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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.

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tung dieser Documente zu sorgen, aber wie kann dieser Zweck besser erreicht
werden, als durch ihre Vervielfältigung mittelst des Druckes? Dies allein
schützt sie gegen unvorhergesehene Unglücksfälle, Sind sie einmal durch den Druck
allgemein verbreitet, so hätte man, selbst wenn sie unglücklicherweise zu Grunde
gehen sollten, einen vollgenügenden Ersatz. Und das Vermächtnis; an die
Stadt schloß doch von selbst die Absicht ein, sie "für die allgemeine Benutzung
zugänglich zu machen". Allein in diesem Stadium befindet sich leider die
Sache noch immer. Noch fehlt ein entscheidender Beschluß des Verwaltungs-
raths, in jedem Falle scheint die Herausgabe noch weitausschend, und so ent¬
schloß sich denn Grimm, nachdem er eine Zeit lang geschwankt, doch sein Buch
zu Ende zu führen, zugleich in dem Bewußtsein, daß am Ende diese Briefe
gewissermaßen doch nur ein geringer Theil dessen waren, was ihm fehlte.
Wiederholter Aufenthalt in Rom und Florenz, genauere Kenntniß der europäi¬
schen Museen, tieferes Studium der Geschichte von Toscana sowohl als der
politischen Ereignisse, die das sechzehnte Jahrhundert erfüllen, schienen ihm
noch wichtigere Erfordernisse, und wenn er sich nun beschied, dem ungeachtet
nach dem Maß seiner Fähigkeit Michelangelo und seine Zeit darzustellen, so
konnte er, wie er sagt, mit leichterer Mühe sich in das Schicksal finden, die
Briefe zu entbehren.

Ganz ist übrigens der Buonarrotische Nachlaß nicht in den Archiven zu
Florenz verschlossen. Ein nicht unbeträchtlicher Theil ist an das britische Museum
gekommen. Auf welche Weise, ist nicht recht aufgeklärt. Die florentinischen Blätter
führten seiner Zeit laute Klage über die Nachlässigkeit des Oberbibliothekars
der Laurenziana, dessen Aufsicht sie anvertraut waren, und der sie in Privat¬
hände übergehen lieh, weil er sich nicht die Mühe nahm, sie genau anzusehen.
Diese Briefsammlung nun ist von H. Grimm in ausgedehnter Weise benutzt,
und was daraus für die im ersten Band behandelte Zeit von Werth war. im
ersten Capitel des zweiten Theils nachgetragen worden. Die Ausbeute beschränkt
sich allerdings fast nur auf Privatverhältnisse, die meist nicht von erheblicher
Bedeutung sind. Bon der Strömung der Zeit, von der Trauer um das, was
ihm mißlungen, der Hoffnung auf die Zukunft enthalten die Briefe wenig.
Einzelne Seiten seines Charakters zeigen sie in ihrer ganzen Schärfe, wo man
früher nur ahnte, daß es so wäre, aber auch "hier wieder nicht bei Ereignissen,
die bedeutend sind." Indessen sind zur Feststellung von Daten auch solche an
sich unbedeutende Notizen für den Geschichtschreiber nicht zu unterschätzen, und
Grimm selbst hat bewiesen, welchen Werth er mit Recht auch aus diese Ge¬
nauigkeit im Einzelnen legt"), trotzdem daß er in seiner zuweilen etwas über-



Von einzelnen Ungenauigkeite" ist uns besonders die Stelle über das Grabmal Julius
des Zweiten in San Pietro in Vincnla (II, Thl. S. 4S2.) aufgefallen, wo es doch etwas

tung dieser Documente zu sorgen, aber wie kann dieser Zweck besser erreicht
werden, als durch ihre Vervielfältigung mittelst des Druckes? Dies allein
schützt sie gegen unvorhergesehene Unglücksfälle, Sind sie einmal durch den Druck
allgemein verbreitet, so hätte man, selbst wenn sie unglücklicherweise zu Grunde
gehen sollten, einen vollgenügenden Ersatz. Und das Vermächtnis; an die
Stadt schloß doch von selbst die Absicht ein, sie „für die allgemeine Benutzung
zugänglich zu machen". Allein in diesem Stadium befindet sich leider die
Sache noch immer. Noch fehlt ein entscheidender Beschluß des Verwaltungs-
raths, in jedem Falle scheint die Herausgabe noch weitausschend, und so ent¬
schloß sich denn Grimm, nachdem er eine Zeit lang geschwankt, doch sein Buch
zu Ende zu führen, zugleich in dem Bewußtsein, daß am Ende diese Briefe
gewissermaßen doch nur ein geringer Theil dessen waren, was ihm fehlte.
Wiederholter Aufenthalt in Rom und Florenz, genauere Kenntniß der europäi¬
schen Museen, tieferes Studium der Geschichte von Toscana sowohl als der
politischen Ereignisse, die das sechzehnte Jahrhundert erfüllen, schienen ihm
noch wichtigere Erfordernisse, und wenn er sich nun beschied, dem ungeachtet
nach dem Maß seiner Fähigkeit Michelangelo und seine Zeit darzustellen, so
konnte er, wie er sagt, mit leichterer Mühe sich in das Schicksal finden, die
Briefe zu entbehren.

Ganz ist übrigens der Buonarrotische Nachlaß nicht in den Archiven zu
Florenz verschlossen. Ein nicht unbeträchtlicher Theil ist an das britische Museum
gekommen. Auf welche Weise, ist nicht recht aufgeklärt. Die florentinischen Blätter
führten seiner Zeit laute Klage über die Nachlässigkeit des Oberbibliothekars
der Laurenziana, dessen Aufsicht sie anvertraut waren, und der sie in Privat¬
hände übergehen lieh, weil er sich nicht die Mühe nahm, sie genau anzusehen.
Diese Briefsammlung nun ist von H. Grimm in ausgedehnter Weise benutzt,
und was daraus für die im ersten Band behandelte Zeit von Werth war. im
ersten Capitel des zweiten Theils nachgetragen worden. Die Ausbeute beschränkt
sich allerdings fast nur auf Privatverhältnisse, die meist nicht von erheblicher
Bedeutung sind. Bon der Strömung der Zeit, von der Trauer um das, was
ihm mißlungen, der Hoffnung auf die Zukunft enthalten die Briefe wenig.
Einzelne Seiten seines Charakters zeigen sie in ihrer ganzen Schärfe, wo man
früher nur ahnte, daß es so wäre, aber auch „hier wieder nicht bei Ereignissen,
die bedeutend sind." Indessen sind zur Feststellung von Daten auch solche an
sich unbedeutende Notizen für den Geschichtschreiber nicht zu unterschätzen, und
Grimm selbst hat bewiesen, welchen Werth er mit Recht auch aus diese Ge¬
nauigkeit im Einzelnen legt"), trotzdem daß er in seiner zuweilen etwas über-



Von einzelnen Ungenauigkeite» ist uns besonders die Stelle über das Grabmal Julius
des Zweiten in San Pietro in Vincnla (II, Thl. S. 4S2.) aufgefallen, wo es doch etwas
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[0300] tung dieser Documente zu sorgen, aber wie kann dieser Zweck besser erreicht werden, als durch ihre Vervielfältigung mittelst des Druckes? Dies allein schützt sie gegen unvorhergesehene Unglücksfälle, Sind sie einmal durch den Druck allgemein verbreitet, so hätte man, selbst wenn sie unglücklicherweise zu Grunde gehen sollten, einen vollgenügenden Ersatz. Und das Vermächtnis; an die Stadt schloß doch von selbst die Absicht ein, sie „für die allgemeine Benutzung zugänglich zu machen". Allein in diesem Stadium befindet sich leider die Sache noch immer. Noch fehlt ein entscheidender Beschluß des Verwaltungs- raths, in jedem Falle scheint die Herausgabe noch weitausschend, und so ent¬ schloß sich denn Grimm, nachdem er eine Zeit lang geschwankt, doch sein Buch zu Ende zu führen, zugleich in dem Bewußtsein, daß am Ende diese Briefe gewissermaßen doch nur ein geringer Theil dessen waren, was ihm fehlte. Wiederholter Aufenthalt in Rom und Florenz, genauere Kenntniß der europäi¬ schen Museen, tieferes Studium der Geschichte von Toscana sowohl als der politischen Ereignisse, die das sechzehnte Jahrhundert erfüllen, schienen ihm noch wichtigere Erfordernisse, und wenn er sich nun beschied, dem ungeachtet nach dem Maß seiner Fähigkeit Michelangelo und seine Zeit darzustellen, so konnte er, wie er sagt, mit leichterer Mühe sich in das Schicksal finden, die Briefe zu entbehren. Ganz ist übrigens der Buonarrotische Nachlaß nicht in den Archiven zu Florenz verschlossen. Ein nicht unbeträchtlicher Theil ist an das britische Museum gekommen. Auf welche Weise, ist nicht recht aufgeklärt. Die florentinischen Blätter führten seiner Zeit laute Klage über die Nachlässigkeit des Oberbibliothekars der Laurenziana, dessen Aufsicht sie anvertraut waren, und der sie in Privat¬ hände übergehen lieh, weil er sich nicht die Mühe nahm, sie genau anzusehen. Diese Briefsammlung nun ist von H. Grimm in ausgedehnter Weise benutzt, und was daraus für die im ersten Band behandelte Zeit von Werth war. im ersten Capitel des zweiten Theils nachgetragen worden. Die Ausbeute beschränkt sich allerdings fast nur auf Privatverhältnisse, die meist nicht von erheblicher Bedeutung sind. Bon der Strömung der Zeit, von der Trauer um das, was ihm mißlungen, der Hoffnung auf die Zukunft enthalten die Briefe wenig. Einzelne Seiten seines Charakters zeigen sie in ihrer ganzen Schärfe, wo man früher nur ahnte, daß es so wäre, aber auch „hier wieder nicht bei Ereignissen, die bedeutend sind." Indessen sind zur Feststellung von Daten auch solche an sich unbedeutende Notizen für den Geschichtschreiber nicht zu unterschätzen, und Grimm selbst hat bewiesen, welchen Werth er mit Recht auch aus diese Ge¬ nauigkeit im Einzelnen legt"), trotzdem daß er in seiner zuweilen etwas über- Von einzelnen Ungenauigkeite» ist uns besonders die Stelle über das Grabmal Julius des Zweiten in San Pietro in Vincnla (II, Thl. S. 4S2.) aufgefallen, wo es doch etwas

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_187493/300>, abgerufen am 25.11.2024.