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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.

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Hand, ruht er auf dem einen Knie, im Begriff den Pfeil zu entsenden. Die
Prägung des Dareikos begann unter Dareios, dem Vater des Xerxes, um
das Jahr S00 vor Chr.; bemerkenswert!) ist es, daß dazu Theilmünzen in
der Neichsprägung nicht vorkommen, wohl aber die von Dareios abhängigen
haibfreien Fürsten und Städte dergleichen geschlagen haben. Hier zuerst
scheint die Prägung der großen goldenen Cvurantmünzen als ein Reservat-
recht des Grvßlöniglhums aufgefaßt zu sein, während Kleingold und Sil¬
ber zu schlagen auch den Satrapen und den freien Reichsstädten verstattet
ward. Damit mag auch zusammenhängen, daß hier wohl zum ersten Mal das
Bild des Herrschers auf der Münze erscheint. In der älteren griechischen Prä¬
gung kommen diese Goldstücke nicht vor, da hier, wie schon gesagt ward,
für die Goldwährung, wie sie in Persien und Kleinasien neben und über
der Silberwährung bestand, die Mittel nicht ausreichten; dagegen wurde
das Silber zwar meisientheils nach der asiatischen Silberwährung ausgemünzt,
aber in zwei großen Handelsemporien, in Korinth seit ältester Zeit, und seit
Solon auch in Athen, vielmehr geschlagen nach dem asiatischen Goldsuße;
deshalb ist die attische Hauptinünze, das silberne Tetradrachmon, dem Ge¬
wichte nach dem phvkaischen Gvldstater gleich. Aber als ein griechischer König
sich anschickte den Orient für sich und seine Nation zu erobern, als Philipp
von Macedonien den Plan entwarf zum Umsturz des persischen Reiches oder
vielmehr der persischen Dynastie, da war es seine Kriegserklärung und ein Theil
seiner Kriegsrüstung, daß er goldene Dareiken schlug oder wie sie jetzt nach
ihm und seinem großen Sohne heißen, goldene Philippecr und goldene Alexan-
dreer. Freilich sind dies nicht mehr jene genau justirten. aber schwerfällig
geformten und einseitig geprägten Goldstücke, wie der Perserkönig sie ausgab:
es sind Münzen der vollendeten Technik und schönen griechischen Stils, mit dem
Kopf des Apollon oder der Pallas auf der einen Seite, auf der andern mit
Bildern, die an Philipps olympische Festsicge, das heißt an die durch ihn
bewirkte monarchische Einigung Griechenlands, an Alexanders Siegessahrt
nach dem Osten erinner". Die Bilder der Könige zeigen diese Münzen noch
nicht; noch kämpfte in ihnen die altgriechische Politik mit dem Herrenthum des
Orients und sie verschmähten es noch, sich der griechischen Welt geradezu alö
orientalische Großkönige darzustellen.

Diese Goldstücke mit dem Namen Philipps und Alexanders, in ungeheuren
Massen geschlagen, bezeichnen ebenso die Unterwerfung des Orients unter die
griechischen Machthaber wie die des Occidents unter die Goldwährung des
Ostens. Es folgten die Wirren nach Alexanders Tode; Jahrhunderte hin¬
durch stand das persische Großkönigthum Herren- und meisterlos. aber immer
noch staatsrechtlich vorhanden; das Landesfürstenthum gegenüber dem GrosMmg-
thum thatsächlich allein oder doch übermächtig und doch noch in einer gewissen


Hand, ruht er auf dem einen Knie, im Begriff den Pfeil zu entsenden. Die
Prägung des Dareikos begann unter Dareios, dem Vater des Xerxes, um
das Jahr S00 vor Chr.; bemerkenswert!) ist es, daß dazu Theilmünzen in
der Neichsprägung nicht vorkommen, wohl aber die von Dareios abhängigen
haibfreien Fürsten und Städte dergleichen geschlagen haben. Hier zuerst
scheint die Prägung der großen goldenen Cvurantmünzen als ein Reservat-
recht des Grvßlöniglhums aufgefaßt zu sein, während Kleingold und Sil¬
ber zu schlagen auch den Satrapen und den freien Reichsstädten verstattet
ward. Damit mag auch zusammenhängen, daß hier wohl zum ersten Mal das
Bild des Herrschers auf der Münze erscheint. In der älteren griechischen Prä¬
gung kommen diese Goldstücke nicht vor, da hier, wie schon gesagt ward,
für die Goldwährung, wie sie in Persien und Kleinasien neben und über
der Silberwährung bestand, die Mittel nicht ausreichten; dagegen wurde
das Silber zwar meisientheils nach der asiatischen Silberwährung ausgemünzt,
aber in zwei großen Handelsemporien, in Korinth seit ältester Zeit, und seit
Solon auch in Athen, vielmehr geschlagen nach dem asiatischen Goldsuße;
deshalb ist die attische Hauptinünze, das silberne Tetradrachmon, dem Ge¬
wichte nach dem phvkaischen Gvldstater gleich. Aber als ein griechischer König
sich anschickte den Orient für sich und seine Nation zu erobern, als Philipp
von Macedonien den Plan entwarf zum Umsturz des persischen Reiches oder
vielmehr der persischen Dynastie, da war es seine Kriegserklärung und ein Theil
seiner Kriegsrüstung, daß er goldene Dareiken schlug oder wie sie jetzt nach
ihm und seinem großen Sohne heißen, goldene Philippecr und goldene Alexan-
dreer. Freilich sind dies nicht mehr jene genau justirten. aber schwerfällig
geformten und einseitig geprägten Goldstücke, wie der Perserkönig sie ausgab:
es sind Münzen der vollendeten Technik und schönen griechischen Stils, mit dem
Kopf des Apollon oder der Pallas auf der einen Seite, auf der andern mit
Bildern, die an Philipps olympische Festsicge, das heißt an die durch ihn
bewirkte monarchische Einigung Griechenlands, an Alexanders Siegessahrt
nach dem Osten erinner». Die Bilder der Könige zeigen diese Münzen noch
nicht; noch kämpfte in ihnen die altgriechische Politik mit dem Herrenthum des
Orients und sie verschmähten es noch, sich der griechischen Welt geradezu alö
orientalische Großkönige darzustellen.

Diese Goldstücke mit dem Namen Philipps und Alexanders, in ungeheuren
Massen geschlagen, bezeichnen ebenso die Unterwerfung des Orients unter die
griechischen Machthaber wie die des Occidents unter die Goldwährung des
Ostens. Es folgten die Wirren nach Alexanders Tode; Jahrhunderte hin¬
durch stand das persische Großkönigthum Herren- und meisterlos. aber immer
noch staatsrechtlich vorhanden; das Landesfürstenthum gegenüber dem GrosMmg-
thum thatsächlich allein oder doch übermächtig und doch noch in einer gewissen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_187493/400>, abgerufen am 22.11.2024.