Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.den Verdienste", welche der Herzog entdeckt hatte. Es lachte einfach über das Br. 181 (vom 16. März 1802) bestätigt die Vermuthung, mit der man sich Das Stück ging, wie wir wissen, erst im April des nächsten Jahres, als Wir schließen unsre Proben von dem Geschmack und der Befähigung Karl "Schiller hat nur sein Stück Arbeit gegeben. Ich habe es mit großer den Verdienste", welche der Herzog entdeckt hatte. Es lachte einfach über das Br. 181 (vom 16. März 1802) bestätigt die Vermuthung, mit der man sich Das Stück ging, wie wir wissen, erst im April des nächsten Jahres, als Wir schließen unsre Proben von dem Geschmack und der Befähigung Karl „Schiller hat nur sein Stück Arbeit gegeben. Ich habe es mit großer <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0058" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/115986"/> <p xml:id="ID_180" prev="#ID_179"> den Verdienste", welche der Herzog entdeckt hatte. Es lachte einfach über das<lb/> armselige Product des Romantikers.</p><lb/> <p xml:id="ID_181"> Br. 181 (vom 16. März 1802) bestätigt die Vermuthung, mit der man sich<lb/> den Umstand erklärt, daß die Jungfrau von Orleans mehre Jahre durchaus<lb/> nicht zur Aufführung auf der Bühne von Weimar gelangen konnte. Wallenstein<lb/> und Maria Stuart waren sofort nach ihrer Vollendung vom Pulte des Dich¬<lb/> ters auf die Bühne gewandert, und auch die Jungfrau hatte den Beifall des<lb/> Herzogs, als sie ihm im Manuscript vorgelegt wurde. Dennoch erklärte er,<lb/> daß er das Stück nicht dargestellt zu sehen wünsche, und so blieb dasselbe sei¬<lb/> nem Theater fern, obwohl man aus Berlin und Leipzig erfuhr, daß es hier<lb/> mit Enthusiasmus aufgenommen worden sei. Man schloß auf eine Intrigue<lb/> der Jagemann, die als erklärte „Freundin" Karl Augusts und mit Rücksicht<lb/> auf die Folgen dieser Freundschaft nicht wohl als Jungfrau Passiren und am<lb/> wenigsten in der Rolle dieser Jungfrau ohne Lächeln zu erwecken auftreten<lb/> konnte. Die Hypothese war aus der rechten Fährte. Der Herzog schreibt am<lb/> Schluß des angeführten Briefes: „Kinns hat. da Kotzebue rebellirt. mir einen<lb/> Nothschuß an Schiller um neue Stücke communicirt. Schiller will den Don<lb/> Carlos und die Jeanne d'Arc für unsern Lauchstädter Bedarf zusammenschnitzen.<lb/> Letztere muß aber hier einsiudirt werden und einer Probe hier unterliegen.<lb/> Deswegen habe ich erlaubt, daß diese Jungferschaft hier einmal vor dem Ab¬<lb/> gang der Gesellschaft untersucht werde, unter Beding aber, daß jede andere als<lb/> die Jagemann die d'Arc spiele. Hiedurch entschuldige ich meine Inconsequenz."</p><lb/> <p xml:id="ID_182"> Das Stück ging, wie wir wissen, erst im April des nächsten Jahres, als<lb/> man für die Rolle der Johanna eine andere Schauspielerin gewonnen, zu<lb/> Weimar in Scene, und die Verzögerung steigerte die Begeisterung des<lb/> Publicums.</p><lb/> <p xml:id="ID_183"> Wir schließen unsre Proben von dem Geschmack und der Befähigung Karl<lb/> Augusts zu Recensionen dramatischer Schöpfungen mit einem Urtheil desselben<lb/> über Schillers „Braut von Messina", dem wir in Br. 199 (vom 12. Februar<lb/> 1803) begegnen, und dem wir seine Meinung über den „Paria" Michael Becrs<lb/> folgen lassen. Der Herzog läßt sich über das Schillersche Drama unter Anderm<lb/> folgendermaßen vernehmen:</p><lb/> <p xml:id="ID_184" next="#ID_185"> „Schiller hat nur sein Stück Arbeit gegeben. Ich habe es mit großer<lb/> Aufmerksamkeit — aber nicht mit wohlbehaglichcm Gefühle gelesen; indessen<lb/> verschließe ich meinen Mund wohlbedächtig darüber. Ueber die Sache selbst ist<lb/> ihm nichts zu sagen, er reitet auf einem Steckenpferde, von dem ihn nur die<lb/> Erfahrung wird absitzen helfen, aber Eines sollte man ihm doch einzureden<lb/> suchen, das ist die Revision der Verse, in denen er seine Werke geschrieben<lb/> hat; denn hie und da kommen mitten im Pathos komische Knittelverse vor,<lb/> dann unausstehliche Härten, undeutsche Worte und endlich solche Wortversetzungen,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0058]
den Verdienste", welche der Herzog entdeckt hatte. Es lachte einfach über das
armselige Product des Romantikers.
Br. 181 (vom 16. März 1802) bestätigt die Vermuthung, mit der man sich
den Umstand erklärt, daß die Jungfrau von Orleans mehre Jahre durchaus
nicht zur Aufführung auf der Bühne von Weimar gelangen konnte. Wallenstein
und Maria Stuart waren sofort nach ihrer Vollendung vom Pulte des Dich¬
ters auf die Bühne gewandert, und auch die Jungfrau hatte den Beifall des
Herzogs, als sie ihm im Manuscript vorgelegt wurde. Dennoch erklärte er,
daß er das Stück nicht dargestellt zu sehen wünsche, und so blieb dasselbe sei¬
nem Theater fern, obwohl man aus Berlin und Leipzig erfuhr, daß es hier
mit Enthusiasmus aufgenommen worden sei. Man schloß auf eine Intrigue
der Jagemann, die als erklärte „Freundin" Karl Augusts und mit Rücksicht
auf die Folgen dieser Freundschaft nicht wohl als Jungfrau Passiren und am
wenigsten in der Rolle dieser Jungfrau ohne Lächeln zu erwecken auftreten
konnte. Die Hypothese war aus der rechten Fährte. Der Herzog schreibt am
Schluß des angeführten Briefes: „Kinns hat. da Kotzebue rebellirt. mir einen
Nothschuß an Schiller um neue Stücke communicirt. Schiller will den Don
Carlos und die Jeanne d'Arc für unsern Lauchstädter Bedarf zusammenschnitzen.
Letztere muß aber hier einsiudirt werden und einer Probe hier unterliegen.
Deswegen habe ich erlaubt, daß diese Jungferschaft hier einmal vor dem Ab¬
gang der Gesellschaft untersucht werde, unter Beding aber, daß jede andere als
die Jagemann die d'Arc spiele. Hiedurch entschuldige ich meine Inconsequenz."
Das Stück ging, wie wir wissen, erst im April des nächsten Jahres, als
man für die Rolle der Johanna eine andere Schauspielerin gewonnen, zu
Weimar in Scene, und die Verzögerung steigerte die Begeisterung des
Publicums.
Wir schließen unsre Proben von dem Geschmack und der Befähigung Karl
Augusts zu Recensionen dramatischer Schöpfungen mit einem Urtheil desselben
über Schillers „Braut von Messina", dem wir in Br. 199 (vom 12. Februar
1803) begegnen, und dem wir seine Meinung über den „Paria" Michael Becrs
folgen lassen. Der Herzog läßt sich über das Schillersche Drama unter Anderm
folgendermaßen vernehmen:
„Schiller hat nur sein Stück Arbeit gegeben. Ich habe es mit großer
Aufmerksamkeit — aber nicht mit wohlbehaglichcm Gefühle gelesen; indessen
verschließe ich meinen Mund wohlbedächtig darüber. Ueber die Sache selbst ist
ihm nichts zu sagen, er reitet auf einem Steckenpferde, von dem ihn nur die
Erfahrung wird absitzen helfen, aber Eines sollte man ihm doch einzureden
suchen, das ist die Revision der Verse, in denen er seine Werke geschrieben
hat; denn hie und da kommen mitten im Pathos komische Knittelverse vor,
dann unausstehliche Härten, undeutsche Worte und endlich solche Wortversetzungen,
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