Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.bemerkte, daß er diese Fabel erst vor Kurzem bei seinem Lehrer eingeübt habe Der König ermahnte den Prinzen, als er ihn entlassen wollte, etwas Sie waren zu dem Obelisken gekommen, der am Ausgange des Gartens Die Nirtiri^c-g wurden zu Anfang des Jahres 1765 in Paris und zwar Die älteste Nachricht über ihre Existenz gibt ein französischer Brief Grimms "Ich habe die Ehre Ew. Durchlaucht hierbei ein sonderbares Stück Pa¬ Da in den Natinües der siebenjährige Krieg als beendigt erscheint, und ") Das Original in der herzogt. Bibliothek zu Goebel. Das Datum ist der 15. April,
nicht der 25., wie S. 482, No. 12 der Gzb. gedruckt wurde. bemerkte, daß er diese Fabel erst vor Kurzem bei seinem Lehrer eingeübt habe Der König ermahnte den Prinzen, als er ihn entlassen wollte, etwas Sie waren zu dem Obelisken gekommen, der am Ausgange des Gartens Die Nirtiri^c-g wurden zu Anfang des Jahres 1765 in Paris und zwar Die älteste Nachricht über ihre Existenz gibt ein französischer Brief Grimms „Ich habe die Ehre Ew. Durchlaucht hierbei ein sonderbares Stück Pa¬ Da in den Natinües der siebenjährige Krieg als beendigt erscheint, und ") Das Original in der herzogt. Bibliothek zu Goebel. Das Datum ist der 15. April,
nicht der 25., wie S. 482, No. 12 der Gzb. gedruckt wurde. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0518" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/188012"/> <p xml:id="ID_1931" prev="#ID_1930"> bemerkte, daß er diese Fabel erst vor Kurzem bei seinem Lehrer eingeübt habe<lb/> Das ernste Gesicht des Königs erheiterte sich, er streichelte dem Knaben die Wan¬<lb/> gen und sagte: „So ist's recht, lieber Fritz; nur immer ehrlich und aufrichtig:<lb/> Wolle nie scheinen, was Du nicht bist; sei stets mehr als Du<lb/> schein se!"</p><lb/> <p xml:id="ID_1932"> Der König ermahnte den Prinzen, als er ihn entlassen wollte, etwas<lb/> Tüchtiges zu werden. Auf nahe bevorstehende Umwälzungen hindeutend, sagt<lb/> er ihm: „Ich fürchte, Du wirst einmal einen schweren Stand haben. Ha-<lb/> bilitire, rüste Dich, sei sira. Denke an mich! Wache über unsere Ehre und<lb/> unsern Ruhm. Begehe keine Ungerechtigkeit, dulde aber auch keine."</p><lb/> <p xml:id="ID_1933"> Sie waren zu dem Obelisken gekommen, der am Ausgange des Gartens<lb/> steht: „Sieh ihn an!" sprach der König. „Schlank, aufstrebend und hoch und doch<lb/> fest im Sturm und Ungewitter. Die Pyramide spricht zu Dir: Na lvros est.<lb/> eng, edi'oiwrk. Der Kulminationspunkt, die höchste Spitze überschaut und krönt<lb/> das Ganze, aber trägt nicht, sondern wird getragen von Allem, was unter ihr<lb/> liegt, vorzüglich vom nicht sehbaren, tief untergebauten Fundament. Das tra¬<lb/> gende Fundament ist das Volk in seiner Einheit. Halte es stets mit ihm. daß<lb/> es Dich liebe und Dir vertraue; darin nur allein kannst Du stark und glück¬<lb/> lich sein. Vergiß diese Stunde nicht." — Es war das letzte Mal. daß der<lb/> junge Prinz den großen König sah.</p><lb/> <p xml:id="ID_1934"> Die Nirtiri^c-g wurden zu Anfang des Jahres 1765 in Paris und zwar<lb/> handschriftlich verbreitet. Ihr Titel war: „I,o8 Mrtw6L8 cku livi cle ?i'u»Kei<lb/> ÄÜi'ti^ess a Lor növsu". ?</p><lb/> <p xml:id="ID_1935"> Die älteste Nachricht über ihre Existenz gibt ein französischer Brief Grimms<lb/> aus Paris vom 15. April 176S"). in welchem er der Herzogin Luise Dorothea<lb/> von Sachsen-Gotha schreibt:</p><lb/> <p xml:id="ID_1936"> „Ich habe die Ehre Ew. Durchlaucht hierbei ein sonderbares Stück Pa¬<lb/> pier zu übersenden, welches seit einiger Zeit handschriftlich in Paris umläuft.<lb/> Als es zu meiner Kenntniß kam, schwankte ich einige Zeit, was ich thun<lb/> sollte; ich entschloß mich endlich Hrn. Caet davon zu benachrichtigen. Derselbe<lb/> bat mich schleunigst, das Unmögliche möglich zu machen, um ihm eine Abschrift<lb/> zu schicken. Das habe ich gethan. Ich lege auch diesem Packet eine bei, aber<lb/> ohne auf das Verdienst Anspruch zu machen, bei der Verbreitung dieses Stücks<lb/> von Beredtsamkeit geholfen zu haben. Ew. Durchlaucht werden besser als ich<lb/> zu beurtheilen wissen, von welcher Hand diese Schrift ausgeht und was ihr<lb/> Zweck sein kann."</p><lb/> <p xml:id="ID_1937" next="#ID_1938"> Da in den Natinües der siebenjährige Krieg als beendigt erscheint, und</p><lb/> <note xml:id="FID_50" place="foot"> ") Das Original in der herzogt. Bibliothek zu Goebel. Das Datum ist der 15. April,<lb/> nicht der 25., wie S. 482, No. 12 der Gzb. gedruckt wurde.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0518]
bemerkte, daß er diese Fabel erst vor Kurzem bei seinem Lehrer eingeübt habe
Das ernste Gesicht des Königs erheiterte sich, er streichelte dem Knaben die Wan¬
gen und sagte: „So ist's recht, lieber Fritz; nur immer ehrlich und aufrichtig:
Wolle nie scheinen, was Du nicht bist; sei stets mehr als Du
schein se!"
Der König ermahnte den Prinzen, als er ihn entlassen wollte, etwas
Tüchtiges zu werden. Auf nahe bevorstehende Umwälzungen hindeutend, sagt
er ihm: „Ich fürchte, Du wirst einmal einen schweren Stand haben. Ha-
bilitire, rüste Dich, sei sira. Denke an mich! Wache über unsere Ehre und
unsern Ruhm. Begehe keine Ungerechtigkeit, dulde aber auch keine."
Sie waren zu dem Obelisken gekommen, der am Ausgange des Gartens
steht: „Sieh ihn an!" sprach der König. „Schlank, aufstrebend und hoch und doch
fest im Sturm und Ungewitter. Die Pyramide spricht zu Dir: Na lvros est.
eng, edi'oiwrk. Der Kulminationspunkt, die höchste Spitze überschaut und krönt
das Ganze, aber trägt nicht, sondern wird getragen von Allem, was unter ihr
liegt, vorzüglich vom nicht sehbaren, tief untergebauten Fundament. Das tra¬
gende Fundament ist das Volk in seiner Einheit. Halte es stets mit ihm. daß
es Dich liebe und Dir vertraue; darin nur allein kannst Du stark und glück¬
lich sein. Vergiß diese Stunde nicht." — Es war das letzte Mal. daß der
junge Prinz den großen König sah.
Die Nirtiri^c-g wurden zu Anfang des Jahres 1765 in Paris und zwar
handschriftlich verbreitet. Ihr Titel war: „I,o8 Mrtw6L8 cku livi cle ?i'u»Kei
ÄÜi'ti^ess a Lor növsu". ?
Die älteste Nachricht über ihre Existenz gibt ein französischer Brief Grimms
aus Paris vom 15. April 176S"). in welchem er der Herzogin Luise Dorothea
von Sachsen-Gotha schreibt:
„Ich habe die Ehre Ew. Durchlaucht hierbei ein sonderbares Stück Pa¬
pier zu übersenden, welches seit einiger Zeit handschriftlich in Paris umläuft.
Als es zu meiner Kenntniß kam, schwankte ich einige Zeit, was ich thun
sollte; ich entschloß mich endlich Hrn. Caet davon zu benachrichtigen. Derselbe
bat mich schleunigst, das Unmögliche möglich zu machen, um ihm eine Abschrift
zu schicken. Das habe ich gethan. Ich lege auch diesem Packet eine bei, aber
ohne auf das Verdienst Anspruch zu machen, bei der Verbreitung dieses Stücks
von Beredtsamkeit geholfen zu haben. Ew. Durchlaucht werden besser als ich
zu beurtheilen wissen, von welcher Hand diese Schrift ausgeht und was ihr
Zweck sein kann."
Da in den Natinües der siebenjährige Krieg als beendigt erscheint, und
") Das Original in der herzogt. Bibliothek zu Goebel. Das Datum ist der 15. April,
nicht der 25., wie S. 482, No. 12 der Gzb. gedruckt wurde.
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