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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.

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mern 11,8"/o der Fläche Weideland sind, repräsentiren unsere784,103 Morgen nur
6,7"/l>, so daß nur in Sachsen und Schlesien die Stallfütterung noch allgemei¬
ner ist. Ueberraschend ist in dem wasserreichen Lande der Mangel an Wiesen;
der Durchschnitt ist für dieselben in der ganzen Monarchie 7,9 °/° und beträgt
hier nur 6.9"/.>-

Eine" gewaltigen Aufschwung nimmt die Viehzucht, obgleich unsere Land¬
wirthe in derselben noch viel zu thun haben, ehe sie den westlichen Nachbarn
nachkommen. Die größte und beste Schäferei ist die Lipskische in Ludom bei
Polajewo. . Im Departement Bromberg befanden sich bei der letzten Zählung

13,405 Füllen, 29,766 Pferde von 3--10 Jahren, 16,894 ältere Pferde
8 Maulesel, 160 Esel;

2.16S Bullen. 31,783 Ochsen, 90,892 Kühe. 4S.0SS Se. Jungvieh;
307,504 ganz edle. 382.870 halb edle. 179,777 gewöhnliche Schafe;
5,129 Ziegen und 74,553 Schweine.

In der Provinz überhaupt kommen auf die s^Meile 303 Pferde. 965 Stück
Rindvieh und 434 Schweine.

Seit 1819, wo die preußische Negierung zum ersten Mal statistische Auf¬
stellungen veranlaßte, ist in der ganzen Provinz die Zahl der Pferde v'on 85,964
auf 162,883. die der edeln Schafe von 32,146 auf 738.026. die der Halb¬
edlen von 127,219 auf 1,193,405 gestiegen. Solchen Ziffern begegnen
wir sonst nirgends im Bezirke des deutschen Zollvereines.

Im Jahre 1859 wurden 16.072 Etr. Wolle auf den Markt nach Posen
gebracht; außerdem gehen erhebliche Quantitäten aus dem Norden der Provinz
nach Stettin, aus dem Westen nach Berlin und Landsberg, aus dem Süden
nach Schlesien zu Markte. Bon 13.687 Ctr. waren in einem späteren Jahre
56 Ctr. hochfein. 5.811 Ctr. fein. 7,725 Ctr. Mittel und 95 Ctr. ordinär.

Die Menge des Schwarzvichcs steht trotz des bekannten Handels, der hier
mit demselben getrieben wird, hinter andern Provinzen zurück. Den Grund
davon suchen Sie in der geringen Zahl kleiner Besitzer.

Dem Boden edlere Früchte abzugewinnen, ihn zur Pflege des Weines
oder Obstes, sowie vorzüglicher Handelsproducte zu erziehen, werden vereinzelte
Versuche gemacht. In der Gartcncultur nehmen wir mit Schlesien und West¬
falen die zweite Stelle ein. die 162,702 Morgen Gartenland machen 1,2°/"
unseres Gesammtareals aus. In den fruchtbaren Gegenden finden Sie die
Städte mit Gürteln wohlgepflegter Gemüsegärten umzogen. Obst ist häufig,
auch in edlern Sorten, und wir sahen oft in den polnischen Kreisen größere
Geneigtheit, das Entgegenkommen der Behörde" in der Baumzucht anzunehmen,
als in manchen Gegenden der deutschen Provinzen. Geschichtlich berühmt und
seit Piasts Zeiten nicht verläugnet ist der Fleiß des Polen in der Bienenzucht. Es
macht einen sehr freundlichen Eindruck, wenn wir in den Gärten bei den Vor-


mern 11,8"/o der Fläche Weideland sind, repräsentiren unsere784,103 Morgen nur
6,7"/l>, so daß nur in Sachsen und Schlesien die Stallfütterung noch allgemei¬
ner ist. Ueberraschend ist in dem wasserreichen Lande der Mangel an Wiesen;
der Durchschnitt ist für dieselben in der ganzen Monarchie 7,9 °/° und beträgt
hier nur 6.9"/.>-

Eine» gewaltigen Aufschwung nimmt die Viehzucht, obgleich unsere Land¬
wirthe in derselben noch viel zu thun haben, ehe sie den westlichen Nachbarn
nachkommen. Die größte und beste Schäferei ist die Lipskische in Ludom bei
Polajewo. . Im Departement Bromberg befanden sich bei der letzten Zählung

13,405 Füllen, 29,766 Pferde von 3—10 Jahren, 16,894 ältere Pferde
8 Maulesel, 160 Esel;

2.16S Bullen. 31,783 Ochsen, 90,892 Kühe. 4S.0SS Se. Jungvieh;
307,504 ganz edle. 382.870 halb edle. 179,777 gewöhnliche Schafe;
5,129 Ziegen und 74,553 Schweine.

In der Provinz überhaupt kommen auf die s^Meile 303 Pferde. 965 Stück
Rindvieh und 434 Schweine.

Seit 1819, wo die preußische Negierung zum ersten Mal statistische Auf¬
stellungen veranlaßte, ist in der ganzen Provinz die Zahl der Pferde v'on 85,964
auf 162,883. die der edeln Schafe von 32,146 auf 738.026. die der Halb¬
edlen von 127,219 auf 1,193,405 gestiegen. Solchen Ziffern begegnen
wir sonst nirgends im Bezirke des deutschen Zollvereines.

Im Jahre 1859 wurden 16.072 Etr. Wolle auf den Markt nach Posen
gebracht; außerdem gehen erhebliche Quantitäten aus dem Norden der Provinz
nach Stettin, aus dem Westen nach Berlin und Landsberg, aus dem Süden
nach Schlesien zu Markte. Bon 13.687 Ctr. waren in einem späteren Jahre
56 Ctr. hochfein. 5.811 Ctr. fein. 7,725 Ctr. Mittel und 95 Ctr. ordinär.

Die Menge des Schwarzvichcs steht trotz des bekannten Handels, der hier
mit demselben getrieben wird, hinter andern Provinzen zurück. Den Grund
davon suchen Sie in der geringen Zahl kleiner Besitzer.

Dem Boden edlere Früchte abzugewinnen, ihn zur Pflege des Weines
oder Obstes, sowie vorzüglicher Handelsproducte zu erziehen, werden vereinzelte
Versuche gemacht. In der Gartcncultur nehmen wir mit Schlesien und West¬
falen die zweite Stelle ein. die 162,702 Morgen Gartenland machen 1,2°/«
unseres Gesammtareals aus. In den fruchtbaren Gegenden finden Sie die
Städte mit Gürteln wohlgepflegter Gemüsegärten umzogen. Obst ist häufig,
auch in edlern Sorten, und wir sahen oft in den polnischen Kreisen größere
Geneigtheit, das Entgegenkommen der Behörde» in der Baumzucht anzunehmen,
als in manchen Gegenden der deutschen Provinzen. Geschichtlich berühmt und
seit Piasts Zeiten nicht verläugnet ist der Fleiß des Polen in der Bienenzucht. Es
macht einen sehr freundlichen Eindruck, wenn wir in den Gärten bei den Vor-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_187493/138>, abgerufen am 28.11.2024.