Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.Semiten, Numidier, erst durch Läuterung aus Asien, nicht durch unmittelbare Aber zu Europas Kontinent gehören nicht blos die Glieder des Konti¬ Wir kommen zum Schluß. "Das Gestade Europas, des kleinsten Erd¬ Semiten, Numidier, erst durch Läuterung aus Asien, nicht durch unmittelbare Aber zu Europas Kontinent gehören nicht blos die Glieder des Konti¬ Wir kommen zum Schluß. „Das Gestade Europas, des kleinsten Erd¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0518" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/188545"/> <p xml:id="ID_1747" prev="#ID_1746"> Semiten, Numidier, erst durch Läuterung aus Asien, nicht durch unmittelbare<lb/> Übertragung, von Asien nach Europa, ebensowenig durch Uebertragung von<lb/> Karthagos Cultur auf Italien erheben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1748"> Aber zu Europas Kontinent gehören nicht blos die Glieder des Konti¬<lb/> nents, die mit ihm zusammenhängen, sondern auch seine Nachbarinseln, die<lb/> seine Küstenentwickelung noch um beinahe 1500 Meilen verlängern, so daß die<lb/> Gestadelänge desselben dadurch zu fast 6000 Meilen anwächst und die des drei¬<lb/> fach größern Afrika fast um das Dreifache überbietet. Europa ist durch seinen<lb/> Jnselreichthum in den günstigsten Umlagerungen an allen Seiten ausgezeichnet.<lb/> Afrika und Südamerika besitzen solche Bereicherungen und Erweiterungen ihrer<lb/> Continente gar nicht, Südostasien dagegen bat sie im Ueberfluß. Die Küsten¬<lb/> entwickelung der Inseln Europas ist fast gleich groß mit der mediterranen Ge¬<lb/> stadeentwickelung Südeuropas. Denn Europas Nachbarinseln sind im Ver¬<lb/> hältniß zu dem Continent, zu dem sie gehören, sehr groß, und England, Schott¬<lb/> land und Irland nehmen mit ihrem 830 Meilen langen Küstensaume allein<lb/> schon über die Hälfte der Summe von Meilen ein, welche die europäischen<lb/> Küsten des Mittelmeeres repräsentiren. Dazu treten hier die zahlreichsten, tiefsten<lb/> und weitesten oceanischen Häfen, und so ist England ganz entschieden zur Herr¬<lb/> schaft über die Meere berufen, zumal durch seine 100 Meilen lange Südküste.<lb/> Am Gegcngestade Frankreichs im Kanal mangeln natürliche Häfen fast gänzlich.<lb/> Nur an seiner Westküste hat Frankreich wie Spanien und Portugal zahlreichere<lb/> Hafenbildungen. Am ganzen mediterranen Südgestade Europas sind sie überall<lb/> sporadisch vertheilt mit mehr oder minder großen Intervallen, zumal in allen<lb/> innern Golfen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1749"> Wir kommen zum Schluß. „Das Gestade Europas, des kleinsten Erd¬<lb/> theils, oder die europäische Küstenentwickelung — mit den Inseln 6000 Meilen<lb/> — ist dem größten Kreise der Erde gleich, ja sie ragt noch mehre hundert<lb/> Meilen darüber hinaus. Europas Küstenlandschaften lagern sich also so gut<lb/> wie um den ganzen Planeten. Der Flächenausdehnung nach liegen sie aber<lb/> auf etwa V«o der ganzen Planetenoberfläche beisammen, also auf dem möglichst<lb/> kleinsten Raume concentrirt, ohne doch völlig in Inseln zerrissen zu sein.<lb/> Hieraus ergibt sich, daß jeder aliquote Theil von Europa auf der Schale der<lb/> Weltpolitik schwerer wiegen muß. als ein gleichgroßer in andern Welttheilen:<lb/> in physikalischer Hinsicht aus dem obengenannten Grunde, in historischer, weil<lb/> Europa das Civilisations-Centrum der Erde geworden war."</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0518]
Semiten, Numidier, erst durch Läuterung aus Asien, nicht durch unmittelbare
Übertragung, von Asien nach Europa, ebensowenig durch Uebertragung von
Karthagos Cultur auf Italien erheben.
Aber zu Europas Kontinent gehören nicht blos die Glieder des Konti¬
nents, die mit ihm zusammenhängen, sondern auch seine Nachbarinseln, die
seine Küstenentwickelung noch um beinahe 1500 Meilen verlängern, so daß die
Gestadelänge desselben dadurch zu fast 6000 Meilen anwächst und die des drei¬
fach größern Afrika fast um das Dreifache überbietet. Europa ist durch seinen
Jnselreichthum in den günstigsten Umlagerungen an allen Seiten ausgezeichnet.
Afrika und Südamerika besitzen solche Bereicherungen und Erweiterungen ihrer
Continente gar nicht, Südostasien dagegen bat sie im Ueberfluß. Die Küsten¬
entwickelung der Inseln Europas ist fast gleich groß mit der mediterranen Ge¬
stadeentwickelung Südeuropas. Denn Europas Nachbarinseln sind im Ver¬
hältniß zu dem Continent, zu dem sie gehören, sehr groß, und England, Schott¬
land und Irland nehmen mit ihrem 830 Meilen langen Küstensaume allein
schon über die Hälfte der Summe von Meilen ein, welche die europäischen
Küsten des Mittelmeeres repräsentiren. Dazu treten hier die zahlreichsten, tiefsten
und weitesten oceanischen Häfen, und so ist England ganz entschieden zur Herr¬
schaft über die Meere berufen, zumal durch seine 100 Meilen lange Südküste.
Am Gegcngestade Frankreichs im Kanal mangeln natürliche Häfen fast gänzlich.
Nur an seiner Westküste hat Frankreich wie Spanien und Portugal zahlreichere
Hafenbildungen. Am ganzen mediterranen Südgestade Europas sind sie überall
sporadisch vertheilt mit mehr oder minder großen Intervallen, zumal in allen
innern Golfen.
Wir kommen zum Schluß. „Das Gestade Europas, des kleinsten Erd¬
theils, oder die europäische Küstenentwickelung — mit den Inseln 6000 Meilen
— ist dem größten Kreise der Erde gleich, ja sie ragt noch mehre hundert
Meilen darüber hinaus. Europas Küstenlandschaften lagern sich also so gut
wie um den ganzen Planeten. Der Flächenausdehnung nach liegen sie aber
auf etwa V«o der ganzen Planetenoberfläche beisammen, also auf dem möglichst
kleinsten Raume concentrirt, ohne doch völlig in Inseln zerrissen zu sein.
Hieraus ergibt sich, daß jeder aliquote Theil von Europa auf der Schale der
Weltpolitik schwerer wiegen muß. als ein gleichgroßer in andern Welttheilen:
in physikalischer Hinsicht aus dem obengenannten Grunde, in historischer, weil
Europa das Civilisations-Centrum der Erde geworden war."
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |