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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.

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Schutzzoll zu Gunsten des kleinen deutschen Maschinenwesens befiehlt! Werden
Deutsche jemals mit solchen Clayton oder Shuttleworth concurriren können?

Der Dampfpflug bedarf eines größeren Terrains, ebener Fläche, guter
Wege, wohlfeiles Heizungsmaterial, geschickte Bedienung. Dann arbeitet er,
allein noch um das Doppelte theurer als Pferde pflügen. Das Princip beruht
darauf, daß eine feststehende Locomobile mit Dampfkraft zwei Rollen (und beweg¬
lichen Anker) dreht, die eine Rolle vorwärts, die andere rückwärts, wodurch
ein Drahtseil abwechselnd aufgewunden, dann wieder abgerollt wird. Durch
diese Zugkraft wird der Pflug vorwärts bewegt. Eine' genaue Beschreibung gibt
ein jeder Katalog der Fabrikanten. Ich vermißte übrigens zu Hamburg einen (von
Pindus in den Annalen beschriebenen) von Gatling erfundenen amerikanischen
Dampfcultivator, welcher eine Dampfmaschine nebst durch sie zu bewegenden
Cultivator darstellt, beide auf einem Räderwagen, welcher, indem die Dampf¬
kraft arbeitet, von Thieren gezogen wird und also das Ackerfeld bearbeitet.
Diese Construction schien mir den Vortheil leichteren Gewichts, der Einfach¬
heit, mit der sie zu handhaben ist, (ohne Seile, Rollen, Anker :c.) für sich
zu haben; sie müßte billiger sein, und das, was der Dampfpflug überhaupt be¬
zweckt: die Tiefe des Bodens zu bearbeiten, fast leichter vollbringen, als die
englischen Constructionen.

Wie der Dampfpflug heute ist, wird er wohl in zehn Jahren schwerlich
mehr sein. Warten wir!

Der Dampf bewegt nun alle Hilfsmaschinen des landwirtschaftlichen Ge- '
werdes. Die Häcksel- oder Strohschneidemaschinen haben die Verbesserung er¬
fahren, daß man. um verschieden langes Futter zu schneiden, nicht ferner die
Räder zu wechseln braucht, sondern daß ein Hebeldruck genügt. Von Wurzelwerk¬
schneidemaschinen, Oelkuchenbrechern, Mühlen. Buttermaschinen, Dampf-, Koch-,
Brenn-, Heizungsapparaten, Pumpen, Spritzen, waren ganze Sammlungen
da. Die Dampfspntzcn scheinen die anderen zu verdrängen; es war bewun¬
derungswürdig, was die von Georg Egestorf, (Linden, Hannover. Preis
4000 Thir.) leistete. Die sogenannten kalifornischen Pumpen, welche das Pum¬
pen durch Bewegung eines Schwungrades bewerkstelligen, fanden viele Käufer.

Buttermaschinen waren in größerer Zahl und tadelloser Ausführung von
Hartwig, Holler und Comp. (Karlshütte bei Rendsburg) ausgestellt. Dieselbe
Firma führte auch einen vollständigen Milchkeller vor, mit länglich-ovalen,
flachen gußeißernen und emaillirter Milchsässern ausgestattet, die mittelst Schrau¬
ben in die Höhe gewunden werden und durch eigenthümliche Abrahmer --
von Holz an langem Stiele -- in eiserne Nahmkarren mit emaillirtem Trog
entfährt werden. Die Idee wie die Ausführung solcher Melkerei ist vorzüg¬
lich gut, und werden alle größere Milchwirthschaften sich dieses Fortschrittes
bemächtigen.


Schutzzoll zu Gunsten des kleinen deutschen Maschinenwesens befiehlt! Werden
Deutsche jemals mit solchen Clayton oder Shuttleworth concurriren können?

Der Dampfpflug bedarf eines größeren Terrains, ebener Fläche, guter
Wege, wohlfeiles Heizungsmaterial, geschickte Bedienung. Dann arbeitet er,
allein noch um das Doppelte theurer als Pferde pflügen. Das Princip beruht
darauf, daß eine feststehende Locomobile mit Dampfkraft zwei Rollen (und beweg¬
lichen Anker) dreht, die eine Rolle vorwärts, die andere rückwärts, wodurch
ein Drahtseil abwechselnd aufgewunden, dann wieder abgerollt wird. Durch
diese Zugkraft wird der Pflug vorwärts bewegt. Eine' genaue Beschreibung gibt
ein jeder Katalog der Fabrikanten. Ich vermißte übrigens zu Hamburg einen (von
Pindus in den Annalen beschriebenen) von Gatling erfundenen amerikanischen
Dampfcultivator, welcher eine Dampfmaschine nebst durch sie zu bewegenden
Cultivator darstellt, beide auf einem Räderwagen, welcher, indem die Dampf¬
kraft arbeitet, von Thieren gezogen wird und also das Ackerfeld bearbeitet.
Diese Construction schien mir den Vortheil leichteren Gewichts, der Einfach¬
heit, mit der sie zu handhaben ist, (ohne Seile, Rollen, Anker :c.) für sich
zu haben; sie müßte billiger sein, und das, was der Dampfpflug überhaupt be¬
zweckt: die Tiefe des Bodens zu bearbeiten, fast leichter vollbringen, als die
englischen Constructionen.

Wie der Dampfpflug heute ist, wird er wohl in zehn Jahren schwerlich
mehr sein. Warten wir!

Der Dampf bewegt nun alle Hilfsmaschinen des landwirtschaftlichen Ge- '
werdes. Die Häcksel- oder Strohschneidemaschinen haben die Verbesserung er¬
fahren, daß man. um verschieden langes Futter zu schneiden, nicht ferner die
Räder zu wechseln braucht, sondern daß ein Hebeldruck genügt. Von Wurzelwerk¬
schneidemaschinen, Oelkuchenbrechern, Mühlen. Buttermaschinen, Dampf-, Koch-,
Brenn-, Heizungsapparaten, Pumpen, Spritzen, waren ganze Sammlungen
da. Die Dampfspntzcn scheinen die anderen zu verdrängen; es war bewun¬
derungswürdig, was die von Georg Egestorf, (Linden, Hannover. Preis
4000 Thir.) leistete. Die sogenannten kalifornischen Pumpen, welche das Pum¬
pen durch Bewegung eines Schwungrades bewerkstelligen, fanden viele Käufer.

Buttermaschinen waren in größerer Zahl und tadelloser Ausführung von
Hartwig, Holler und Comp. (Karlshütte bei Rendsburg) ausgestellt. Dieselbe
Firma führte auch einen vollständigen Milchkeller vor, mit länglich-ovalen,
flachen gußeißernen und emaillirter Milchsässern ausgestattet, die mittelst Schrau¬
ben in die Höhe gewunden werden und durch eigenthümliche Abrahmer —
von Holz an langem Stiele — in eiserne Nahmkarren mit emaillirtem Trog
entfährt werden. Die Idee wie die Ausführung solcher Melkerei ist vorzüg¬
lich gut, und werden alle größere Milchwirthschaften sich dieses Fortschrittes
bemächtigen.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115927/520>, abgerufen am 15.01.2025.