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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.

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des Herrn Hermann von Nathusius. Die Gesammtsumme der ausgesetzten
Geldprämien betrug 24.773 Thaler. Statt des Geldes wurden auf Wunsch
auch Pokale gleichen Werthes gegeben.

Aus der tabellarischen Uebersicht der aus den einzelnen Staaten ein-,
gegangenen Anmeldungen ersehen wir, daß Hannover die meisten Pferde schickte
(217). daß dann Hamburg (86) und hierauf Großbritannien (67) folgte. Preußen
erschien mit 34 Stück. Im Ganzen waren S24 Pferde da -- eher zu viele
als zu wenige. Manche Thiere waren für diese Ausstellung überflüssig.

Rindvichstücke sind total 96S aufgezählt. Das Meiste kam wieder aus
Hannover (233). Ihm folgten die deutschen Herzogthümer Schleswig-Holstein
(175). dann Großbritannien (132). Hamburg (8S). Oestreich (83) Preußen (74).
Hannover hatte natürlich einen Vorsprung durch die Nähe, ebenso die Herzog¬
thümer. Viele bäuerliche Wirthe hatten ausgestellt. Großbritannien hat in
Anbetracht der Entfernung Deutschland beschämt, zumal Preußen; -- ja es
hat gesiegt, wenn wir bedenken, daß es fast nur Vorzügliches sandte, sowohl
von Pferden als von Rindvieh. Oestreich glänzte vielfach, und ist seiner regen
Theilnahme in Rücksicht der weiten Entfernung alle Anerkennung zu zollen.

Aber wo war das würtcmberger Landvieh geblieben', das schroäbisch-hal-
lische und schwäbisch-limpurgische? Wo Hohenheim mit dem simmenthaler, Weil
mit dem Gurtenvieh? Warum erschien aus Bayern kein einziges Stück auf
dem Kampfplatz? Aus Bayern, dem Land, das aus Fleischexport eine Haupt¬
quelle seines Wohlstandes macht, das vorzugsweise auf Ackerbau angewiesen
und das in diesem seinem Hauptgewerbe "och so weit zurück ist, wie kaum
eine andere Gegend Deutschlands, war kein Vieh und kein anderes Product
gekommen, nur zwei Aussteller hatten Geräthe gesandt. Warum mußte das
allgäuer Vieh aus Schlesien und Sachsen kommen? Warum nicht aus seiner
Heimath? Dachte man nicht daran, daß diesem Landcstheil, der nur Viehweiden
hat, neue Absatzauellen für Zuchtvieh zu erschließen wären? Weiß man in Bayern
nicht, daß der Züchter eines besonderen Schlages gutes, ihm passendes Zucht¬
vieh doppelt bezahlt, doppelt so hoch, als die Fleischtaxe des Landrichters? Warum
war kein Frankenvieh da? Konnte nicht für den Züchter eines besonders schönen
Stammes unendlicher Vortheil durch Gewinnung theuer zahlender Abnehmer
erwachsen? Und wußten die Landwirthe Bayerns nicht, daß man sich durch
Ausschließung vom Wettringcn seinen Markt tödtet? Bayern exportirt gleich
Böhmen und dem Voigtlnnd Zugochsen; die Böhmen und die Voigtländer
waren erschienen . . . schläft man in Bayern?

Von Schafen waren 1766 Stück gekommen: aus Preußen 526, aus
Großbritannien 400, aus Oestreich 156; Hannover hatte 145. Hamburg 116,
Sachsen 66 Stück gesandt. Warum hat Bayern das Rhön- und Frankenschaf
nicht geschickt? Nicht die Rhönschafkreuzungen?"


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des Herrn Hermann von Nathusius. Die Gesammtsumme der ausgesetzten
Geldprämien betrug 24.773 Thaler. Statt des Geldes wurden auf Wunsch
auch Pokale gleichen Werthes gegeben.

Aus der tabellarischen Uebersicht der aus den einzelnen Staaten ein-,
gegangenen Anmeldungen ersehen wir, daß Hannover die meisten Pferde schickte
(217). daß dann Hamburg (86) und hierauf Großbritannien (67) folgte. Preußen
erschien mit 34 Stück. Im Ganzen waren S24 Pferde da — eher zu viele
als zu wenige. Manche Thiere waren für diese Ausstellung überflüssig.

Rindvichstücke sind total 96S aufgezählt. Das Meiste kam wieder aus
Hannover (233). Ihm folgten die deutschen Herzogthümer Schleswig-Holstein
(175). dann Großbritannien (132). Hamburg (8S). Oestreich (83) Preußen (74).
Hannover hatte natürlich einen Vorsprung durch die Nähe, ebenso die Herzog¬
thümer. Viele bäuerliche Wirthe hatten ausgestellt. Großbritannien hat in
Anbetracht der Entfernung Deutschland beschämt, zumal Preußen; — ja es
hat gesiegt, wenn wir bedenken, daß es fast nur Vorzügliches sandte, sowohl
von Pferden als von Rindvieh. Oestreich glänzte vielfach, und ist seiner regen
Theilnahme in Rücksicht der weiten Entfernung alle Anerkennung zu zollen.

Aber wo war das würtcmberger Landvieh geblieben', das schroäbisch-hal-
lische und schwäbisch-limpurgische? Wo Hohenheim mit dem simmenthaler, Weil
mit dem Gurtenvieh? Warum erschien aus Bayern kein einziges Stück auf
dem Kampfplatz? Aus Bayern, dem Land, das aus Fleischexport eine Haupt¬
quelle seines Wohlstandes macht, das vorzugsweise auf Ackerbau angewiesen
und das in diesem seinem Hauptgewerbe »och so weit zurück ist, wie kaum
eine andere Gegend Deutschlands, war kein Vieh und kein anderes Product
gekommen, nur zwei Aussteller hatten Geräthe gesandt. Warum mußte das
allgäuer Vieh aus Schlesien und Sachsen kommen? Warum nicht aus seiner
Heimath? Dachte man nicht daran, daß diesem Landcstheil, der nur Viehweiden
hat, neue Absatzauellen für Zuchtvieh zu erschließen wären? Weiß man in Bayern
nicht, daß der Züchter eines besonderen Schlages gutes, ihm passendes Zucht¬
vieh doppelt bezahlt, doppelt so hoch, als die Fleischtaxe des Landrichters? Warum
war kein Frankenvieh da? Konnte nicht für den Züchter eines besonders schönen
Stammes unendlicher Vortheil durch Gewinnung theuer zahlender Abnehmer
erwachsen? Und wußten die Landwirthe Bayerns nicht, daß man sich durch
Ausschließung vom Wettringcn seinen Markt tödtet? Bayern exportirt gleich
Böhmen und dem Voigtlnnd Zugochsen; die Böhmen und die Voigtländer
waren erschienen . . . schläft man in Bayern?

Von Schafen waren 1766 Stück gekommen: aus Preußen 526, aus
Großbritannien 400, aus Oestreich 156; Hannover hatte 145. Hamburg 116,
Sachsen 66 Stück gesandt. Warum hat Bayern das Rhön- und Frankenschaf
nicht geschickt? Nicht die Rhönschafkreuzungen?"


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115927/467>, abgerufen am 15.01.2025.