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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.

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Washington und Richmond während des Krieges*).
1. Washingtons Aussichten, - Der Kongreß und die Armee.

Washington wurde aus drei Gründen an der Stelle angelegt, wo es steht
Der Potomac sollte es zur Hafenstadt machen. Die gleichwohl ziemlich große
Entfernung von der See sollte es vor einem feindlichen Einfall sichern. End¬
lich lag es so ziemlich in der Mitte aller damaligen Staaten der Union. Alle
diese Vortheile haben sich seht als nichtig erwiesen. Der Fluß ist seitdem
seichter geworden, und nur kleine Schiffe können gegenwärtig noch so weit
heraufkommen. In Betreff des zweiten Punktes ist zu bemerken, daß Washing¬
ton die einzige große Stadt der Uiuon ist. welche seit Anerkennung der letz¬
teren in Feindeshand gerieth. 1812 wurde es von den Engländern genommen
und niedergebrannt. Der dritte vermeintliche Vorzug endlich verschwand mit
jedem Jahr mehr, in welchem die Grenzen der Vereinigten Staaten weiter nach
Westen gerückt wurden, und wie die Dinge jetzt stehen, wird Washington ver¬
muthlich bald, statt im Centrum, an der Peripherie des Gebiets liegen, welches
Onkel Senn sein nennt.

Georg Washington hat in seinem großen Leben wenig Fehlgriffe begangen.
Die Wahl dieses Punktes zur Bundesstadt war ein solcher, und wer das nicht
Zugibt, dem bezeugt es das Aussehen der Stadt. Washington, sagt Trvllope,
sehr unbefangner Beobachter, ist nichts als eine unfertige Sammlung un¬
bebauter breiter Straßen, und von der Vollendung läßt sich jetzt wenig hoffen.
Es ist im Vergleich mit den Ansprüchen, die es macht, der unansehnlichste und
unangenehmste aller Orte. Es gibt einen vollständig ausgeführten Plan von
Washington, und wenn man diesen bei seinen Wanderungen mitnimmt, l-an man
sich in den Straßen verirren, nicht wie man sich in London zwischen Shoreditch



) Nach Auszügen a"S den neuesten , englischen Schriften über die Bereinigten Staaten
u>d den dortigen Bürgerkrieg- William Howard Rüssels "N^ par? NortK -mei So '
""thony Trollopcs ..Nordamerika. Uebersept von A. Diezmann". (Leipzig. B. T
einem Werke reich an schärft" und lehrreichen Beobachtungen -- einem Artikel in Ur.
"^onMII Ng^in"" und verschiedenen PrivatgucllcnTanchnitz),
37 des
Ärenzvoten I. 1L63. öl
Washington und Richmond während des Krieges*).
1. Washingtons Aussichten, - Der Kongreß und die Armee.

Washington wurde aus drei Gründen an der Stelle angelegt, wo es steht
Der Potomac sollte es zur Hafenstadt machen. Die gleichwohl ziemlich große
Entfernung von der See sollte es vor einem feindlichen Einfall sichern. End¬
lich lag es so ziemlich in der Mitte aller damaligen Staaten der Union. Alle
diese Vortheile haben sich seht als nichtig erwiesen. Der Fluß ist seitdem
seichter geworden, und nur kleine Schiffe können gegenwärtig noch so weit
heraufkommen. In Betreff des zweiten Punktes ist zu bemerken, daß Washing¬
ton die einzige große Stadt der Uiuon ist. welche seit Anerkennung der letz¬
teren in Feindeshand gerieth. 1812 wurde es von den Engländern genommen
und niedergebrannt. Der dritte vermeintliche Vorzug endlich verschwand mit
jedem Jahr mehr, in welchem die Grenzen der Vereinigten Staaten weiter nach
Westen gerückt wurden, und wie die Dinge jetzt stehen, wird Washington ver¬
muthlich bald, statt im Centrum, an der Peripherie des Gebiets liegen, welches
Onkel Senn sein nennt.

Georg Washington hat in seinem großen Leben wenig Fehlgriffe begangen.
Die Wahl dieses Punktes zur Bundesstadt war ein solcher, und wer das nicht
Zugibt, dem bezeugt es das Aussehen der Stadt. Washington, sagt Trvllope,
sehr unbefangner Beobachter, ist nichts als eine unfertige Sammlung un¬
bebauter breiter Straßen, und von der Vollendung läßt sich jetzt wenig hoffen.
Es ist im Vergleich mit den Ansprüchen, die es macht, der unansehnlichste und
unangenehmste aller Orte. Es gibt einen vollständig ausgeführten Plan von
Washington, und wenn man diesen bei seinen Wanderungen mitnimmt, l-an man
sich in den Straßen verirren, nicht wie man sich in London zwischen Shoreditch



) Nach Auszügen a»S den neuesten , englischen Schriften über die Bereinigten Staaten
u>d den dortigen Bürgerkrieg- William Howard Rüssels „N^ par? NortK -mei So '
"»thony Trollopcs ..Nordamerika. Uebersept von A. Diezmann". (Leipzig. B. T
einem Werke reich an schärft» und lehrreichen Beobachtungen — einem Artikel in Ur.
»^onMII Ng^in«" und verschiedenen PrivatgucllcnTanchnitz),
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[0409] Washington und Richmond während des Krieges*). 1. Washingtons Aussichten, - Der Kongreß und die Armee. Washington wurde aus drei Gründen an der Stelle angelegt, wo es steht Der Potomac sollte es zur Hafenstadt machen. Die gleichwohl ziemlich große Entfernung von der See sollte es vor einem feindlichen Einfall sichern. End¬ lich lag es so ziemlich in der Mitte aller damaligen Staaten der Union. Alle diese Vortheile haben sich seht als nichtig erwiesen. Der Fluß ist seitdem seichter geworden, und nur kleine Schiffe können gegenwärtig noch so weit heraufkommen. In Betreff des zweiten Punktes ist zu bemerken, daß Washing¬ ton die einzige große Stadt der Uiuon ist. welche seit Anerkennung der letz¬ teren in Feindeshand gerieth. 1812 wurde es von den Engländern genommen und niedergebrannt. Der dritte vermeintliche Vorzug endlich verschwand mit jedem Jahr mehr, in welchem die Grenzen der Vereinigten Staaten weiter nach Westen gerückt wurden, und wie die Dinge jetzt stehen, wird Washington ver¬ muthlich bald, statt im Centrum, an der Peripherie des Gebiets liegen, welches Onkel Senn sein nennt. Georg Washington hat in seinem großen Leben wenig Fehlgriffe begangen. Die Wahl dieses Punktes zur Bundesstadt war ein solcher, und wer das nicht Zugibt, dem bezeugt es das Aussehen der Stadt. Washington, sagt Trvllope, sehr unbefangner Beobachter, ist nichts als eine unfertige Sammlung un¬ bebauter breiter Straßen, und von der Vollendung läßt sich jetzt wenig hoffen. Es ist im Vergleich mit den Ansprüchen, die es macht, der unansehnlichste und unangenehmste aller Orte. Es gibt einen vollständig ausgeführten Plan von Washington, und wenn man diesen bei seinen Wanderungen mitnimmt, l-an man sich in den Straßen verirren, nicht wie man sich in London zwischen Shoreditch ) Nach Auszügen a»S den neuesten , englischen Schriften über die Bereinigten Staaten u>d den dortigen Bürgerkrieg- William Howard Rüssels „N^ par? NortK -mei So ' "»thony Trollopcs ..Nordamerika. Uebersept von A. Diezmann". (Leipzig. B. T einem Werke reich an schärft» und lehrreichen Beobachtungen — einem Artikel in Ur. »^onMII Ng^in«" und verschiedenen PrivatgucllcnTanchnitz), 37 des Ärenzvoten I. 1L63. öl

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_187493/409>, abgerufen am 24.11.2024.