigerung des Eides gestimmten
Mitglieder des Konsistoriums ohne Ausnahme in einer gemeinsamen Form der Ein¬
gabe zu vereinigen. Schließlich aber habe ich mich mit allen übrigen so gesinnten
Consistvrialen, ausgenommen einen einzige" derselben, der durch Majoritätsbeschluß
gut geheißenen Fassung ohne irgendwelchen Vorbehalt angeschlossen, indem ich mich
mit deren Inhalt in vollem Einverständnis; fand. Auch habe ich die Bedenken,
welche gegen die Eidesverweigerung schienen geltend gemacht werden zu können, ohne
denselben indeß meine Zustimmung zu geben, freimüthig und energisch zur Sprache
gebracht, damit die verantwortungsvolle Sache.nicht irgendwie leicht genommen
werden möchte und wir alle den vcrhängnißschwcren entscheidenden Schritt mit voller
Freudigkeit der Gewissen und voller Festigkeit unseres Beschlusses möchten thun können.

Was endlich meine Theilnahme an "Studcutcncvmmersen" und meine "Toaste"
auf denselben angeht, so reducirt sich dieses den wirklichen Thatsachen nach auf
einen einzigen "Commers", dem ich am Abend des Tages, an welchem die Buudes-
commissärc und die Bundestruppen unter dem Jubel der Bevölkerung hier einge¬
zogen waren, mit der großen Mehrzahl meiner Kollegen beigewohnt habe und auf
einen einzigen, von mir bei diesem Anlaß, auf die Befreiung meines Geburtslandes
Schleswig nämlich, ausgebrachten Toast. -- Daß mein Patriotismus nicht "geheu¬
chelt" ist, habe ich schon seit dem Jahre 1848 öster durch sehr entschiedene öffent¬
liche Erklärungen zu bewähren Anlaß gehabt, deren einige noch gedruckt vorliegen.

Dringend bitten möchte ich aber zum Schluß einen jeden, dem unsere Landes-
sache am Herzen liegt, dessen eingedenk zu sein, daß dieselbe nur durch die Eintracht
ihrer Vertreter den Sieg gewinnen kann und schon aus diesem Grunde Verdächti¬
gungen derselben unter einander schwer verantwortlich sind.


Kirchenrath, Professor or. Thomsen.


Veranlwortlicbor Redacteur: Dr. Moritz Busch.
Verlag von F. L. Herbig. -- Druck von C, E. Elbett in Leipzig.

Indeß soll ick? ja „bei den Berathungen des akademischen Konsistoriums über
die Eidesleistung in höchst serviler Weise aufgetreten sein".

Was ich hierüber sagen kann ohne Andere zu compromittiren, das will ich
gern ohne Rückhalt mittheilen. — Das Princip der Eidesverweigerung oder Eidcs-
ablehnung hat mir unter jenen lebhaft erregten Berathungen der drei uns zur
Frist der Eidesleistung vergönnten Tage bleibend in seiner Geltung sich behauptet.
Dabei habe ich aber im Uebrigen einem möglichst gemäßigten Verkalten der Regierung
gegenüber, so wie namentlich, und zwar unter eingehender Beachtung meiner Be¬
merkungen von Seiten meiner Herren Kollegen, gemäßigter Haltung unserer den
höheren Behörden einzureichenden Erklärung ganz besonders das Wort geredet. Auf
verschiedene Weise habe ich versucht, alle für Verweigerung des Eides gestimmten
Mitglieder des Konsistoriums ohne Ausnahme in einer gemeinsamen Form der Ein¬
gabe zu vereinigen. Schließlich aber habe ich mich mit allen übrigen so gesinnten
Consistvrialen, ausgenommen einen einzige» derselben, der durch Majoritätsbeschluß
gut geheißenen Fassung ohne irgendwelchen Vorbehalt angeschlossen, indem ich mich
mit deren Inhalt in vollem Einverständnis; fand. Auch habe ich die Bedenken,
welche gegen die Eidesverweigerung schienen geltend gemacht werden zu können, ohne
denselben indeß meine Zustimmung zu geben, freimüthig und energisch zur Sprache
gebracht, damit die verantwortungsvolle Sache.nicht irgendwie leicht genommen
werden möchte und wir alle den vcrhängnißschwcren entscheidenden Schritt mit voller
Freudigkeit der Gewissen und voller Festigkeit unseres Beschlusses möchten thun können.

Was endlich meine Theilnahme an „Studcutcncvmmersen" und meine „Toaste"
auf denselben angeht, so reducirt sich dieses den wirklichen Thatsachen nach auf
einen einzigen „Commers", dem ich am Abend des Tages, an welchem die Buudes-
commissärc und die Bundestruppen unter dem Jubel der Bevölkerung hier einge¬
zogen waren, mit der großen Mehrzahl meiner Kollegen beigewohnt habe und auf
einen einzigen, von mir bei diesem Anlaß, auf die Befreiung meines Geburtslandes
Schleswig nämlich, ausgebrachten Toast. — Daß mein Patriotismus nicht „geheu¬
chelt" ist, habe ich schon seit dem Jahre 1848 öster durch sehr entschiedene öffent¬
liche Erklärungen zu bewähren Anlaß gehabt, deren einige noch gedruckt vorliegen.

Dringend bitten möchte ich aber zum Schluß einen jeden, dem unsere Landes-
sache am Herzen liegt, dessen eingedenk zu sein, daß dieselbe nur durch die Eintracht
ihrer Vertreter den Sieg gewinnen kann und schon aus diesem Grunde Verdächti¬
gungen derselben unter einander schwer verantwortlich sind.


Kirchenrath, Professor or. Thomsen.


Veranlwortlicbor Redacteur: Dr. Moritz Busch.
Verlag von F. L. Herbig. — Druck von C, E. Elbett in Leipzig.
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[0254] Indeß soll ick? ja „bei den Berathungen des akademischen Konsistoriums über die Eidesleistung in höchst serviler Weise aufgetreten sein". Was ich hierüber sagen kann ohne Andere zu compromittiren, das will ich gern ohne Rückhalt mittheilen. — Das Princip der Eidesverweigerung oder Eidcs- ablehnung hat mir unter jenen lebhaft erregten Berathungen der drei uns zur Frist der Eidesleistung vergönnten Tage bleibend in seiner Geltung sich behauptet. Dabei habe ich aber im Uebrigen einem möglichst gemäßigten Verkalten der Regierung gegenüber, so wie namentlich, und zwar unter eingehender Beachtung meiner Be¬ merkungen von Seiten meiner Herren Kollegen, gemäßigter Haltung unserer den höheren Behörden einzureichenden Erklärung ganz besonders das Wort geredet. Auf verschiedene Weise habe ich versucht, alle für Verweigerung des Eides gestimmten Mitglieder des Konsistoriums ohne Ausnahme in einer gemeinsamen Form der Ein¬ gabe zu vereinigen. Schließlich aber habe ich mich mit allen übrigen so gesinnten Consistvrialen, ausgenommen einen einzige» derselben, der durch Majoritätsbeschluß gut geheißenen Fassung ohne irgendwelchen Vorbehalt angeschlossen, indem ich mich mit deren Inhalt in vollem Einverständnis; fand. Auch habe ich die Bedenken, welche gegen die Eidesverweigerung schienen geltend gemacht werden zu können, ohne denselben indeß meine Zustimmung zu geben, freimüthig und energisch zur Sprache gebracht, damit die verantwortungsvolle Sache.nicht irgendwie leicht genommen werden möchte und wir alle den vcrhängnißschwcren entscheidenden Schritt mit voller Freudigkeit der Gewissen und voller Festigkeit unseres Beschlusses möchten thun können. Was endlich meine Theilnahme an „Studcutcncvmmersen" und meine „Toaste" auf denselben angeht, so reducirt sich dieses den wirklichen Thatsachen nach auf einen einzigen „Commers", dem ich am Abend des Tages, an welchem die Buudes- commissärc und die Bundestruppen unter dem Jubel der Bevölkerung hier einge¬ zogen waren, mit der großen Mehrzahl meiner Kollegen beigewohnt habe und auf einen einzigen, von mir bei diesem Anlaß, auf die Befreiung meines Geburtslandes Schleswig nämlich, ausgebrachten Toast. — Daß mein Patriotismus nicht „geheu¬ chelt" ist, habe ich schon seit dem Jahre 1848 öster durch sehr entschiedene öffent¬ liche Erklärungen zu bewähren Anlaß gehabt, deren einige noch gedruckt vorliegen. Dringend bitten möchte ich aber zum Schluß einen jeden, dem unsere Landes- sache am Herzen liegt, dessen eingedenk zu sein, daß dieselbe nur durch die Eintracht ihrer Vertreter den Sieg gewinnen kann und schon aus diesem Grunde Verdächti¬ gungen derselben unter einander schwer verantwortlich sind. Kirchenrath, Professor or. Thomsen. Veranlwortlicbor Redacteur: Dr. Moritz Busch. Verlag von F. L. Herbig. — Druck von C, E. Elbett in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_116464/254>, abgerufen am 24.07.2024.