Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.wäre: "Schweine unter neun Monate alt, ohne Rücksicht auf Geschlecht und Schleswig-Holstein und die Ultramontanen. Nach dem großen Schützenfeste im September erhob sich ein heftiger Streit wäre: „Schweine unter neun Monate alt, ohne Rücksicht auf Geschlecht und Schleswig-Holstein und die Ultramontanen. Nach dem großen Schützenfeste im September erhob sich ein heftiger Streit <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0474" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/116402"/> <p xml:id="ID_1578" prev="#ID_1577"> wäre: „Schweine unter neun Monate alt, ohne Rücksicht auf Geschlecht und<lb/> Race".' Denn es ist weit weniger wichtig. Kolosse von mehren Jahren und<lb/> mehren Centnern zu produciren, die oft spät zu diesem Gewicht gelangen, als<lb/> Thiere zu erhalten, früh reif, nicht übermäßig fett, aber von Gewicht. Ob in<lb/> dieser Hinsicht eine Race der anderen überlegen ist und welche, lehrte die<lb/> Hamburger Ausstellung nicht.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Schleswig-Holstein und die Ultramontanen.</head><lb/> <p xml:id="ID_1579" next="#ID_1580"> Nach dem großen Schützenfeste im September erhob sich ein heftiger Streit<lb/> zwischen den Klerikalen und Liberalen, weil letztere behaupteten, der festliche<lb/> Empfang habe dem Kaiser als Verleiher der Constitution gegolten, was erstere<lb/> in Abrede stellten, ja sogar auf das Concordat hindeuteten. Man hat dabei<lb/> nur vergessen, daß der Kaiser vor etlichen Jahren, wo noch die Reaction in<lb/> der vollen Blüthe des Unsinnes stand, nicht blos gleichgültig, sondern auch<lb/> zum Schrecken der Officiellen sehr kühl empfangen wurde. Uebrigens sind die¬<lb/> jenigen, welche naiv genug erwarteten, es werde alsbald eine Entscheidung über<lb/> die Glaubenseinhcit erfolgen, weil sich die Negierung überzeugen konnte, die<lb/> Stimmung sei nicht so, wie sie die Ultramontanen schilderten, jetzt allmälig<lb/> gründlich enttäuscht. Wir wollen nicht davon reden, daß der nämliche Prinz,<lb/> welcher Hasclwanter den Rücken kehrte, zum klerikalen Scheuchenstuhl gesagt<lb/> haben soll: „Tirol werde nur deswegen so angefeindet, weil es eine tief katho¬<lb/> lische Gesinnung hege", — es tritt uns so manches andere unerfreuliche Zeichen<lb/> entgegen. Nach der Antwort, welche Schmerling 'aus die Jnterpellation von<lb/> Brinz gab, hoffte man, die Regierung werde den Jesuiten an den Gymnasien<lb/> die kategorische Aufforderung schicken, entweder den Gesetzen bezüglich des Lehr¬<lb/> amtes zu genügen, oder sich zu trollen. Nun ist es allerdings leichter die Wanzen<lb/> auszutilgen, wenn sie sich wo eingenistet haben, als die Jesuiten, welche bei uns<lb/> außerdem von einflußreichen vornehmen alten Weibern geschützt werden, zu ver¬<lb/> treiben, was soll man aber dazu sagen, daß ihnen die Regierung bei der gegen¬<lb/> wärtigen Finanzmisere sogar Geld bewilligte, um zu Feldkirch neue Classen zu<lb/> errichten? — Da begreift man, daß die Ultramontanen kecker denn je hervor-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0474]
wäre: „Schweine unter neun Monate alt, ohne Rücksicht auf Geschlecht und
Race".' Denn es ist weit weniger wichtig. Kolosse von mehren Jahren und
mehren Centnern zu produciren, die oft spät zu diesem Gewicht gelangen, als
Thiere zu erhalten, früh reif, nicht übermäßig fett, aber von Gewicht. Ob in
dieser Hinsicht eine Race der anderen überlegen ist und welche, lehrte die
Hamburger Ausstellung nicht.
Schleswig-Holstein und die Ultramontanen.
Nach dem großen Schützenfeste im September erhob sich ein heftiger Streit
zwischen den Klerikalen und Liberalen, weil letztere behaupteten, der festliche
Empfang habe dem Kaiser als Verleiher der Constitution gegolten, was erstere
in Abrede stellten, ja sogar auf das Concordat hindeuteten. Man hat dabei
nur vergessen, daß der Kaiser vor etlichen Jahren, wo noch die Reaction in
der vollen Blüthe des Unsinnes stand, nicht blos gleichgültig, sondern auch
zum Schrecken der Officiellen sehr kühl empfangen wurde. Uebrigens sind die¬
jenigen, welche naiv genug erwarteten, es werde alsbald eine Entscheidung über
die Glaubenseinhcit erfolgen, weil sich die Negierung überzeugen konnte, die
Stimmung sei nicht so, wie sie die Ultramontanen schilderten, jetzt allmälig
gründlich enttäuscht. Wir wollen nicht davon reden, daß der nämliche Prinz,
welcher Hasclwanter den Rücken kehrte, zum klerikalen Scheuchenstuhl gesagt
haben soll: „Tirol werde nur deswegen so angefeindet, weil es eine tief katho¬
lische Gesinnung hege", — es tritt uns so manches andere unerfreuliche Zeichen
entgegen. Nach der Antwort, welche Schmerling 'aus die Jnterpellation von
Brinz gab, hoffte man, die Regierung werde den Jesuiten an den Gymnasien
die kategorische Aufforderung schicken, entweder den Gesetzen bezüglich des Lehr¬
amtes zu genügen, oder sich zu trollen. Nun ist es allerdings leichter die Wanzen
auszutilgen, wenn sie sich wo eingenistet haben, als die Jesuiten, welche bei uns
außerdem von einflußreichen vornehmen alten Weibern geschützt werden, zu ver¬
treiben, was soll man aber dazu sagen, daß ihnen die Regierung bei der gegen¬
wärtigen Finanzmisere sogar Geld bewilligte, um zu Feldkirch neue Classen zu
errichten? — Da begreift man, daß die Ultramontanen kecker denn je hervor-
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