Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

sich von Ew. Hochwohlgeb. mit baldiger Antwort beehrt zu werden der mit
vollkommenster Hochachtung beharret

1>. p.

Mannheim,
den 12. Christin.
1803.


No. 2.
Goethe an Frh. v. Laniezan.

Hvchwohlgcborncr Freiherr!
Hochgeehrtester Herr!

Ew. Hvchwohlgcbvr. erstatte meinen lebhaftesten Dank, daß Dieselben mich
mit einer so zutraulichen Anfrage beehren und mir zugleich ein fortgesetztes an¬
genehmes Verhältniß zusichern.

Wenn ich bei einem jeden Geschäfte dieser Art mich sehr gern, soweit
meine Einsichten und Kräfte reichen, mit Na^es und That willig finden lasse,
so wird mir bei dem Gegenwärtigen ein ernsterer Antheil um so mehr zur
Pflicht, als ich selbst dem unschätzbaren Manne, von dem die Rede ist, wegen
eigner Bildung und Förderung, ein Denkmal zu setzen Ursache hätte.

Indessen erlauben Ew. Hochwohlgeb. daß ich, als ein von manchen Sei¬
ten Bedrängter, mich über diese Angelegenheit so kurz und bündig als mög¬
lich erkläre, und haben die Güte was etwa zur Form und sonstiger Verknüpfung
gehören mochte, gefällig zu suppliren.

Unter allen Denkmalen, die einem bedeutenden Manne gesetzt werden
können, hat freilich das plastisch-in vnische den Vorzug; allein welch ein
Aufwand, welch eine Zeit, welch eine Gelegenheit wird hierzu nicht voraus¬
setzt! Nur der, dem die Ausübung der Majestätsrechte zusteht, darf an ein
solches Unternehmen denken.

Die plastisch-archi den tonischen Monumente, wie z. B. das Geßnc-
"sche bei Zürich, sind gleichfalls großen Schwierigkeiten unterworfen, die ich,
wenn es erfordert würde, darzulegen bereit wäre.

Die pur-architecto ni sehen sind vor der Nullitcit kaum zu schützen.
Die dabei anwendbaren Formen find schon so dnrchgebraucht, daß ein sehr
genialischer Künstler und reiche Unternehmer vorausgesetzt würden um etwas
für den ächten Geschmack nur einigermaaßen Erfreuliches zu leisten.

Mit Vergnügen habe ich daher aus Ew. Hochwohlgeb. Schreiben ersehen,
daß es Ihnen und Ihren werthen Herrn Committenten nicht unangenehm sein
würde, wenn man den Vorschlag zu einer Medaille thäte.

Wollten Sie daher wohl die Güte haben mir vor allen Dingen anzu¬
zeigen: ob sich die Gesellschaft wohl auf eine Schaumünze zu fixiren geneigt


11"

sich von Ew. Hochwohlgeb. mit baldiger Antwort beehrt zu werden der mit
vollkommenster Hochachtung beharret

1>. p.

Mannheim,
den 12. Christin.
1803.


No. 2.
Goethe an Frh. v. Laniezan.

Hvchwohlgcborncr Freiherr!
Hochgeehrtester Herr!

Ew. Hvchwohlgcbvr. erstatte meinen lebhaftesten Dank, daß Dieselben mich
mit einer so zutraulichen Anfrage beehren und mir zugleich ein fortgesetztes an¬
genehmes Verhältniß zusichern.

Wenn ich bei einem jeden Geschäfte dieser Art mich sehr gern, soweit
meine Einsichten und Kräfte reichen, mit Na^es und That willig finden lasse,
so wird mir bei dem Gegenwärtigen ein ernsterer Antheil um so mehr zur
Pflicht, als ich selbst dem unschätzbaren Manne, von dem die Rede ist, wegen
eigner Bildung und Förderung, ein Denkmal zu setzen Ursache hätte.

Indessen erlauben Ew. Hochwohlgeb. daß ich, als ein von manchen Sei¬
ten Bedrängter, mich über diese Angelegenheit so kurz und bündig als mög¬
lich erkläre, und haben die Güte was etwa zur Form und sonstiger Verknüpfung
gehören mochte, gefällig zu suppliren.

Unter allen Denkmalen, die einem bedeutenden Manne gesetzt werden
können, hat freilich das plastisch-in vnische den Vorzug; allein welch ein
Aufwand, welch eine Zeit, welch eine Gelegenheit wird hierzu nicht voraus¬
setzt! Nur der, dem die Ausübung der Majestätsrechte zusteht, darf an ein
solches Unternehmen denken.

Die plastisch-archi den tonischen Monumente, wie z. B. das Geßnc-
"sche bei Zürich, sind gleichfalls großen Schwierigkeiten unterworfen, die ich,
wenn es erfordert würde, darzulegen bereit wäre.

Die pur-architecto ni sehen sind vor der Nullitcit kaum zu schützen.
Die dabei anwendbaren Formen find schon so dnrchgebraucht, daß ein sehr
genialischer Künstler und reiche Unternehmer vorausgesetzt würden um etwas
für den ächten Geschmack nur einigermaaßen Erfreuliches zu leisten.

Mit Vergnügen habe ich daher aus Ew. Hochwohlgeb. Schreiben ersehen,
daß es Ihnen und Ihren werthen Herrn Committenten nicht unangenehm sein
würde, wenn man den Vorschlag zu einer Medaille thäte.

Wollten Sie daher wohl die Güte haben mir vor allen Dingen anzu¬
zeigen: ob sich die Gesellschaft wohl auf eine Schaumünze zu fixiren geneigt


11"
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0087" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/188114"/>
            <p xml:id="ID_217" prev="#ID_216"> sich von Ew. Hochwohlgeb. mit baldiger Antwort beehrt zu werden der mit<lb/>
vollkommenster Hochachtung beharret</p><lb/>
            <p xml:id="ID_218"> 1&gt;. p.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_219"> Mannheim,<lb/>
den 12. Christin.<lb/>
1803.</p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> No. 2.<lb/>
Goethe an Frh. v. Laniezan.</head><lb/>
            <note type="salute"> Hvchwohlgcborncr Freiherr!<lb/>
Hochgeehrtester Herr!</note><lb/>
            <p xml:id="ID_220"> Ew. Hvchwohlgcbvr. erstatte meinen lebhaftesten Dank, daß Dieselben mich<lb/>
mit einer so zutraulichen Anfrage beehren und mir zugleich ein fortgesetztes an¬<lb/>
genehmes Verhältniß zusichern.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_221"> Wenn ich bei einem jeden Geschäfte dieser Art mich sehr gern, soweit<lb/>
meine Einsichten und Kräfte reichen, mit Na^es und That willig finden lasse,<lb/>
so wird mir bei dem Gegenwärtigen ein ernsterer Antheil um so mehr zur<lb/>
Pflicht, als ich selbst dem unschätzbaren Manne, von dem die Rede ist, wegen<lb/>
eigner Bildung und Förderung, ein Denkmal zu setzen Ursache hätte.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_222"> Indessen erlauben Ew. Hochwohlgeb. daß ich, als ein von manchen Sei¬<lb/>
ten Bedrängter, mich über diese Angelegenheit so kurz und bündig als mög¬<lb/>
lich erkläre, und haben die Güte was etwa zur Form und sonstiger Verknüpfung<lb/>
gehören mochte, gefällig zu suppliren.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_223"> Unter allen Denkmalen, die einem bedeutenden Manne gesetzt werden<lb/>
können, hat freilich das plastisch-in vnische den Vorzug; allein welch ein<lb/>
Aufwand, welch eine Zeit, welch eine Gelegenheit wird hierzu nicht voraus¬<lb/>
setzt! Nur der, dem die Ausübung der Majestätsrechte zusteht, darf an ein<lb/>
solches Unternehmen denken.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_224"> Die plastisch-archi den tonischen Monumente, wie z. B. das Geßnc-<lb/>
"sche bei Zürich, sind gleichfalls großen Schwierigkeiten unterworfen, die ich,<lb/>
wenn es erfordert würde, darzulegen bereit wäre.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_225"> Die pur-architecto ni sehen sind vor der Nullitcit kaum zu schützen.<lb/>
Die dabei anwendbaren Formen find schon so dnrchgebraucht, daß ein sehr<lb/>
genialischer Künstler und reiche Unternehmer vorausgesetzt würden um etwas<lb/>
für den ächten Geschmack nur einigermaaßen Erfreuliches zu leisten.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_226"> Mit Vergnügen habe ich daher aus Ew. Hochwohlgeb. Schreiben ersehen,<lb/>
daß es Ihnen und Ihren werthen Herrn Committenten nicht unangenehm sein<lb/>
würde, wenn man den Vorschlag zu einer Medaille thäte.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_227" next="#ID_228"> Wollten Sie daher wohl die Güte haben mir vor allen Dingen anzu¬<lb/>
zeigen: ob sich die Gesellschaft wohl auf eine Schaumünze zu fixiren geneigt</p><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> 11"</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0087] sich von Ew. Hochwohlgeb. mit baldiger Antwort beehrt zu werden der mit vollkommenster Hochachtung beharret 1>. p. Mannheim, den 12. Christin. 1803. No. 2. Goethe an Frh. v. Laniezan. Hvchwohlgcborncr Freiherr! Hochgeehrtester Herr! Ew. Hvchwohlgcbvr. erstatte meinen lebhaftesten Dank, daß Dieselben mich mit einer so zutraulichen Anfrage beehren und mir zugleich ein fortgesetztes an¬ genehmes Verhältniß zusichern. Wenn ich bei einem jeden Geschäfte dieser Art mich sehr gern, soweit meine Einsichten und Kräfte reichen, mit Na^es und That willig finden lasse, so wird mir bei dem Gegenwärtigen ein ernsterer Antheil um so mehr zur Pflicht, als ich selbst dem unschätzbaren Manne, von dem die Rede ist, wegen eigner Bildung und Förderung, ein Denkmal zu setzen Ursache hätte. Indessen erlauben Ew. Hochwohlgeb. daß ich, als ein von manchen Sei¬ ten Bedrängter, mich über diese Angelegenheit so kurz und bündig als mög¬ lich erkläre, und haben die Güte was etwa zur Form und sonstiger Verknüpfung gehören mochte, gefällig zu suppliren. Unter allen Denkmalen, die einem bedeutenden Manne gesetzt werden können, hat freilich das plastisch-in vnische den Vorzug; allein welch ein Aufwand, welch eine Zeit, welch eine Gelegenheit wird hierzu nicht voraus¬ setzt! Nur der, dem die Ausübung der Majestätsrechte zusteht, darf an ein solches Unternehmen denken. Die plastisch-archi den tonischen Monumente, wie z. B. das Geßnc- "sche bei Zürich, sind gleichfalls großen Schwierigkeiten unterworfen, die ich, wenn es erfordert würde, darzulegen bereit wäre. Die pur-architecto ni sehen sind vor der Nullitcit kaum zu schützen. Die dabei anwendbaren Formen find schon so dnrchgebraucht, daß ein sehr genialischer Künstler und reiche Unternehmer vorausgesetzt würden um etwas für den ächten Geschmack nur einigermaaßen Erfreuliches zu leisten. Mit Vergnügen habe ich daher aus Ew. Hochwohlgeb. Schreiben ersehen, daß es Ihnen und Ihren werthen Herrn Committenten nicht unangenehm sein würde, wenn man den Vorschlag zu einer Medaille thäte. Wollten Sie daher wohl die Güte haben mir vor allen Dingen anzu¬ zeigen: ob sich die Gesellschaft wohl auf eine Schaumünze zu fixiren geneigt 11"

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476/87
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476/87>, abgerufen am 26.09.2024.