Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.Zolllinie bleibt, wird durch diese von Mecklenburg geschieden und dem Verkehr Der Grenzzoll selbst leidet dann an dem Mißverhältnis; zwischen Bruttv- Der Kaufmann und mit ihm der handeltreibende Handwerker muß zu dem Durch die Verwandlung der indirecten Mahl- und Schlachtsteuer in eine Zolllinie bleibt, wird durch diese von Mecklenburg geschieden und dem Verkehr Der Grenzzoll selbst leidet dann an dem Mißverhältnis; zwischen Bruttv- Der Kaufmann und mit ihm der handeltreibende Handwerker muß zu dem Durch die Verwandlung der indirecten Mahl- und Schlachtsteuer in eine <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0192" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/187686"/> <p xml:id="ID_766" prev="#ID_765"> Zolllinie bleibt, wird durch diese von Mecklenburg geschieden und dem Verkehr<lb/> Mecklenburgs mit den angrenzenden deutschen Staaten erwächst durch eben diese<lb/> Zvlllinic eine bisher unbekannte Erschwerung.</p><lb/> <p xml:id="ID_767"> Der Grenzzoll selbst leidet dann an dem Mißverhältnis; zwischen Bruttv-<lb/> und Nettoeinnahme, welches bei kleinen Zollgebieten unvermeidlich ist. Bei<lb/> einer Einwohnerzahl Von noch nicht 640,000 sollen ungefähr 130 Meilen Grenze<lb/> bewacht werden. Die Erhebungskosten werden voraussichtlich mehr als den<lb/> dritten Theil der Bruttoaufkunft verschlingen, und es ist dabei ein naiver<lb/> Trost, der nur in einem Feudalstaat anwendbar ist, daß die Großherzoge sich<lb/> anheischig gemacht haben, die Erhebungskosten gegen eine bestimmte jährliche<lb/> Aversionalzahlung aus der Steuerkasse zu bestreiten, deren etwaige Überschrei¬<lb/> tung also, wie man meint, das Land vollkommen unberührt läßt. Der auf<lb/> dem Gewichtsprincip ruhende und den Centner Seidenwaaren nicht höher als<lb/> den Centner Wollen-, Baumwollen- und Leinenwaaren treffende Tarif legt den<lb/> Consumenten eine ungleich vertheilte und die Gegenstände geringeren Werthes<lb/> unverhältnißmäßig belastende Steuer auf und berücksichtigt die Interessen der<lb/> Gewerbetreibenden in allen denjenigen Positionen nicht, wo er das fertige<lb/> Fabrikat einer gleichen Steuer unterwirft wie das Rohmaterial und das Halb-<lb/> sabricat.</p><lb/> <p xml:id="ID_768"> Der Kaufmann und mit ihm der handeltreibende Handwerker muß zu dem<lb/> Eingangszölle, welchen er gleich jedem Anderen für die von ihm über die<lb/> Zolllinie bezogene Waare zu entrichten hat, noch eine Handciöclassensteuer tra¬<lb/> gen , welche zwar geringer ist als die bisher nach indirectem Modus entrichtete<lb/> Handclssteucr, aber doch eine ähnliche Zurücksetzung gegen den auswärtigen<lb/> Handeltreibenden und den einheimischen Privatmann wie diese letztere bewirkt<lb/> und außerdem an dem Mangel leidet, daß sie, wegen des festen Durchschnitts-<lb/> steuersatzcs, dem Umfange des Geschäfts sich nicht anpassen läßt, auch keine.<lb/> Rücksicht darauf gestattet, ob der Handel eines Ortes blühet oder darniederliegt<lb/> Diese Eigenschaft theilt die Handelsclasscnstcuer mit dem neuen, auf sie basirten<lb/> Modus der außerordentlichen Contribution der Kaufleute. Ja, diese letztere,<lb/> weit entfernt, dem steigenden oder sinkenden Handel im richtigen Verhältnisse<lb/> zu folgen, nimmt gerade den entgegengesetzten Gang. Da die außerordentliche<lb/> Contribution das Deficit der Einnahme aus dem Grenzzoll zu decken hat und<lb/> diese letztere desto mehr abnimmt, je matter der Handel sich gestaltet, so muß<lb/> die Heranziehung der Kaufleute und aller übrigen Einwohner zur außerordent¬<lb/> lichen Contril'ution in demselben Maße sich steigern, in welchem Handel und<lb/> Verkehr abnehmen.</p><lb/> <p xml:id="ID_769" next="#ID_770"> Durch die Verwandlung der indirecten Mahl- und Schlachtsteuer in eine<lb/> directe Steuer sämmtlicher Einwohner der Städte werden diese gegen die Be¬<lb/> wohner des platten Landes hoch belastet, da. in Folge des veränderten Modus,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0192]
Zolllinie bleibt, wird durch diese von Mecklenburg geschieden und dem Verkehr
Mecklenburgs mit den angrenzenden deutschen Staaten erwächst durch eben diese
Zvlllinic eine bisher unbekannte Erschwerung.
Der Grenzzoll selbst leidet dann an dem Mißverhältnis; zwischen Bruttv-
und Nettoeinnahme, welches bei kleinen Zollgebieten unvermeidlich ist. Bei
einer Einwohnerzahl Von noch nicht 640,000 sollen ungefähr 130 Meilen Grenze
bewacht werden. Die Erhebungskosten werden voraussichtlich mehr als den
dritten Theil der Bruttoaufkunft verschlingen, und es ist dabei ein naiver
Trost, der nur in einem Feudalstaat anwendbar ist, daß die Großherzoge sich
anheischig gemacht haben, die Erhebungskosten gegen eine bestimmte jährliche
Aversionalzahlung aus der Steuerkasse zu bestreiten, deren etwaige Überschrei¬
tung also, wie man meint, das Land vollkommen unberührt läßt. Der auf
dem Gewichtsprincip ruhende und den Centner Seidenwaaren nicht höher als
den Centner Wollen-, Baumwollen- und Leinenwaaren treffende Tarif legt den
Consumenten eine ungleich vertheilte und die Gegenstände geringeren Werthes
unverhältnißmäßig belastende Steuer auf und berücksichtigt die Interessen der
Gewerbetreibenden in allen denjenigen Positionen nicht, wo er das fertige
Fabrikat einer gleichen Steuer unterwirft wie das Rohmaterial und das Halb-
sabricat.
Der Kaufmann und mit ihm der handeltreibende Handwerker muß zu dem
Eingangszölle, welchen er gleich jedem Anderen für die von ihm über die
Zolllinie bezogene Waare zu entrichten hat, noch eine Handciöclassensteuer tra¬
gen , welche zwar geringer ist als die bisher nach indirectem Modus entrichtete
Handclssteucr, aber doch eine ähnliche Zurücksetzung gegen den auswärtigen
Handeltreibenden und den einheimischen Privatmann wie diese letztere bewirkt
und außerdem an dem Mangel leidet, daß sie, wegen des festen Durchschnitts-
steuersatzcs, dem Umfange des Geschäfts sich nicht anpassen läßt, auch keine.
Rücksicht darauf gestattet, ob der Handel eines Ortes blühet oder darniederliegt
Diese Eigenschaft theilt die Handelsclasscnstcuer mit dem neuen, auf sie basirten
Modus der außerordentlichen Contribution der Kaufleute. Ja, diese letztere,
weit entfernt, dem steigenden oder sinkenden Handel im richtigen Verhältnisse
zu folgen, nimmt gerade den entgegengesetzten Gang. Da die außerordentliche
Contribution das Deficit der Einnahme aus dem Grenzzoll zu decken hat und
diese letztere desto mehr abnimmt, je matter der Handel sich gestaltet, so muß
die Heranziehung der Kaufleute und aller übrigen Einwohner zur außerordent¬
lichen Contril'ution in demselben Maße sich steigern, in welchem Handel und
Verkehr abnehmen.
Durch die Verwandlung der indirecten Mahl- und Schlachtsteuer in eine
directe Steuer sämmtlicher Einwohner der Städte werden diese gegen die Be¬
wohner des platten Landes hoch belastet, da. in Folge des veränderten Modus,
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