Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.Hause, und dann schlachte und koche die Kinder, und wenn sie fertig sind, so Was sie da zusammen sprachen, das hörte aber das Hündchen, und da "Was sollen wir mitnehmen?" fragte der Knabe die Pulja. -- "Was Als sie nun ein gut Henel gelaufen waren, sagte Asterinos: "Pulja, Darauf gingen sie ein gut Stück weiter und fanden eine Schafspur, die Hause, und dann schlachte und koche die Kinder, und wenn sie fertig sind, so Was sie da zusammen sprachen, das hörte aber das Hündchen, und da „Was sollen wir mitnehmen?" fragte der Knabe die Pulja. — „Was Als sie nun ein gut Henel gelaufen waren, sagte Asterinos: „Pulja, Darauf gingen sie ein gut Stück weiter und fanden eine Schafspur, die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0071" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/187565"/> <p xml:id="ID_210" prev="#ID_209"> Hause, und dann schlachte und koche die Kinder, und wenn sie fertig sind, so<lb/> rufe mich."</p><lb/> <p xml:id="ID_211"> Was sie da zusammen sprachen, das hörte aber das Hündchen, und da<lb/> die Kinder bereits schliefen, so ging es an ihr Bett und bellte ap! ap! Davon<lb/> erwachten die Kinder und hörten eine Stimme, die sagte: „Stehet auf und<lb/> fliehet, sonst kommt Eure Mutter und schlachtet Euch." Doch die Kinder rie¬<lb/> fen: „Still! still!" und schliefen wieder ein. Als aber der Hund abermals<lb/> bellte und die Stimme nochmals sprach, da standen sie auf und zogen sich an.</p><lb/> <p xml:id="ID_212"> „Was sollen wir mitnehmen?" fragte der Knabe die Pulja. — „Was<lb/> wir mitnehmen sollen? Ich weiß es nicht, Asterinos," antwortete das Mädchen;<lb/> „doch ja! nimm ein Messer, einen Kamm und eine Hand voll Salz." Das<lb/> nahmen sie und auch den Hund, machten sich auf den Weg und liefen ein<lb/> Stück; und indem sie so liefen, sahen sie von Weitem ihre Mutter, die sie<lb/> verfolgte. Da sagte Asterinos zu seiner Schwester: „Sieh, dort läuft die<lb/> Mutter uns nach; sie wird uns einholen." — „Lauf, Herzchen, lauf!" erwiderte<lb/> das Mädchen, „sie holt uns nicht ein." — „Jetzt hat sie uns, lieb Pulja!"<lb/> — „Wirf das Messer hinter Dich!" — Das that der Knabe, und daraus<lb/> ward eine ungeheure Ebene zwischen ihnen und der Mutter; diese aber lief<lb/> schneller als die Kinder und kam ihnen wieder nahe. „Jetzt packt sie uns!"<lb/> rief der Knabe wiederum. — „Lauf. Herzchen, lauf! sie holt uns nicht ein."<lb/> — „Da ist sie!" — „Wirf den Kamm hinter Dich!" — Er that es, und daraus<lb/> ward ein dichter, dichter Wald. Die Mutter arbeitete sich aber auch durch<lb/> das Dickicht, und als sie zum dritten Male die Kinder erreichte, warfen diese<lb/> das Salz hinter sich, und das ward zum Meere; da konnte die Mutter<lb/> nicht durch. Die Kinder blieben am Rande stehen und sahen hinüber. Die<lb/> Mutter aber rief ihnen zu: „Kommt zurück, liebe Kinder! ich thue Euch<lb/> nichts." Und als diese zögerten, drohte sie ihnen und schlug sich vor Zorn<lb/> an die Brust. Da erschraken die Kinder, wandten sich um und liefen weiter.</p><lb/> <p xml:id="ID_213"> Als sie nun ein gut Henel gelaufen waren, sagte Asterinos: „Pulja,<lb/> mich dürstet." — „Geh' zu," erwiderte diese, „da vorn ist die Quelle des<lb/> Königs, da kannst Du trinken." Sie gingen ein Stück weiter; da rief er wie¬<lb/> der: „Mich dürstet, ich verschmachte." Und indem er so klagte, erblickte der<lb/> Knabe eine Wolfsspur, die voll Wasser war, und da sagte er: „Davon will<lb/> ich trinken." — „Trinke nicht"! rief Pulja; „denn sonst wirst Du ein Wolf<lb/> und frissest mich." — „So will ich nicht trinken und leide lieber Durst."</p><lb/> <p xml:id="ID_214" next="#ID_215"> Darauf gingen sie ein gut Stück weiter und fanden eine Schafspur, die<lb/> voll Wasser war. Da rief der Knabe: „Ich halte es nicht länger aus, davon<lb/> muß ich trinken." — „Trinke nicht!" sagte ihm das Mädchen, „sonst wirst<lb/> Du zum Lamm, und sie werden Dich schlachten." — „Ich muß trinken, wenn<lb/> ich auch geschlachtet werde." — Da dran? er und wurde in ein Lamm ver-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0071]
Hause, und dann schlachte und koche die Kinder, und wenn sie fertig sind, so
rufe mich."
Was sie da zusammen sprachen, das hörte aber das Hündchen, und da
die Kinder bereits schliefen, so ging es an ihr Bett und bellte ap! ap! Davon
erwachten die Kinder und hörten eine Stimme, die sagte: „Stehet auf und
fliehet, sonst kommt Eure Mutter und schlachtet Euch." Doch die Kinder rie¬
fen: „Still! still!" und schliefen wieder ein. Als aber der Hund abermals
bellte und die Stimme nochmals sprach, da standen sie auf und zogen sich an.
„Was sollen wir mitnehmen?" fragte der Knabe die Pulja. — „Was
wir mitnehmen sollen? Ich weiß es nicht, Asterinos," antwortete das Mädchen;
„doch ja! nimm ein Messer, einen Kamm und eine Hand voll Salz." Das
nahmen sie und auch den Hund, machten sich auf den Weg und liefen ein
Stück; und indem sie so liefen, sahen sie von Weitem ihre Mutter, die sie
verfolgte. Da sagte Asterinos zu seiner Schwester: „Sieh, dort läuft die
Mutter uns nach; sie wird uns einholen." — „Lauf, Herzchen, lauf!" erwiderte
das Mädchen, „sie holt uns nicht ein." — „Jetzt hat sie uns, lieb Pulja!"
— „Wirf das Messer hinter Dich!" — Das that der Knabe, und daraus
ward eine ungeheure Ebene zwischen ihnen und der Mutter; diese aber lief
schneller als die Kinder und kam ihnen wieder nahe. „Jetzt packt sie uns!"
rief der Knabe wiederum. — „Lauf. Herzchen, lauf! sie holt uns nicht ein."
— „Da ist sie!" — „Wirf den Kamm hinter Dich!" — Er that es, und daraus
ward ein dichter, dichter Wald. Die Mutter arbeitete sich aber auch durch
das Dickicht, und als sie zum dritten Male die Kinder erreichte, warfen diese
das Salz hinter sich, und das ward zum Meere; da konnte die Mutter
nicht durch. Die Kinder blieben am Rande stehen und sahen hinüber. Die
Mutter aber rief ihnen zu: „Kommt zurück, liebe Kinder! ich thue Euch
nichts." Und als diese zögerten, drohte sie ihnen und schlug sich vor Zorn
an die Brust. Da erschraken die Kinder, wandten sich um und liefen weiter.
Als sie nun ein gut Henel gelaufen waren, sagte Asterinos: „Pulja,
mich dürstet." — „Geh' zu," erwiderte diese, „da vorn ist die Quelle des
Königs, da kannst Du trinken." Sie gingen ein Stück weiter; da rief er wie¬
der: „Mich dürstet, ich verschmachte." Und indem er so klagte, erblickte der
Knabe eine Wolfsspur, die voll Wasser war, und da sagte er: „Davon will
ich trinken." — „Trinke nicht"! rief Pulja; „denn sonst wirst Du ein Wolf
und frissest mich." — „So will ich nicht trinken und leide lieber Durst."
Darauf gingen sie ein gut Stück weiter und fanden eine Schafspur, die
voll Wasser war. Da rief der Knabe: „Ich halte es nicht länger aus, davon
muß ich trinken." — „Trinke nicht!" sagte ihm das Mädchen, „sonst wirst
Du zum Lamm, und sie werden Dich schlachten." — „Ich muß trinken, wenn
ich auch geschlachtet werde." — Da dran? er und wurde in ein Lamm ver-
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