Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.in die Seite des Erlösers ftößi. Auf den Seiten befinden sich die Jung¬ Wagler nun zwar die Maler schon, die letzten Todesqualen des Herrn Die allmälige Modification dieser letzten Auffassung k.ann man jedoch mit Die zahllosen Crucifixe des elften, zwölften und dreizehnten Jahrhunderts Indessen genügte xs nicht, nur den Heiland auf dem Kreuz darzustellen, Eigenthümlich ist die Beobachtung, wie diese Art von Komposition mit der Grenjbotm 1. 1L63.
in die Seite des Erlösers ftößi. Auf den Seiten befinden sich die Jung¬ Wagler nun zwar die Maler schon, die letzten Todesqualen des Herrn Die allmälige Modification dieser letzten Auffassung k.ann man jedoch mit Die zahllosen Crucifixe des elften, zwölften und dreizehnten Jahrhunderts Indessen genügte xs nicht, nur den Heiland auf dem Kreuz darzustellen, Eigenthümlich ist die Beobachtung, wie diese Art von Komposition mit der Grenjbotm 1. 1L63.
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in die Seite des Erlösers ftößi. Auf den Seiten befinden sich die Jung¬
frau und der Evangelist Johannes und über ihnen die Schacher, von denen der
eine reuevoll nach dem Heiland blickt. Beide sind mit auf den Rücken ge¬
bundenen Armen in ruhiger Haltung dargestellt. Am Fuß des Kreuzes hält
eine eigenthümlich gekleidete Gestalt, die vielleicht Magdalene vorstellen soll,
ein Tuch und scheint den Vorsprung stützen zu wollen, auf dem die Füße des
Herrn ruhen. Ueber dem Heiland sind die Halbfiguren zweier geflügelter Engel
angebracht. Andere Scenen der Passionsgeschichte finden sich auf den beiden
Seitenwänden.
Wagler nun zwar die Maler schon, die letzten Todesqualen des Herrn
bildlich darzustellen, so verbot ihnen doch eine gewisse Achtung vor den alther¬
gebrachten Anschauungen der Kirchenväter, irgend welche Spur von Leiden oder
Schmerz in der Gestalt des Sterbenden auszudrücken, und deshalb findet man
in den ersten Kreuzigungen den Heiland gewöhnlich aufrecht stehend, beide Füße
an das Kreuz genagelt, mit offenen Augen und entweder drohendem Ausdruck
oder einem Blick voll Ruhe und Frieden.
Die allmälige Modification dieser letzten Auffassung k.ann man jedoch mit
überraschender Genauigkeit in den bemalten Crucifixen von Pisa, Lucca,
Siena verfolgen: bis endlich der heilige Franciscus die Phantasie der Maler
mit seinem Wunder der Stigmata erfüllte, dadurch den schmerzzerrissenen Erlöser
in den Vordergrund stellte und durch diese Richtung der religiösen Anschauung
die Schilderung des Erlösers in eine ganz andere Bahn lenkte.
Die zahllosen Crucifixe des elften, zwölften und dreizehnten Jahrhunderts
beweisen einmal wie groß der Wunsch der Gläubigen jedes Standes war. ein
solches Kunstwerk zu besitzen und zweitens, wie das Verlangen rege wurde, die
bloße Darstellung auf den Wänden der Bauwerke durch ein greifbares Symbol
ersetzt zu sehen.
Indessen genügte xs nicht, nur den Heiland auf dem Kreuz darzustellen,
denn um die biblische Geschichte vollständiger und eine richtige Vorstellung von
der heiligen Tragödie zu geben, wurde die Gestalt des Gekreuzigten mit kleinen
Bildern umgeben, für welche die Enden der Kreuzarme, die Stelle über dem
Kopf und der Kreuzfuß, außerdem die Seitenflächen neben dem Kreuz benutzt
wurden. Der Evangelist Johannes und die Jungfrau sind in der Regel auf den
äußersten Enden der Arme, der Erlöser in einer Glorie Segen ertheilend oben
an der Spitze, und Scenen der Passionsgeschichte an den Seiten des Kreuzes
angebracht.
Eigenthümlich ist die Beobachtung, wie diese Art von Komposition mit der
Construction der Kirchen große Ähnlichkeit trägt, welche in Form des latei¬
nischen Kreuzes mit darangefügten Seitenkapellen gebaut sind. Unter die
frühesten dieser Crucifixe zählt wohl das kolossale von San Michele in Foro
Grenjbotm 1. 1L63.
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