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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.

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baums gemacht und zwar vorzüglich in Miako, wo Millionen von Centnern
fabncirt werden. Nicht geleimt, läßt es sich mit Dinte nicht beschreiben, wohl
aber eignet es sich vortrefflich für den Druck. Man bedient sich seiner als
Serviette und Taschentuch, man dreht daraus Bindfaden, der fast ebenso
haltbar ist, wie der unsere von Hanf. Aus Papier bestehen sämmtliche Fenster¬
scheiben in den japanischen Städten. Ferner tragen die Japanesen im Winter
Mäntel von gefirnißten Papier, die sehr dauerhaft und vollständig wasserdicht
sind, und von denen das Stück nur drei Thaler kostet. Besondre Erwähnung
verdient endlich noch das ebenfalls zu allen möglichen Zwecken und in großen
Massen verbrauchte Lederpapier, da es später vermuthlich zu den Ausfuhr¬
artikeln gehören wird. In allen Dimensionen und Farben zu haben, läßt es
sich vom Leder kaum unterscheiden. Es ist fast ebenso fest und zäh wie dieses,
und da es sehr billig ist, würde es für unsere Buchbinder und Galanterie¬
arbeiter von Wichtigkeit werden. Von dem gewöhnlichen guten Papier kaufte
unser Gewährsmann in Jeddo für einen Thaler achthundert Bogen, von jenem
Lederpapier für denselben Preis fünfundzwanzig Quadratfuß in den prächtigsten
Farben und Mustern. Nur eine bei uns sehr gebräuchliche Verwendung des
Papiers kennen die Bewohner Japans bis jetzt noch nicht: sie haben keine
Banknoten und Kassenbillets.

Wir sehen, Japan hat uns sehr werthvolle Erzeugnisse zu bieten, und
demgemäß wird sich auch ganz von selbst ein Jmporthandel bilden, der von
Jahr zu Jahr wachsen und sich mit der durch die Ausfuhr steigenden Wohl¬
habenheit auf immer mehr Artikel erstrecken muß. Der Japanese hält durch¬
aus nicht so streng auf das Herkommen wie der Chinese, er kauft im Gegen¬
theil sehr gern europäische Waaren, aber bis jetzt war die consumirende Masse
des Volks noch zu arm, um in großem Maßstab kaufen zu können. Allerdings
wird vielen europäischen Fabrikerzcugnissen in Japan selbst Concurrenz er¬
wachsen. Die außerordentliche Anstelligkeit und das Nachahmungstalent der
Japanesen lassen dies mit Gewißheit voraussagen, und man darf nicht glauben,
den japanischen Markt mit allen denkbaren europäischen Erzeugnissen über¬
schwemmen zu können. Aber es gibt einzelne Artikel, welche im Lande nicht
erzeugt werden können und wofür sich dennoch bedeutende, besonders für
Deutschland wichtige Absatzquellen eröffnen werden. Dahin gehört vor Allem
Tuch, das man in Japan nicht fabriciren kann, da das Land keine Schafe
hat. Seide und Baumwolle sind gegen die hier herrschende Winterkälte, die
Eis und Schnee mit sich bringt, kein hinreichender Schutz, Pelze sind zu kost¬
spielig, und so hatten sich die Fremden nicht zu wundern, daß die Japanesen
an ihnen nichts wohlgefälliger betrachteten und beneidenswerther fanden, als
ihre Tuchkleider. Das bisher von deutschen Häusern eingeführte Tuch wurde
mit 100 bis 1ö0 ^Procent Nutzen verkauft. Ebenso werden Shillings und


baums gemacht und zwar vorzüglich in Miako, wo Millionen von Centnern
fabncirt werden. Nicht geleimt, läßt es sich mit Dinte nicht beschreiben, wohl
aber eignet es sich vortrefflich für den Druck. Man bedient sich seiner als
Serviette und Taschentuch, man dreht daraus Bindfaden, der fast ebenso
haltbar ist, wie der unsere von Hanf. Aus Papier bestehen sämmtliche Fenster¬
scheiben in den japanischen Städten. Ferner tragen die Japanesen im Winter
Mäntel von gefirnißten Papier, die sehr dauerhaft und vollständig wasserdicht
sind, und von denen das Stück nur drei Thaler kostet. Besondre Erwähnung
verdient endlich noch das ebenfalls zu allen möglichen Zwecken und in großen
Massen verbrauchte Lederpapier, da es später vermuthlich zu den Ausfuhr¬
artikeln gehören wird. In allen Dimensionen und Farben zu haben, läßt es
sich vom Leder kaum unterscheiden. Es ist fast ebenso fest und zäh wie dieses,
und da es sehr billig ist, würde es für unsere Buchbinder und Galanterie¬
arbeiter von Wichtigkeit werden. Von dem gewöhnlichen guten Papier kaufte
unser Gewährsmann in Jeddo für einen Thaler achthundert Bogen, von jenem
Lederpapier für denselben Preis fünfundzwanzig Quadratfuß in den prächtigsten
Farben und Mustern. Nur eine bei uns sehr gebräuchliche Verwendung des
Papiers kennen die Bewohner Japans bis jetzt noch nicht: sie haben keine
Banknoten und Kassenbillets.

Wir sehen, Japan hat uns sehr werthvolle Erzeugnisse zu bieten, und
demgemäß wird sich auch ganz von selbst ein Jmporthandel bilden, der von
Jahr zu Jahr wachsen und sich mit der durch die Ausfuhr steigenden Wohl¬
habenheit auf immer mehr Artikel erstrecken muß. Der Japanese hält durch¬
aus nicht so streng auf das Herkommen wie der Chinese, er kauft im Gegen¬
theil sehr gern europäische Waaren, aber bis jetzt war die consumirende Masse
des Volks noch zu arm, um in großem Maßstab kaufen zu können. Allerdings
wird vielen europäischen Fabrikerzcugnissen in Japan selbst Concurrenz er¬
wachsen. Die außerordentliche Anstelligkeit und das Nachahmungstalent der
Japanesen lassen dies mit Gewißheit voraussagen, und man darf nicht glauben,
den japanischen Markt mit allen denkbaren europäischen Erzeugnissen über¬
schwemmen zu können. Aber es gibt einzelne Artikel, welche im Lande nicht
erzeugt werden können und wofür sich dennoch bedeutende, besonders für
Deutschland wichtige Absatzquellen eröffnen werden. Dahin gehört vor Allem
Tuch, das man in Japan nicht fabriciren kann, da das Land keine Schafe
hat. Seide und Baumwolle sind gegen die hier herrschende Winterkälte, die
Eis und Schnee mit sich bringt, kein hinreichender Schutz, Pelze sind zu kost¬
spielig, und so hatten sich die Fremden nicht zu wundern, daß die Japanesen
an ihnen nichts wohlgefälliger betrachteten und beneidenswerther fanden, als
ihre Tuchkleider. Das bisher von deutschen Häusern eingeführte Tuch wurde
mit 100 bis 1ö0 ^Procent Nutzen verkauft. Ebenso werden Shillings und


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476/268>, abgerufen am 28.09.2024.