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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band.

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erbaut wurde und von der noch jetzt Spuren vorhanden sind. Beim Anfange
des Hciuptwalles und seines Grabens befindet sich ein Vorwall, über den neun
etwa 20 Fuß breite Uebergänge führen, die im Norden etwa 2000, weiterhin
aber nur 300 Fuß von einander entfernt sind und an denen früher Thürme oder
Castelle standen.

Hinter Kurburg beginnt der Krummwall, der bedeutend niedriger gewesen
sein muß, als alle übrigen Werte und der auch keinen Graben hat. Derselbe
zieht sich bis in die Gegend von Hollingstcdt, wo er einst mit einer geschlossenen
Befestigung endigte. Seine Anlegung muß mit großen Schwierigkeiten ver¬
bunden gewesen sein, da er einen Sumpf durchschneidet.

Der Kograben oder das Chowerk beginnt am Seller Nvor und streckt sich
in einer anderthalb Meilen langen Linie bis fast nach der ehemaligen Schäferei
Kurburg hin. Von da an westlich verliert sich seine Spur, und man sieht nur
das Dannewcrk vor sich, bis er auf den hollingstedter Marken Binnengrüft und
Heßlo als ein 2 bis 3 Fuß hoher Doppelwall wieder erscheint. Der Kograben
gehörte früher zu den stärksten Werken dieses ganzen Befestigungssystems, und
wenn die Zeit ihn zum Theil verringert hat, so besteht doch jetzt noch ein 16
bis 20 Fuß hoher Wall von Kurburg bis fast an die rendsburger Chaussee
hin, und der Graben, welcher an der südlichen Seite hinläuft und jetzt mit
Haidekraut bewachsen ist, hat an den meisten Stellen noch eine Tiefe von zehn
Fuß. Vor dem Graben befindet fich eine Art Glacis. An einigen Stellen
sind schmale Uebergänge, vermuthlich für Reiterei angelegt. Die Zeit, aus
welcher diese Befestigung stammt, ist nicht zu ermitteln gewesen. Doch ist sie
ohne Zweifel älter als das Dannewerk und wahrscheinlich schon im achten
Jahrhundert vorhanden gewesen, wo sie die Grenze Dänemarks bezeichnet ha¬
ben wird, wie sie jetzt die Kroppharde von der Arensharde scheidet. Nördlich
vom Kograben, nickt weit von dem Dorfe Wedclspang, bemerkt man einen
Hügel, der den Namen Könnsiehöe führt, und in dem der König Sigurd lie¬
gen soll, welcher hier zu Anfang des neunten Jahrhunderts erschlagen wurde.

Alle diese alten Festungswerke sind im verflossenen Jahre von den dänischen
Ingenieuren ausgebessert und durch starke Schanzen zu erfolgreicher Vertheidigung
gegen einen von Süden kommenden Feind hergerichtet worden. Das Danne¬
werk namentlich und der Krummwail ist jetzt von vierzehn Redouten vertheidigt,
und in den Schanzen bei Bustorf, der wichtigsten Position des ganzen Desil6s be¬
finden sich Geschütze vom schwersten Kaliber. Alle Werke sind mit Palissaden
versehen, und nichts ist versäumt, um die Stellung uneinnehmbar zu machen.

Indeß würden diese Schanzen allein schon deshalb nicht lange zu halten
sein, weil es der dänischen Armee an gezognen Geschützen mangelt und weil
General de Meza nicht genug Truppen hat, um diese meilenbreite Linie aus¬
reichend zu besetzen. Ein Heer von 60,000 Deutschen würde sie, wenn auch


erbaut wurde und von der noch jetzt Spuren vorhanden sind. Beim Anfange
des Hciuptwalles und seines Grabens befindet sich ein Vorwall, über den neun
etwa 20 Fuß breite Uebergänge führen, die im Norden etwa 2000, weiterhin
aber nur 300 Fuß von einander entfernt sind und an denen früher Thürme oder
Castelle standen.

Hinter Kurburg beginnt der Krummwall, der bedeutend niedriger gewesen
sein muß, als alle übrigen Werte und der auch keinen Graben hat. Derselbe
zieht sich bis in die Gegend von Hollingstcdt, wo er einst mit einer geschlossenen
Befestigung endigte. Seine Anlegung muß mit großen Schwierigkeiten ver¬
bunden gewesen sein, da er einen Sumpf durchschneidet.

Der Kograben oder das Chowerk beginnt am Seller Nvor und streckt sich
in einer anderthalb Meilen langen Linie bis fast nach der ehemaligen Schäferei
Kurburg hin. Von da an westlich verliert sich seine Spur, und man sieht nur
das Dannewcrk vor sich, bis er auf den hollingstedter Marken Binnengrüft und
Heßlo als ein 2 bis 3 Fuß hoher Doppelwall wieder erscheint. Der Kograben
gehörte früher zu den stärksten Werken dieses ganzen Befestigungssystems, und
wenn die Zeit ihn zum Theil verringert hat, so besteht doch jetzt noch ein 16
bis 20 Fuß hoher Wall von Kurburg bis fast an die rendsburger Chaussee
hin, und der Graben, welcher an der südlichen Seite hinläuft und jetzt mit
Haidekraut bewachsen ist, hat an den meisten Stellen noch eine Tiefe von zehn
Fuß. Vor dem Graben befindet fich eine Art Glacis. An einigen Stellen
sind schmale Uebergänge, vermuthlich für Reiterei angelegt. Die Zeit, aus
welcher diese Befestigung stammt, ist nicht zu ermitteln gewesen. Doch ist sie
ohne Zweifel älter als das Dannewerk und wahrscheinlich schon im achten
Jahrhundert vorhanden gewesen, wo sie die Grenze Dänemarks bezeichnet ha¬
ben wird, wie sie jetzt die Kroppharde von der Arensharde scheidet. Nördlich
vom Kograben, nickt weit von dem Dorfe Wedclspang, bemerkt man einen
Hügel, der den Namen Könnsiehöe führt, und in dem der König Sigurd lie¬
gen soll, welcher hier zu Anfang des neunten Jahrhunderts erschlagen wurde.

Alle diese alten Festungswerke sind im verflossenen Jahre von den dänischen
Ingenieuren ausgebessert und durch starke Schanzen zu erfolgreicher Vertheidigung
gegen einen von Süden kommenden Feind hergerichtet worden. Das Danne¬
werk namentlich und der Krummwail ist jetzt von vierzehn Redouten vertheidigt,
und in den Schanzen bei Bustorf, der wichtigsten Position des ganzen Desil6s be¬
finden sich Geschütze vom schwersten Kaliber. Alle Werke sind mit Palissaden
versehen, und nichts ist versäumt, um die Stellung uneinnehmbar zu machen.

Indeß würden diese Schanzen allein schon deshalb nicht lange zu halten
sein, weil es der dänischen Armee an gezognen Geschützen mangelt und weil
General de Meza nicht genug Truppen hat, um diese meilenbreite Linie aus¬
reichend zu besetzen. Ein Heer von 60,000 Deutschen würde sie, wenn auch


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_116464/244>, abgerufen am 01.07.2024.