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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.

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bürg zu S--6 Ngr. die Flasche verkauft werden. Solche Güte und Wohlfeil¬
heit zog an.

Der östreichische Wein hat nicht mindere Achtung erobert. Wem sollte
der Wein aus Erlau, Ermelleck. M6nes, vom Plattensee, aus Villany. Zegs-
gerd, Total nicht munden? Hamburg ist zollfrei, da wird manch edler Saft
hinwandern aus dem gesegneten Kaiserstaate. Und ebenso stellte Oestreich
andere schöne Producte aus: alle Sorten Getreide in erster Qualität aus Ungarn
und Böhmen, Wollvließe, Mehl (Graf Thun). Zucker. Liqueure, Bier. Flachs,
Mais; insbesondere hat die erzherzoglich all'rechtsche Güterdirection aus
Ungarn und Galizien Proben der besten Producte gestellt und neben Ruhm
und Ehre für sich bei den norddeutschen Landwirthen für Oestreich ein Be¬
deutendes an der allgemeinen Achtung erobert. Einige Herrn von da mußten
immer wieder die landwirtschaftlichen Verhältnisse ihrer Heimath schildern, und
die nichtöstrcichischen Gäste erfuhren, daß dort "noch etwas zu machen sei".
Wollten der Staat nur und die Großgrundbesitzer Oestreichs danach streben,
die zu großen Güter zu zertheilen und sie öffentlich zu verpachten, recht bald
aber dem Verwaltungssysteme zu entsagen.

Oestreich schickte auch Hopfen, Ziegel, Forstsamen, Holz, Oel, Oelkuchen,
Eichenrinde, Seide u. d. in.

Es waren Cocons der Mailänder Seidenraupe, der Balkan-Race und
Szegedin-Cocons da. Von Seide hat auch Preußen sehr Schönes geliefert. Z. B.
von Brianza-, Chios-, japanesischer Raupe, Ricinus-Spinner, Ailanthus-Cocons,
Birken- und Eichenspinner. Töpfer aus Stettin hatte Geräthe zur Seidenzucht
ausgestellt, welche ihm die silberne Medaille brachten. Durch Steigeleitern
bewirkt Töpfer, daß die Raupen ihre Erzeugnisse selbst sortiren. Denn starke
steigen höher und spinnen oben, während die schwächeren unten bleiben. Aus
Preußen kamen ferner vorzügliche Wvllvliehe; ebenso a"s Mecklenburg. Pohls
Riesenrübe war ausgestellt, aber die Zuckerrübe fehlte. Ueberhaupt hat wohl
die Jahreszeit auf weniger starke Betheiligung gewirkt. Aus Italien. Spanien,
Portugal. Griechenland, der Türkei, aus Algier und anderen europäischen
Colonien zur Ausstellung Gefärbtes suchte ich vergebens.

Aus Rußland pflegt zu kommen, was weiten Transport verträgt. Es
hatte forstwirtschaftliche Erzeugnisse, Butter und Wolle geschickt. Der gute
Wille war da. Schweden schickte manet'crlei von Interesse. Die Wolle aus
Lumpen (Ruggwolle) und der schwedische Käse waren bemerkenswerth. Die
Vereinigten Staaten brachten vorzügliches Maismehl.

IIS Medaillen wurden verliehen für Erzeugnisse aller Art; 66 Mal wurden
Aussteller lobend erwähnt. Die Preisrichter zeigten sich nicht geizig. 92 Medaillen
wurden besonders für Wein verliehen. Die goldene kam nach Bordeaux, Rhein¬
hessen. Nassau, Oestreich, welche Länder mit Baden in den Triumph sich theilten.


bürg zu S—6 Ngr. die Flasche verkauft werden. Solche Güte und Wohlfeil¬
heit zog an.

Der östreichische Wein hat nicht mindere Achtung erobert. Wem sollte
der Wein aus Erlau, Ermelleck. M6nes, vom Plattensee, aus Villany. Zegs-
gerd, Total nicht munden? Hamburg ist zollfrei, da wird manch edler Saft
hinwandern aus dem gesegneten Kaiserstaate. Und ebenso stellte Oestreich
andere schöne Producte aus: alle Sorten Getreide in erster Qualität aus Ungarn
und Böhmen, Wollvließe, Mehl (Graf Thun). Zucker. Liqueure, Bier. Flachs,
Mais; insbesondere hat die erzherzoglich all'rechtsche Güterdirection aus
Ungarn und Galizien Proben der besten Producte gestellt und neben Ruhm
und Ehre für sich bei den norddeutschen Landwirthen für Oestreich ein Be¬
deutendes an der allgemeinen Achtung erobert. Einige Herrn von da mußten
immer wieder die landwirtschaftlichen Verhältnisse ihrer Heimath schildern, und
die nichtöstrcichischen Gäste erfuhren, daß dort „noch etwas zu machen sei".
Wollten der Staat nur und die Großgrundbesitzer Oestreichs danach streben,
die zu großen Güter zu zertheilen und sie öffentlich zu verpachten, recht bald
aber dem Verwaltungssysteme zu entsagen.

Oestreich schickte auch Hopfen, Ziegel, Forstsamen, Holz, Oel, Oelkuchen,
Eichenrinde, Seide u. d. in.

Es waren Cocons der Mailänder Seidenraupe, der Balkan-Race und
Szegedin-Cocons da. Von Seide hat auch Preußen sehr Schönes geliefert. Z. B.
von Brianza-, Chios-, japanesischer Raupe, Ricinus-Spinner, Ailanthus-Cocons,
Birken- und Eichenspinner. Töpfer aus Stettin hatte Geräthe zur Seidenzucht
ausgestellt, welche ihm die silberne Medaille brachten. Durch Steigeleitern
bewirkt Töpfer, daß die Raupen ihre Erzeugnisse selbst sortiren. Denn starke
steigen höher und spinnen oben, während die schwächeren unten bleiben. Aus
Preußen kamen ferner vorzügliche Wvllvliehe; ebenso a«s Mecklenburg. Pohls
Riesenrübe war ausgestellt, aber die Zuckerrübe fehlte. Ueberhaupt hat wohl
die Jahreszeit auf weniger starke Betheiligung gewirkt. Aus Italien. Spanien,
Portugal. Griechenland, der Türkei, aus Algier und anderen europäischen
Colonien zur Ausstellung Gefärbtes suchte ich vergebens.

Aus Rußland pflegt zu kommen, was weiten Transport verträgt. Es
hatte forstwirtschaftliche Erzeugnisse, Butter und Wolle geschickt. Der gute
Wille war da. Schweden schickte manet'crlei von Interesse. Die Wolle aus
Lumpen (Ruggwolle) und der schwedische Käse waren bemerkenswerth. Die
Vereinigten Staaten brachten vorzügliches Maismehl.

IIS Medaillen wurden verliehen für Erzeugnisse aller Art; 66 Mal wurden
Aussteller lobend erwähnt. Die Preisrichter zeigten sich nicht geizig. 92 Medaillen
wurden besonders für Wein verliehen. Die goldene kam nach Bordeaux, Rhein¬
hessen. Nassau, Oestreich, welche Länder mit Baden in den Triumph sich theilten.


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[0522] bürg zu S—6 Ngr. die Flasche verkauft werden. Solche Güte und Wohlfeil¬ heit zog an. Der östreichische Wein hat nicht mindere Achtung erobert. Wem sollte der Wein aus Erlau, Ermelleck. M6nes, vom Plattensee, aus Villany. Zegs- gerd, Total nicht munden? Hamburg ist zollfrei, da wird manch edler Saft hinwandern aus dem gesegneten Kaiserstaate. Und ebenso stellte Oestreich andere schöne Producte aus: alle Sorten Getreide in erster Qualität aus Ungarn und Böhmen, Wollvließe, Mehl (Graf Thun). Zucker. Liqueure, Bier. Flachs, Mais; insbesondere hat die erzherzoglich all'rechtsche Güterdirection aus Ungarn und Galizien Proben der besten Producte gestellt und neben Ruhm und Ehre für sich bei den norddeutschen Landwirthen für Oestreich ein Be¬ deutendes an der allgemeinen Achtung erobert. Einige Herrn von da mußten immer wieder die landwirtschaftlichen Verhältnisse ihrer Heimath schildern, und die nichtöstrcichischen Gäste erfuhren, daß dort „noch etwas zu machen sei". Wollten der Staat nur und die Großgrundbesitzer Oestreichs danach streben, die zu großen Güter zu zertheilen und sie öffentlich zu verpachten, recht bald aber dem Verwaltungssysteme zu entsagen. Oestreich schickte auch Hopfen, Ziegel, Forstsamen, Holz, Oel, Oelkuchen, Eichenrinde, Seide u. d. in. Es waren Cocons der Mailänder Seidenraupe, der Balkan-Race und Szegedin-Cocons da. Von Seide hat auch Preußen sehr Schönes geliefert. Z. B. von Brianza-, Chios-, japanesischer Raupe, Ricinus-Spinner, Ailanthus-Cocons, Birken- und Eichenspinner. Töpfer aus Stettin hatte Geräthe zur Seidenzucht ausgestellt, welche ihm die silberne Medaille brachten. Durch Steigeleitern bewirkt Töpfer, daß die Raupen ihre Erzeugnisse selbst sortiren. Denn starke steigen höher und spinnen oben, während die schwächeren unten bleiben. Aus Preußen kamen ferner vorzügliche Wvllvliehe; ebenso a«s Mecklenburg. Pohls Riesenrübe war ausgestellt, aber die Zuckerrübe fehlte. Ueberhaupt hat wohl die Jahreszeit auf weniger starke Betheiligung gewirkt. Aus Italien. Spanien, Portugal. Griechenland, der Türkei, aus Algier und anderen europäischen Colonien zur Ausstellung Gefärbtes suchte ich vergebens. Aus Rußland pflegt zu kommen, was weiten Transport verträgt. Es hatte forstwirtschaftliche Erzeugnisse, Butter und Wolle geschickt. Der gute Wille war da. Schweden schickte manet'crlei von Interesse. Die Wolle aus Lumpen (Ruggwolle) und der schwedische Käse waren bemerkenswerth. Die Vereinigten Staaten brachten vorzügliches Maismehl. IIS Medaillen wurden verliehen für Erzeugnisse aller Art; 66 Mal wurden Aussteller lobend erwähnt. Die Preisrichter zeigten sich nicht geizig. 92 Medaillen wurden besonders für Wein verliehen. Die goldene kam nach Bordeaux, Rhein¬ hessen. Nassau, Oestreich, welche Länder mit Baden in den Triumph sich theilten.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115927/522>, abgerufen am 15.01.2025.