Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.sündigung gegen die Grammatik anfängt und mit einer Lüge ins Gesicht der Es folgen nun Mittheilungen aus der Naturgeschichte, welche an Geschmack¬ "Das Rind tritt sehr dumm auf die Welt, worauf denn auch schon das Seite 231: Als Hausnüethe wirft der Storch jedes andere Jahr ein Seite 283: Artikel mit der Ueberschrift: "Ausbruch des Vesuv. Dieser (Nach der Schilderung des Ausbruchs:) O, wie klein und kindisch ist dagegen das Spiel der Menschen mit Feuer¬ Wir haben in dem Verfasser einen Patron erkannt, der sich vorzugsweise "Zwischen der Ostsee und dem Nordmeere liegt ein altes Schwanennest, dessen Es ist nun von dem Schwane Tycho Brahe die Rede. Dann läßt der sündigung gegen die Grammatik anfängt und mit einer Lüge ins Gesicht der Es folgen nun Mittheilungen aus der Naturgeschichte, welche an Geschmack¬ „Das Rind tritt sehr dumm auf die Welt, worauf denn auch schon das Seite 231: Als Hausnüethe wirft der Storch jedes andere Jahr ein Seite 283: Artikel mit der Ueberschrift: „Ausbruch des Vesuv. Dieser (Nach der Schilderung des Ausbruchs:) O, wie klein und kindisch ist dagegen das Spiel der Menschen mit Feuer¬ Wir haben in dem Verfasser einen Patron erkannt, der sich vorzugsweise „Zwischen der Ostsee und dem Nordmeere liegt ein altes Schwanennest, dessen Es ist nun von dem Schwane Tycho Brahe die Rede. Dann läßt der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0085" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/116013"/> <p xml:id="ID_296" prev="#ID_295"> sündigung gegen die Grammatik anfängt und mit einer Lüge ins Gesicht der<lb/> Geschichte endigt.</p><lb/> <p xml:id="ID_297"> Es folgen nun Mittheilungen aus der Naturgeschichte, welche an Geschmack¬<lb/> losigkeit alles in dieser Beziehung Denkbare überbieten. So z. B. S. 243,<lb/> wo es wörtlich heißt:</p><lb/> <p xml:id="ID_298"> „Das Rind tritt sehr dumm auf die Welt, worauf denn auch schon das<lb/> große Obermaul und der beinahe gänzliche Mangel des Kinns hindeutet. Kein<lb/> neugeborenes Pferd steht so gedankenlos da und weiß so wenig mit sich selbst<lb/> anzufangen, wie das Kalb; nur das junge Lamm macht ihm den Rang streitig,<lb/> obgleich das Lämmlein unter hundert und mehr Mutterstimmen doch die Stimme<lb/> seiner Mutter kennt. Läßt man aber das Kalb leben, so wird allmälig etwas<lb/> Ordentliches aus ihm. Seine Stellung wird immer anständiger, seine Bewe¬<lb/> gungen minder dumm, und es lernt seine Glieder besser benutzen. Es wnd<lb/> zur Kuh und zum Stier. Erwachsene Rinder heben den Kops höher und stehen<lb/> nicht mehr so geschmacklos, kälbermäßig. Dle Kuh ist aber nun das vervoll¬<lb/> kommnete Kalbe; man kann sie Einiges lehren, aber nicht viel; man kann sie<lb/> an den Pflug spannen u. s. w. Dies zeigt sowohl Willigkeit als Verstand.<lb/> Nur selten gehen sie mit.Pflug und Wagen durch; es sollte denn sehr heiß sein."</p><lb/> <p xml:id="ID_299"> Seite 231: Als Hausnüethe wirft der Storch jedes andere Jahr ein<lb/> Junges, jedes andere ein El herab. (Vollkommener Unsinn!)"</p><lb/> <p xml:id="ID_300"> Seite 283: Artikel mit der Ueberschrift: „Ausbruch des Vesuv. Dieser<lb/> Erdstoß und noch ein anderer Stoß, der drei Tage später erfolgte, war die<lb/> Ankündigung eines gar schauerlich schönen, aber furchtbaren Naturschauspiels,<lb/> von dem die Klügsten nicht wußten, was für ein Ende es nehmen würde.</p><lb/> <p xml:id="ID_301"> (Nach der Schilderung des Ausbruchs:)</p><lb/> <p xml:id="ID_302"> O, wie klein und kindisch ist dagegen das Spiel der Menschen mit Feuer¬<lb/> werken!</p><lb/> <p xml:id="ID_303"> Wir haben in dem Verfasser einen Patron erkannt, der sich vorzugsweise<lb/> in ordinärem Blödsinn gefällt. Seite 296 zeigt er, daß er sich auch auf den<lb/> schwunghaften Blödsinn vortrefflich versteht. An dieser Stelle, mit welcher<lb/> wir unsere Blumenlese beschließen wollen, begegnen wir nachstehendem Pracht¬<lb/> stück aus der Fabrik des Herrn Lorenzen, der beiläufig jetzt als Pfarrer einem<lb/> der besten deutschen Kirchspiele Schleswigs ähnliche Kunstwerke bewundern lassen<lb/> kann:</p><lb/> <p xml:id="ID_304"> „Zwischen der Ostsee und dem Nordmeere liegt ein altes Schwanennest, dessen<lb/> Name Dänemark ist, in demselben sind und werden Schwäne geboren, deren Namen<lb/> niemals sterben werden. Im Alterthume flog von hier aus ein Schwanenstrich<lb/> hin über die Alpen, südwärts in den grünen Ebenen des Mailandes, wo es<lb/> herrlich zu wohnen ist. Der Schwancnstrich heißt die Longobarden. Eine<lb/> andere Schaar, mit glänzenden Federn und treuen Augen, schwang sich hin nach<lb/> Byzanz, setzte sich um den Thron des Kaisers, und breitete da ihre großen<lb/> weißen Flügel aus, als Schild, um ihn zu beschirmen; sie erhielt den Namen<lb/> Väringer. Es ertönte von Frankreichs Küsten ein Schrei der Angst über die<lb/> blutigen Schwäne, welche mit Feuer unter den Flügeln von Norden kamen,<lb/> und das Volk betete: „Befreie uns Gott! von den wilden Normannen." Auf<lb/> Englands wiesenfrischcm Rasen, an dem offenen Strand, stand der dänische<lb/> Schwan, mit dreifacher Königskrone auf dem Haupte; seinen Scepter streckte<lb/> er weit über das Land. Auf Pommerns Küsten beugten die Heiden ihre Knie,<lb/> als der dänische Schwan mit der Fahne des Kreuzes und mit gezücktem<lb/> Schwerte kam. „Das war in alten Tagen!" sagst Du. Auch näher unserer<lb/> Zeit sah man mächtige Schwäne vom Neste ausfliegen."</p><lb/> <p xml:id="ID_305" next="#ID_306"> Es ist nun von dem Schwane Tycho Brahe die Rede. Dann läßt der</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0085]
sündigung gegen die Grammatik anfängt und mit einer Lüge ins Gesicht der
Geschichte endigt.
Es folgen nun Mittheilungen aus der Naturgeschichte, welche an Geschmack¬
losigkeit alles in dieser Beziehung Denkbare überbieten. So z. B. S. 243,
wo es wörtlich heißt:
„Das Rind tritt sehr dumm auf die Welt, worauf denn auch schon das
große Obermaul und der beinahe gänzliche Mangel des Kinns hindeutet. Kein
neugeborenes Pferd steht so gedankenlos da und weiß so wenig mit sich selbst
anzufangen, wie das Kalb; nur das junge Lamm macht ihm den Rang streitig,
obgleich das Lämmlein unter hundert und mehr Mutterstimmen doch die Stimme
seiner Mutter kennt. Läßt man aber das Kalb leben, so wird allmälig etwas
Ordentliches aus ihm. Seine Stellung wird immer anständiger, seine Bewe¬
gungen minder dumm, und es lernt seine Glieder besser benutzen. Es wnd
zur Kuh und zum Stier. Erwachsene Rinder heben den Kops höher und stehen
nicht mehr so geschmacklos, kälbermäßig. Dle Kuh ist aber nun das vervoll¬
kommnete Kalbe; man kann sie Einiges lehren, aber nicht viel; man kann sie
an den Pflug spannen u. s. w. Dies zeigt sowohl Willigkeit als Verstand.
Nur selten gehen sie mit.Pflug und Wagen durch; es sollte denn sehr heiß sein."
Seite 231: Als Hausnüethe wirft der Storch jedes andere Jahr ein
Junges, jedes andere ein El herab. (Vollkommener Unsinn!)"
Seite 283: Artikel mit der Ueberschrift: „Ausbruch des Vesuv. Dieser
Erdstoß und noch ein anderer Stoß, der drei Tage später erfolgte, war die
Ankündigung eines gar schauerlich schönen, aber furchtbaren Naturschauspiels,
von dem die Klügsten nicht wußten, was für ein Ende es nehmen würde.
(Nach der Schilderung des Ausbruchs:)
O, wie klein und kindisch ist dagegen das Spiel der Menschen mit Feuer¬
werken!
Wir haben in dem Verfasser einen Patron erkannt, der sich vorzugsweise
in ordinärem Blödsinn gefällt. Seite 296 zeigt er, daß er sich auch auf den
schwunghaften Blödsinn vortrefflich versteht. An dieser Stelle, mit welcher
wir unsere Blumenlese beschließen wollen, begegnen wir nachstehendem Pracht¬
stück aus der Fabrik des Herrn Lorenzen, der beiläufig jetzt als Pfarrer einem
der besten deutschen Kirchspiele Schleswigs ähnliche Kunstwerke bewundern lassen
kann:
„Zwischen der Ostsee und dem Nordmeere liegt ein altes Schwanennest, dessen
Name Dänemark ist, in demselben sind und werden Schwäne geboren, deren Namen
niemals sterben werden. Im Alterthume flog von hier aus ein Schwanenstrich
hin über die Alpen, südwärts in den grünen Ebenen des Mailandes, wo es
herrlich zu wohnen ist. Der Schwancnstrich heißt die Longobarden. Eine
andere Schaar, mit glänzenden Federn und treuen Augen, schwang sich hin nach
Byzanz, setzte sich um den Thron des Kaisers, und breitete da ihre großen
weißen Flügel aus, als Schild, um ihn zu beschirmen; sie erhielt den Namen
Väringer. Es ertönte von Frankreichs Küsten ein Schrei der Angst über die
blutigen Schwäne, welche mit Feuer unter den Flügeln von Norden kamen,
und das Volk betete: „Befreie uns Gott! von den wilden Normannen." Auf
Englands wiesenfrischcm Rasen, an dem offenen Strand, stand der dänische
Schwan, mit dreifacher Königskrone auf dem Haupte; seinen Scepter streckte
er weit über das Land. Auf Pommerns Küsten beugten die Heiden ihre Knie,
als der dänische Schwan mit der Fahne des Kreuzes und mit gezücktem
Schwerte kam. „Das war in alten Tagen!" sagst Du. Auch näher unserer
Zeit sah man mächtige Schwäne vom Neste ausfliegen."
Es ist nun von dem Schwane Tycho Brahe die Rede. Dann läßt der
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