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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.

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noch zu bauen. Vollständig wird der Bau wahrscheinlich einen größern Ein¬
druck auf den Fremden machen, als irgend ein anderer in der Stadt, und zwar
sowohl seiner günstigen Lage als seines Charakters wegen. Das Schatzamt
steht aus der Pcnnsyivania-Avenue. Diese hat sich aber hier gedreht und läuft
gerade Von Norden nach Süden, so daß sie Platz sür das SchatzgcbÄude und
das Haus des Präsidenten läßt, durch welche beide sie gerade hätte hindurch¬
gehen müssen, wenn sie die frühere Richtung hätte beibehalten sollen. Das
Schatzamt ist mit Kolonnaden von Mischen Säulen geschmückt, und erhebt sich
auf einem Unterbau, zu dem Freitreppen hinaufführen. Die Granitquadcrn.
die man dazu verwendet hat. machen dasselbe ganz massiv. Steigt man die
Stufen im Süden hinan, so trifft man zwei dieser Quadern (an jeder der bei¬
den Seiten des Ausgangs einen) deren Fläche zwanzig Fuß Länge und achtzehn
Fuß Breite hat. Auch die Säulen sind alle aus einem Stück und haben
eine Länge von zweiunddreißig und einen Durchmesser von fünf Fuß,

Nicht fern von hier befindet sich die Wohnung des Präsidenten -- das
"Weihe Haus", wie eS in der ganzen Welt heißt. Es ist ein hübsches Gebäude,
sauber, anständig, aber nicht groß, ganz wie es für den ersten Beamten einer
Republik paßt. In London gibt es weit größere Häuser, die nur von einer
Familie bewohnt sind. Seine Fe>?abe ist einem netten Garten zugekehrt, der
sich nach der unvermeidlichen Pcnnsulvania-Avenue öffnet, und zu welchem das
Publicum stets Zutritt hat. In der Mitte der Anlagen steht, unmittelbar dem
Weihen Hause gegenüber, die Reiterstatue des Generals Jackson. Sie ist sehr
schlecht, aber doch nicht so schlecht, als sie hätte sein können, wie eine andere
Reiterstatue beweist, die des Generals Washington, welche sich aus einer ähn¬
lichen Gartenanlage in der Nachbarschaft der nach der Vorstadt Georgetown
führenden Brücke erhebt. "Von allen Reiterstatuen aus Marmor oder Erz, die
ich gesehen." sagt Trvllope. "ist diese unstreitig die erbärmlichste und lächerlichste.
Das Pferd ist höchst albern ausgeführt, der Reiter darauf aber offenbar be¬
trunken. Ich möchte glauben, es werde eine Zeit kommen, in welcher man
buse Statue unter jeder Bedingung entfernt."

Das Haus des Präsidenten siebt, wie bemerkt, ganz hübsch aus, steht aber
"uf sumpfigem Boden, nicht viel über dem Wasserspiegel des Potomac und ist
deshalb sehr ungesund. Man sagte Trollvpe, Alle, die darin wohnten, bekämen
das Fieber. Das kommt davon, daß man die Lage der Stadt ohne Rücksicht
"us Boden und Umgebung gewählt hat. Große Städte gründet man heutzu¬
tage nicht an ungesunden Stellen. Die Menschen sammeln sich an solchen nicht,
oder verlassen sie. sobald sie ihre Beschaffenheit kennen gelernt haben. Der
arme Präsident freilich kann vor Ablauf seiner Regierungsperiode das Weiße
Haus nicht verlassen. Er muß zusehen, wie er mit der Wohnung auskommt.
wei.be die Nation für ihn eingerichtet hat.


Ärenzbowl l. 1S63. ^

noch zu bauen. Vollständig wird der Bau wahrscheinlich einen größern Ein¬
druck auf den Fremden machen, als irgend ein anderer in der Stadt, und zwar
sowohl seiner günstigen Lage als seines Charakters wegen. Das Schatzamt
steht aus der Pcnnsyivania-Avenue. Diese hat sich aber hier gedreht und läuft
gerade Von Norden nach Süden, so daß sie Platz sür das SchatzgcbÄude und
das Haus des Präsidenten läßt, durch welche beide sie gerade hätte hindurch¬
gehen müssen, wenn sie die frühere Richtung hätte beibehalten sollen. Das
Schatzamt ist mit Kolonnaden von Mischen Säulen geschmückt, und erhebt sich
auf einem Unterbau, zu dem Freitreppen hinaufführen. Die Granitquadcrn.
die man dazu verwendet hat. machen dasselbe ganz massiv. Steigt man die
Stufen im Süden hinan, so trifft man zwei dieser Quadern (an jeder der bei¬
den Seiten des Ausgangs einen) deren Fläche zwanzig Fuß Länge und achtzehn
Fuß Breite hat. Auch die Säulen sind alle aus einem Stück und haben
eine Länge von zweiunddreißig und einen Durchmesser von fünf Fuß,

Nicht fern von hier befindet sich die Wohnung des Präsidenten — das
«Weihe Haus", wie eS in der ganzen Welt heißt. Es ist ein hübsches Gebäude,
sauber, anständig, aber nicht groß, ganz wie es für den ersten Beamten einer
Republik paßt. In London gibt es weit größere Häuser, die nur von einer
Familie bewohnt sind. Seine Fe>?abe ist einem netten Garten zugekehrt, der
sich nach der unvermeidlichen Pcnnsulvania-Avenue öffnet, und zu welchem das
Publicum stets Zutritt hat. In der Mitte der Anlagen steht, unmittelbar dem
Weihen Hause gegenüber, die Reiterstatue des Generals Jackson. Sie ist sehr
schlecht, aber doch nicht so schlecht, als sie hätte sein können, wie eine andere
Reiterstatue beweist, die des Generals Washington, welche sich aus einer ähn¬
lichen Gartenanlage in der Nachbarschaft der nach der Vorstadt Georgetown
führenden Brücke erhebt. „Von allen Reiterstatuen aus Marmor oder Erz, die
ich gesehen." sagt Trvllope. „ist diese unstreitig die erbärmlichste und lächerlichste.
Das Pferd ist höchst albern ausgeführt, der Reiter darauf aber offenbar be¬
trunken. Ich möchte glauben, es werde eine Zeit kommen, in welcher man
buse Statue unter jeder Bedingung entfernt."

Das Haus des Präsidenten siebt, wie bemerkt, ganz hübsch aus, steht aber
"uf sumpfigem Boden, nicht viel über dem Wasserspiegel des Potomac und ist
deshalb sehr ungesund. Man sagte Trollvpe, Alle, die darin wohnten, bekämen
das Fieber. Das kommt davon, daß man die Lage der Stadt ohne Rücksicht
"us Boden und Umgebung gewählt hat. Große Städte gründet man heutzu¬
tage nicht an ungesunden Stellen. Die Menschen sammeln sich an solchen nicht,
oder verlassen sie. sobald sie ihre Beschaffenheit kennen gelernt haben. Der
arme Präsident freilich kann vor Ablauf seiner Regierungsperiode das Weiße
Haus nicht verlassen. Er muß zusehen, wie er mit der Wohnung auskommt.
wei.be die Nation für ihn eingerichtet hat.


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[0417] noch zu bauen. Vollständig wird der Bau wahrscheinlich einen größern Ein¬ druck auf den Fremden machen, als irgend ein anderer in der Stadt, und zwar sowohl seiner günstigen Lage als seines Charakters wegen. Das Schatzamt steht aus der Pcnnsyivania-Avenue. Diese hat sich aber hier gedreht und läuft gerade Von Norden nach Süden, so daß sie Platz sür das SchatzgcbÄude und das Haus des Präsidenten läßt, durch welche beide sie gerade hätte hindurch¬ gehen müssen, wenn sie die frühere Richtung hätte beibehalten sollen. Das Schatzamt ist mit Kolonnaden von Mischen Säulen geschmückt, und erhebt sich auf einem Unterbau, zu dem Freitreppen hinaufführen. Die Granitquadcrn. die man dazu verwendet hat. machen dasselbe ganz massiv. Steigt man die Stufen im Süden hinan, so trifft man zwei dieser Quadern (an jeder der bei¬ den Seiten des Ausgangs einen) deren Fläche zwanzig Fuß Länge und achtzehn Fuß Breite hat. Auch die Säulen sind alle aus einem Stück und haben eine Länge von zweiunddreißig und einen Durchmesser von fünf Fuß, Nicht fern von hier befindet sich die Wohnung des Präsidenten — das «Weihe Haus", wie eS in der ganzen Welt heißt. Es ist ein hübsches Gebäude, sauber, anständig, aber nicht groß, ganz wie es für den ersten Beamten einer Republik paßt. In London gibt es weit größere Häuser, die nur von einer Familie bewohnt sind. Seine Fe>?abe ist einem netten Garten zugekehrt, der sich nach der unvermeidlichen Pcnnsulvania-Avenue öffnet, und zu welchem das Publicum stets Zutritt hat. In der Mitte der Anlagen steht, unmittelbar dem Weihen Hause gegenüber, die Reiterstatue des Generals Jackson. Sie ist sehr schlecht, aber doch nicht so schlecht, als sie hätte sein können, wie eine andere Reiterstatue beweist, die des Generals Washington, welche sich aus einer ähn¬ lichen Gartenanlage in der Nachbarschaft der nach der Vorstadt Georgetown führenden Brücke erhebt. „Von allen Reiterstatuen aus Marmor oder Erz, die ich gesehen." sagt Trvllope. „ist diese unstreitig die erbärmlichste und lächerlichste. Das Pferd ist höchst albern ausgeführt, der Reiter darauf aber offenbar be¬ trunken. Ich möchte glauben, es werde eine Zeit kommen, in welcher man buse Statue unter jeder Bedingung entfernt." Das Haus des Präsidenten siebt, wie bemerkt, ganz hübsch aus, steht aber "uf sumpfigem Boden, nicht viel über dem Wasserspiegel des Potomac und ist deshalb sehr ungesund. Man sagte Trollvpe, Alle, die darin wohnten, bekämen das Fieber. Das kommt davon, daß man die Lage der Stadt ohne Rücksicht "us Boden und Umgebung gewählt hat. Große Städte gründet man heutzu¬ tage nicht an ungesunden Stellen. Die Menschen sammeln sich an solchen nicht, oder verlassen sie. sobald sie ihre Beschaffenheit kennen gelernt haben. Der arme Präsident freilich kann vor Ablauf seiner Regierungsperiode das Weiße Haus nicht verlassen. Er muß zusehen, wie er mit der Wohnung auskommt. wei.be die Nation für ihn eingerichtet hat. Ärenzbowl l. 1S63. ^

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_187493/417>, abgerufen am 22.11.2024.