Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.da Viele der Ansicht waren, daß im Falle eines neuen Krieges die Armee So glänzend hatten die Angelegenheiten der Schießwollmänner noch nie¬ Da erfolgte die bekannte Explosion des Pniverthurmes bei Simmering Somit hat also die östreichische Artillerie nach einer eilfjährigen Dauer der Das todte Material der Artillerie ist demnach, einige unbedeutende Ver¬ Die neuen Schulcompagnien sollten die Unteroffiziere, die Akademie aber Eine jede Schulcvmpagnie bestand aus etwa hundert Zöglingen, sieben 20
da Viele der Ansicht waren, daß im Falle eines neuen Krieges die Armee So glänzend hatten die Angelegenheiten der Schießwollmänner noch nie¬ Da erfolgte die bekannte Explosion des Pniverthurmes bei Simmering Somit hat also die östreichische Artillerie nach einer eilfjährigen Dauer der Das todte Material der Artillerie ist demnach, einige unbedeutende Ver¬ Die neuen Schulcompagnien sollten die Unteroffiziere, die Akademie aber Eine jede Schulcvmpagnie bestand aus etwa hundert Zöglingen, sieben 20
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0163" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/187657"/> <p xml:id="ID_632" prev="#ID_631"> da Viele der Ansicht waren, daß im Falle eines neuen Krieges die Armee<lb/> Victor Emanuels durch die östreichischen Schießwollbatterien allein total ver¬<lb/> nichtet werden müßte.</p><lb/> <p xml:id="ID_633"> So glänzend hatten die Angelegenheiten der Schießwollmänner noch nie¬<lb/> mals' gestanden, aber um so unerwarteter und entscheidender war der nun erfol¬<lb/> gende Umschwung. Die erwähnten dreißig Batterien waren bereits vollzählig<lb/> ausgestellt, und die übrigen Artilleri.eregimenter sollten gleichfalls ihre Geschütze<lb/> in kürzester Zeit gegen die Lenkschen Kanonen vertauschen.</p><lb/> <p xml:id="ID_634"> Da erfolgte die bekannte Explosion des Pniverthurmes bei Simmering<lb/> und es stellte sich mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit heraus, daß die Selbst¬<lb/> entzündung der Schießbaumwolle die Ursache dieses Unglücksfalles gewesen<lb/> sei. Zwar wurde dieses von den Beschützern der Schießwolle entschieden in<lb/> Abrede gestellt, aber es liefen nun von allen Seiten Klagen und Berichte über<lb/> die verschiedenartigsten Unglücksfälle ein, welche durchwegs durch die Selbst¬<lb/> entzündung der Schießbaumwolle herbeigeführt worden waren. Die große Ge¬<lb/> fährlichkeit der Bearbeitung und Verwendung des Präparates, der 'Hauptvor¬<lb/> wurf, weinten man der Schießbaumwolle vom Anfange her gemacht und sie<lb/> darum in Frankreich, England und den meisten Staaten Deutschlands als<lb/> unanwendbar für den Knegsgcbrauch erklärt hatte, war demnach nicht beseitigt<lb/> worden. Da nun auch die in Italien abgehaltenen Schießübungen mit den<lb/> neuen Geschützen nicht befriedigt haben, so ist vorläufig jede Erzeugung von<lb/> Schießwolle und Schießwvlltanvnen eingestellt worden, und nächster Tage ist die<lb/> gänzliche Aufhebung des neuen Systems zu erwarten. Zwar machen die Gründer<lb/> des Letzteren die verzweifeltsten Anstrengungen, um ihr Scbovßl'ind wieder zu<lb/> Ehren zu bringen; allein man sieht, daß sie den sichern Boden unter sich ver¬<lb/> loren haben und nach in der Luft befindlichen Anhaltspunkten haschen.</p><lb/> <p xml:id="ID_635"> Somit hat also die östreichische Artillerie nach einer eilfjährigen Dauer der<lb/> kostspieligsten Versuche die nämlichen Geschütze, mit denen sie vor 1848 aus-<lb/> gerüstet war; denn die dreilmndert gezogenen Kanonen, welche man von der<lb/> preußischen Regierung gekauft und nach den italienischen Festungen geschickt<lb/> hat, tonnen wohl nicht in Betracht gezogen werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_636"> Das todte Material der Artillerie ist demnach, einige unbedeutende Ver¬<lb/> besserungen abgerechnet, nicht vervollkommnet worden, und die Mannschaft<lb/> des östreichischen Artilleriecorps war, wie man gesehn hat, durch die 1860 er¬<lb/> folgte Reorganisation zwar vermehrt worden, nahm aber hinsichtlich ihrer theo¬<lb/> retischen Ausbildung, ihrer vielseitigen Erfahrung und Verwendbarkeit und ihrer<lb/> Verläßlichkeit entschieden ab. Jedoch konnten diese Mängel durch die höhere<lb/> Befähigung der so sehr vermehrten Befehlshaber höheren und niederen Ranges<lb/> ausgeglichen werden. Die Erzielung dieser Höheren Befähigung hing aber fast<lb/> einzig'von den Einrichtungen des zu derselben Zeit gänzlich umgestalteten Unter¬<lb/> richts- und Erziehungswesens ab. Leider aber wurde auch da wenig Taugliches<lb/> geschaffen!</p><lb/> <p xml:id="ID_637"> Die neuen Schulcompagnien sollten die Unteroffiziere, die Akademie aber<lb/> die Offiziere der Artillerie heranbilden.</p><lb/> <p xml:id="ID_638" next="#ID_639"> Eine jede Schulcvmpagnie bestand aus etwa hundert Zöglingen, sieben<lb/> Offizieren und einem zahlreichen Aussichts- und Wartpersonal. Nach Beendi¬<lb/> gung des zweijährigen Lehrcurses wurden die jüngsten und fähigsten Zöglinge<lb/> in die Akademie aufgenommen, die andern aber je nach ihren Prüfungszeug¬<lb/> nissen als Feuerwerker, Corporale oder selbst als Vonneistcr (Gefreite) zu den<lb/> Regimentern versetzt. Die Gegenstände, welche in den Schulcompagmen ge¬<lb/> lehrt wurden, waren die nämlichen, wie in den ehemaligen Regimentsschulen.<lb/> Außerdem wurde noch das Turnen, etwas Fechten und vorzüglich pas Exer-<lb/> *</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 20 </fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0163]
da Viele der Ansicht waren, daß im Falle eines neuen Krieges die Armee
Victor Emanuels durch die östreichischen Schießwollbatterien allein total ver¬
nichtet werden müßte.
So glänzend hatten die Angelegenheiten der Schießwollmänner noch nie¬
mals' gestanden, aber um so unerwarteter und entscheidender war der nun erfol¬
gende Umschwung. Die erwähnten dreißig Batterien waren bereits vollzählig
ausgestellt, und die übrigen Artilleri.eregimenter sollten gleichfalls ihre Geschütze
in kürzester Zeit gegen die Lenkschen Kanonen vertauschen.
Da erfolgte die bekannte Explosion des Pniverthurmes bei Simmering
und es stellte sich mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit heraus, daß die Selbst¬
entzündung der Schießbaumwolle die Ursache dieses Unglücksfalles gewesen
sei. Zwar wurde dieses von den Beschützern der Schießwolle entschieden in
Abrede gestellt, aber es liefen nun von allen Seiten Klagen und Berichte über
die verschiedenartigsten Unglücksfälle ein, welche durchwegs durch die Selbst¬
entzündung der Schießbaumwolle herbeigeführt worden waren. Die große Ge¬
fährlichkeit der Bearbeitung und Verwendung des Präparates, der 'Hauptvor¬
wurf, weinten man der Schießbaumwolle vom Anfange her gemacht und sie
darum in Frankreich, England und den meisten Staaten Deutschlands als
unanwendbar für den Knegsgcbrauch erklärt hatte, war demnach nicht beseitigt
worden. Da nun auch die in Italien abgehaltenen Schießübungen mit den
neuen Geschützen nicht befriedigt haben, so ist vorläufig jede Erzeugung von
Schießwolle und Schießwvlltanvnen eingestellt worden, und nächster Tage ist die
gänzliche Aufhebung des neuen Systems zu erwarten. Zwar machen die Gründer
des Letzteren die verzweifeltsten Anstrengungen, um ihr Scbovßl'ind wieder zu
Ehren zu bringen; allein man sieht, daß sie den sichern Boden unter sich ver¬
loren haben und nach in der Luft befindlichen Anhaltspunkten haschen.
Somit hat also die östreichische Artillerie nach einer eilfjährigen Dauer der
kostspieligsten Versuche die nämlichen Geschütze, mit denen sie vor 1848 aus-
gerüstet war; denn die dreilmndert gezogenen Kanonen, welche man von der
preußischen Regierung gekauft und nach den italienischen Festungen geschickt
hat, tonnen wohl nicht in Betracht gezogen werden.
Das todte Material der Artillerie ist demnach, einige unbedeutende Ver¬
besserungen abgerechnet, nicht vervollkommnet worden, und die Mannschaft
des östreichischen Artilleriecorps war, wie man gesehn hat, durch die 1860 er¬
folgte Reorganisation zwar vermehrt worden, nahm aber hinsichtlich ihrer theo¬
retischen Ausbildung, ihrer vielseitigen Erfahrung und Verwendbarkeit und ihrer
Verläßlichkeit entschieden ab. Jedoch konnten diese Mängel durch die höhere
Befähigung der so sehr vermehrten Befehlshaber höheren und niederen Ranges
ausgeglichen werden. Die Erzielung dieser Höheren Befähigung hing aber fast
einzig'von den Einrichtungen des zu derselben Zeit gänzlich umgestalteten Unter¬
richts- und Erziehungswesens ab. Leider aber wurde auch da wenig Taugliches
geschaffen!
Die neuen Schulcompagnien sollten die Unteroffiziere, die Akademie aber
die Offiziere der Artillerie heranbilden.
Eine jede Schulcvmpagnie bestand aus etwa hundert Zöglingen, sieben
Offizieren und einem zahlreichen Aussichts- und Wartpersonal. Nach Beendi¬
gung des zweijährigen Lehrcurses wurden die jüngsten und fähigsten Zöglinge
in die Akademie aufgenommen, die andern aber je nach ihren Prüfungszeug¬
nissen als Feuerwerker, Corporale oder selbst als Vonneistcr (Gefreite) zu den
Regimentern versetzt. Die Gegenstände, welche in den Schulcompagmen ge¬
lehrt wurden, waren die nämlichen, wie in den ehemaligen Regimentsschulen.
Außerdem wurde noch das Turnen, etwas Fechten und vorzüglich pas Exer-
*
20
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |