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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.

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faltige Betrachtung, die ihm hier von der Liebe eines dort Gebornen zu Theil ge¬
worden ist, und dies um so mehr als Lüntzels ausführlichere Geschichte der Stad
nur bis zum ersten Decennium des sechszehnten Jahrhunderts geht. -- Ergänzt wird
das Buch durch desselben Verfassers " Nieder sächsische Geschichten" (soeben
Berlin, Verlag von B. Brigl erschienen), die sich indeß nur auf das sechzehnte Jahr¬
hundert und die erste Hälfte des siebzehnten beziehen und sich hier vorzüglich mit
dem Charakter und den Thaten der welfischen Fürsten, und zwar besonders aus¬
führlich mit Herzog Heinrich dem Jüngern von Braunschweig-Wolfenbüttel. den
Häkeln zwischen der damals thatsächlich, wenn auch nicht anerkannt rcichssreicn
Stadt Braunschweig und den Herzögen Julius, Heinrich Julius und Friedrich Ulrich
beschäftigen. Von den Capiteln der zweiten Hälfte der Sammlung beansprucht
namentlich das über Staatswesen und Volksleben Niedcrdcutschlands seit Anfang
des sechzehnten Jahrhunderts allgemeineres Interesse. Auch die dem Buche voraus-
gesandte Selbstbiographie des Verfassers wird Manchem, zunächst den Schülern des
Verfassers, nicht unwillkommen sein.


Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographi¬
scher Form. Von Dr. Ludwig Staate. Vierte vermehrte und verbesserte Auf¬
lage. Oldenburg, G. Stalling. 1863. 250 G.

Die Verbesserungen des im Ganzen recht brauchbaren kleinen Buchs folgen den
Ausstellungen Professor Hölschers in Mützells Zeitschrift, die Vermehrung besteht in
einem Abschnitt über die Sicilianische Vesper. In Betreff des Capitels über Moham¬
med empfehlen wir dem Verfasser die vor Kurzem erschienene Schrift Nöldekes über
den Propheten des Islam.


Griechische und albanesische Märchen. Gesammelt von v. Hahn
2. Theil. Leipzig, W. Engelmann.

Wir haben bei Erscheinen des ersten Theils dieser Sammlung ausführlich auf
dieses zunächst für die Ethnographie und die Sagen- und Märchenkundc sehr werth-
volle, dann auch für weitere Kreise interessante Unternehmen aufmerksam gemacht,
und so bleibt uns für diesen zweiten Band nur übrig, unsere damalige warme Em¬
pfehlung zu wiederholen. Der Herausgeber liefert hier zunächst noch eine Anzahl
neugriechischer, dann albanesische Märchen, woraus ausführliche Anmerkungen, zum
Theil Erläuterungen, zum größern Theil andere Versionen früher mitgetheilter Stücke
folgen. Den Schluß bildet ein sorgfältig gearbeitetes Inhaltsverzeichnis). Es sei
gestattet, unsern früheren Proben aus der Sammlung noch eine andere anzufügen,
welche v. Hahn dem Professor Siegel in Athen verdankt, und die aus dem Dorfe
Koknio in Böotien stammt. Sie möge als Pendant zu dem Liede: "Als
Noah aus dem Kasten war" und zugleich als scherzhafte Warnung für Kncip-
genics dienen. Siegel übernachtete hier bei einem Bauer, den er sich aus dem Markt
in Theben durch das Geschenk eines Messers verpflichtet. Die Nachbarn sammelten
sich, man aß und trank, plauderte und kam zuletzt auf die Benennung der Wein¬
trauben zu sprechen. Siegel fragte seinen Wirth, ob er wisse, weshalb man sie
Stafilia nenne. "Nein," war die Antwort, "aber," so setzte jener sogleich hinzu,
"wenn Du es weißt, Christo, so erzähle es." -- Der Angeredete theilte der Ge-


faltige Betrachtung, die ihm hier von der Liebe eines dort Gebornen zu Theil ge¬
worden ist, und dies um so mehr als Lüntzels ausführlichere Geschichte der Stad
nur bis zum ersten Decennium des sechszehnten Jahrhunderts geht. — Ergänzt wird
das Buch durch desselben Verfassers „ Nieder sächsische Geschichten" (soeben
Berlin, Verlag von B. Brigl erschienen), die sich indeß nur auf das sechzehnte Jahr¬
hundert und die erste Hälfte des siebzehnten beziehen und sich hier vorzüglich mit
dem Charakter und den Thaten der welfischen Fürsten, und zwar besonders aus¬
führlich mit Herzog Heinrich dem Jüngern von Braunschweig-Wolfenbüttel. den
Häkeln zwischen der damals thatsächlich, wenn auch nicht anerkannt rcichssreicn
Stadt Braunschweig und den Herzögen Julius, Heinrich Julius und Friedrich Ulrich
beschäftigen. Von den Capiteln der zweiten Hälfte der Sammlung beansprucht
namentlich das über Staatswesen und Volksleben Niedcrdcutschlands seit Anfang
des sechzehnten Jahrhunderts allgemeineres Interesse. Auch die dem Buche voraus-
gesandte Selbstbiographie des Verfassers wird Manchem, zunächst den Schülern des
Verfassers, nicht unwillkommen sein.


Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographi¬
scher Form. Von Dr. Ludwig Staate. Vierte vermehrte und verbesserte Auf¬
lage. Oldenburg, G. Stalling. 1863. 250 G.

Die Verbesserungen des im Ganzen recht brauchbaren kleinen Buchs folgen den
Ausstellungen Professor Hölschers in Mützells Zeitschrift, die Vermehrung besteht in
einem Abschnitt über die Sicilianische Vesper. In Betreff des Capitels über Moham¬
med empfehlen wir dem Verfasser die vor Kurzem erschienene Schrift Nöldekes über
den Propheten des Islam.


Griechische und albanesische Märchen. Gesammelt von v. Hahn
2. Theil. Leipzig, W. Engelmann.

Wir haben bei Erscheinen des ersten Theils dieser Sammlung ausführlich auf
dieses zunächst für die Ethnographie und die Sagen- und Märchenkundc sehr werth-
volle, dann auch für weitere Kreise interessante Unternehmen aufmerksam gemacht,
und so bleibt uns für diesen zweiten Band nur übrig, unsere damalige warme Em¬
pfehlung zu wiederholen. Der Herausgeber liefert hier zunächst noch eine Anzahl
neugriechischer, dann albanesische Märchen, woraus ausführliche Anmerkungen, zum
Theil Erläuterungen, zum größern Theil andere Versionen früher mitgetheilter Stücke
folgen. Den Schluß bildet ein sorgfältig gearbeitetes Inhaltsverzeichnis). Es sei
gestattet, unsern früheren Proben aus der Sammlung noch eine andere anzufügen,
welche v. Hahn dem Professor Siegel in Athen verdankt, und die aus dem Dorfe
Koknio in Böotien stammt. Sie möge als Pendant zu dem Liede: „Als
Noah aus dem Kasten war" und zugleich als scherzhafte Warnung für Kncip-
genics dienen. Siegel übernachtete hier bei einem Bauer, den er sich aus dem Markt
in Theben durch das Geschenk eines Messers verpflichtet. Die Nachbarn sammelten
sich, man aß und trank, plauderte und kam zuletzt auf die Benennung der Wein¬
trauben zu sprechen. Siegel fragte seinen Wirth, ob er wisse, weshalb man sie
Stafilia nenne. „Nein," war die Antwort, „aber," so setzte jener sogleich hinzu,
„wenn Du es weißt, Christo, so erzähle es." — Der Angeredete theilte der Ge-


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[0486] faltige Betrachtung, die ihm hier von der Liebe eines dort Gebornen zu Theil ge¬ worden ist, und dies um so mehr als Lüntzels ausführlichere Geschichte der Stad nur bis zum ersten Decennium des sechszehnten Jahrhunderts geht. — Ergänzt wird das Buch durch desselben Verfassers „ Nieder sächsische Geschichten" (soeben Berlin, Verlag von B. Brigl erschienen), die sich indeß nur auf das sechzehnte Jahr¬ hundert und die erste Hälfte des siebzehnten beziehen und sich hier vorzüglich mit dem Charakter und den Thaten der welfischen Fürsten, und zwar besonders aus¬ führlich mit Herzog Heinrich dem Jüngern von Braunschweig-Wolfenbüttel. den Häkeln zwischen der damals thatsächlich, wenn auch nicht anerkannt rcichssreicn Stadt Braunschweig und den Herzögen Julius, Heinrich Julius und Friedrich Ulrich beschäftigen. Von den Capiteln der zweiten Hälfte der Sammlung beansprucht namentlich das über Staatswesen und Volksleben Niedcrdcutschlands seit Anfang des sechzehnten Jahrhunderts allgemeineres Interesse. Auch die dem Buche voraus- gesandte Selbstbiographie des Verfassers wird Manchem, zunächst den Schülern des Verfassers, nicht unwillkommen sein. Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographi¬ scher Form. Von Dr. Ludwig Staate. Vierte vermehrte und verbesserte Auf¬ lage. Oldenburg, G. Stalling. 1863. 250 G. Die Verbesserungen des im Ganzen recht brauchbaren kleinen Buchs folgen den Ausstellungen Professor Hölschers in Mützells Zeitschrift, die Vermehrung besteht in einem Abschnitt über die Sicilianische Vesper. In Betreff des Capitels über Moham¬ med empfehlen wir dem Verfasser die vor Kurzem erschienene Schrift Nöldekes über den Propheten des Islam. Griechische und albanesische Märchen. Gesammelt von v. Hahn 2. Theil. Leipzig, W. Engelmann. Wir haben bei Erscheinen des ersten Theils dieser Sammlung ausführlich auf dieses zunächst für die Ethnographie und die Sagen- und Märchenkundc sehr werth- volle, dann auch für weitere Kreise interessante Unternehmen aufmerksam gemacht, und so bleibt uns für diesen zweiten Band nur übrig, unsere damalige warme Em¬ pfehlung zu wiederholen. Der Herausgeber liefert hier zunächst noch eine Anzahl neugriechischer, dann albanesische Märchen, woraus ausführliche Anmerkungen, zum Theil Erläuterungen, zum größern Theil andere Versionen früher mitgetheilter Stücke folgen. Den Schluß bildet ein sorgfältig gearbeitetes Inhaltsverzeichnis). Es sei gestattet, unsern früheren Proben aus der Sammlung noch eine andere anzufügen, welche v. Hahn dem Professor Siegel in Athen verdankt, und die aus dem Dorfe Koknio in Böotien stammt. Sie möge als Pendant zu dem Liede: „Als Noah aus dem Kasten war" und zugleich als scherzhafte Warnung für Kncip- genics dienen. Siegel übernachtete hier bei einem Bauer, den er sich aus dem Markt in Theben durch das Geschenk eines Messers verpflichtet. Die Nachbarn sammelten sich, man aß und trank, plauderte und kam zuletzt auf die Benennung der Wein¬ trauben zu sprechen. Siegel fragte seinen Wirth, ob er wisse, weshalb man sie Stafilia nenne. „Nein," war die Antwort, „aber," so setzte jener sogleich hinzu, „wenn Du es weißt, Christo, so erzähle es." — Der Angeredete theilte der Ge-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115927/486>, abgerufen am 15.01.2025.