Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.radezu ausgesprochen wurde, die Abneigung gegen die monarchische Spitze, und Es waren also Einwände doppelter Art, die von der Nationalpartei be¬ Können wir uns ersparen, auf die Einzelheiten der Debatte einzugehen, 2*
radezu ausgesprochen wurde, die Abneigung gegen die monarchische Spitze, und Es waren also Einwände doppelter Art, die von der Nationalpartei be¬ Können wir uns ersparen, auf die Einzelheiten der Debatte einzugehen, 2*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0019" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/187513"/> <p xml:id="ID_40" prev="#ID_39"> radezu ausgesprochen wurde, die Abneigung gegen die monarchische Spitze, und<lb/> gegen die mit der Reichsverfassung unvermeidlich gegebene preußische Führer-'<lb/> schaft war, eine Abneigung, die durch die Adoption der Reichsverfassung von<lb/> Seite der Nationalpartei nur noch verstärkt wurde. Früher, als man mit die¬<lb/> ser Forderung noch allein stand, hatte man sich gleichfalls für die Reichsverfassung<lb/> erklärt; seitdem aber der Nationalverein sie in sein Programm aufgenommen,<lb/> war sie auf einmal verdächtig geworden. Es Streite, sagten die Redner dieser<lb/> Seite, Wider den Grundsatz der Nationalsouveränetät, wenn man das künftige<lb/> Parlament an die Reichsverfassung wie an eine Jnsiruction binden wolle, wäh¬<lb/> rend es doch aus eigner Souveränetcit die Verfassung zu beschließen habe. Am<lb/> bezeichnendsten war in dieser Beziehung die Aeußerung: für eine Reform sei<lb/> die Reichsverfassung zu viel, für eine Revolution zu wenig. Wenn dann<lb/> dieselben Redner doch gegen den Bundestag so artig waren, die Streichung<lb/> des Paragraphen zu beantragen, der die Existenz dieser Behörde für eine blos<lb/> factische, nicht legale erklärt, so sah dies fast wie eine Hinterthür aus, um sich<lb/> eventuell den Weg zum Reformverein offen zu halten.</p><lb/> <p xml:id="ID_41"> Es waren also Einwände doppelter Art, die von der Nationalpartei be¬<lb/> kämpft werden mußten. Der Widerspruch gegen die Reichsverfassung beruhte<lb/> auf extrem demokratischen, der Widerspruch gegen den Passus über Deutsch¬<lb/> östreich auf großdeutschen Motiven. Die beiden Hauptelemente des Wider¬<lb/> stands gegen die nationale Sache, die einseitige Demokratie und das Oestreicher-<lb/> thum, kamen auf diese Weise zum Wort, und nach beiden Seiten hin hatte<lb/> die Nationalpartei das Feld zu behaupten. Auf die einzelnen Gründe, welche<lb/> hinüber und herüber ins Treffen geführt wurden, einzugehen, ist überflüssig.<lb/> Neues konnte die Debatte, die jedoch zuweilen zu glänzender Höhe sich erhob,<lb/> eben nicht bieten. Sie endete mit einer völligen Niederlage der großdeutschen<lb/> Demokratie, kaum ein Dutzend Hände erhoben sich für ihre Amendements.<lb/> Und in demselben Sinn wurden dann auch die übrigen zum Theil verwandten<lb/> Gegenstände erledigt. Namentlich wurde aus dem Plan, eine festere Organi¬<lb/> sation der Partei durch regelmäßige Geldbeiträge zu erzielen, alles dasjenige<lb/> entfernt, was an eine particularistische Exclusivität erinnern oder dem National¬<lb/> verein hätte Eintrag thun können. Daß schließlich ohne Widerspruch der Bei¬<lb/> tritt zum Nativnalvercin wieder empfohlen wurde, war die selbstverständliche<lb/> Folge des Gangs, welchen die Verhandlung nahm.</p><lb/> <p xml:id="ID_42" next="#ID_43"> Können wir uns ersparen, auf die Einzelheiten der Debatte einzugehen,<lb/> an der sich auf der einen Seite Oesterlen, Probst, Becher und Hopf, auf der<lb/> andern die beiden Seeger, Hölder und Fetzer betheiligten, so dürfen wir da¬<lb/> gegen die Bemerkungen nicht unterdrücken, die über die Stimmung und den<lb/> Geist, der in der Versammlung herrschte, sich uns aufdrängten, und diese Be¬<lb/> merkungen siud sehr erfreulicher Art. Wer sich auf einen Augenblick etwa die</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 2*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0019]
radezu ausgesprochen wurde, die Abneigung gegen die monarchische Spitze, und
gegen die mit der Reichsverfassung unvermeidlich gegebene preußische Führer-'
schaft war, eine Abneigung, die durch die Adoption der Reichsverfassung von
Seite der Nationalpartei nur noch verstärkt wurde. Früher, als man mit die¬
ser Forderung noch allein stand, hatte man sich gleichfalls für die Reichsverfassung
erklärt; seitdem aber der Nationalverein sie in sein Programm aufgenommen,
war sie auf einmal verdächtig geworden. Es Streite, sagten die Redner dieser
Seite, Wider den Grundsatz der Nationalsouveränetät, wenn man das künftige
Parlament an die Reichsverfassung wie an eine Jnsiruction binden wolle, wäh¬
rend es doch aus eigner Souveränetcit die Verfassung zu beschließen habe. Am
bezeichnendsten war in dieser Beziehung die Aeußerung: für eine Reform sei
die Reichsverfassung zu viel, für eine Revolution zu wenig. Wenn dann
dieselben Redner doch gegen den Bundestag so artig waren, die Streichung
des Paragraphen zu beantragen, der die Existenz dieser Behörde für eine blos
factische, nicht legale erklärt, so sah dies fast wie eine Hinterthür aus, um sich
eventuell den Weg zum Reformverein offen zu halten.
Es waren also Einwände doppelter Art, die von der Nationalpartei be¬
kämpft werden mußten. Der Widerspruch gegen die Reichsverfassung beruhte
auf extrem demokratischen, der Widerspruch gegen den Passus über Deutsch¬
östreich auf großdeutschen Motiven. Die beiden Hauptelemente des Wider¬
stands gegen die nationale Sache, die einseitige Demokratie und das Oestreicher-
thum, kamen auf diese Weise zum Wort, und nach beiden Seiten hin hatte
die Nationalpartei das Feld zu behaupten. Auf die einzelnen Gründe, welche
hinüber und herüber ins Treffen geführt wurden, einzugehen, ist überflüssig.
Neues konnte die Debatte, die jedoch zuweilen zu glänzender Höhe sich erhob,
eben nicht bieten. Sie endete mit einer völligen Niederlage der großdeutschen
Demokratie, kaum ein Dutzend Hände erhoben sich für ihre Amendements.
Und in demselben Sinn wurden dann auch die übrigen zum Theil verwandten
Gegenstände erledigt. Namentlich wurde aus dem Plan, eine festere Organi¬
sation der Partei durch regelmäßige Geldbeiträge zu erzielen, alles dasjenige
entfernt, was an eine particularistische Exclusivität erinnern oder dem National¬
verein hätte Eintrag thun können. Daß schließlich ohne Widerspruch der Bei¬
tritt zum Nativnalvercin wieder empfohlen wurde, war die selbstverständliche
Folge des Gangs, welchen die Verhandlung nahm.
Können wir uns ersparen, auf die Einzelheiten der Debatte einzugehen,
an der sich auf der einen Seite Oesterlen, Probst, Becher und Hopf, auf der
andern die beiden Seeger, Hölder und Fetzer betheiligten, so dürfen wir da¬
gegen die Bemerkungen nicht unterdrücken, die über die Stimmung und den
Geist, der in der Versammlung herrschte, sich uns aufdrängten, und diese Be¬
merkungen siud sehr erfreulicher Art. Wer sich auf einen Augenblick etwa die
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