Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.legte, also seine Zustimmung- zu den Plänen der Seemächte für erforderlich 61"
legte, also seine Zustimmung- zu den Plänen der Seemächte für erforderlich 61"
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0411" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/116339"/> <p xml:id="ID_1377" prev="#ID_1376" next="#ID_1378"> legte, also seine Zustimmung- zu den Plänen der Seemächte für erforderlich<lb/> hielt. während die Seemächte ohne Weiteres über ihn nach Gefallen glaubten<lb/> verfügen zu können. Die fehlerhafte, in sich widerspruchsvolle Fassung des<lb/> Vertrages ließ offenbar beide Auslegungen zu, undHaugwitz, der Unterhändler<lb/> des Vertrages, hatte in seinem Schreiben an Möllendorf diesen in seiner Auf¬<lb/> fassung bestärkt, doch wohl, weil er den ungünstigen Eindruck fürchtete, den es<lb/> auf den Feldmarschall und die Armee machen mußte, wenn es bekannt wurde,<lb/> daß für S0.000 Pfund monatlicher Subsidien die preußischen Truppen den<lb/> Seemächten geradezu zur Disposition gestellt waren. Auch bei den Verhand¬<lb/> lungen im Haag hatte er sich geweigert, den Marsch nach Belgien als aus¬<lb/> drückliche Bedingung in den Vertrag aufzunehmen, wohl aber stimmte er der<lb/> zweideutigen Fassung bei. die, wie er voraussehen konnte, zu den ärgerlichsten<lb/> Verwickelungen Veranlassung geben mußte. Daß er den damit begangenen<lb/> Fehler recht wohl gefühlt hat, zeigt sich deutlich darin, daß er in einer Mit¬<lb/> theilung an Möllendorf die bedenkliche Stelle nicht in ihrer ganzen Schärfe an¬<lb/> gibt. Er schreibt: coitkoi'MLMtüit aux int^roth ckssz kuissauesZ maiitimczs statt<lb/> ur on it SLru. lo plus eonvczii^dlcz aux lire^retL alö8 l^uiss^necs maritimes.<lb/> Bis hierher war das Benehmen des Ministers schwach, und man mag sich bei<lb/> Sybels Erklärung beruhigen, daß er aus Bequemlichkeit gern einer klaren Ent¬<lb/> scheidung auswich. Daß er aber in späteren Verhandlungen mit Malmesbury<lb/> in. Mastricht Möllendorfs Auffassung, der er doch selbst Vorschub geleistet hat,<lb/> gar nicht erwähnt, daß er vielmehr bestimmt versichert, daß Preußen zu Jeg¬<lb/> lichem bereit sei. wenn England die Subsidien bezahlte, berechtigt Hauffer doch<lb/> Wohl, seine Haltung für doppelsinnig und zweideutig zu erklären, vorausgesetzt,<lb/> daß die Dianes Malmesburys vollkommen zuverlässig sind, was Sybel, und<lb/> nicht ohne einigen Grund bestreitet, da der Herausgeber dieser Papiere offenbar<lb/> nicht ganz unparteiisch in der Auswahl des zu Veröffentlichenden zu Werte ge¬<lb/> gangen ist. Dies zeigt sich z. B. darin, daß ganz ausgelassen ist, daß Malmes-<lb/> bury vor den haager Verhandlungen selbst auf die Deckung der Rheinland» ge¬<lb/> drungen und dadurch die schon beschlossene Sendung Möllendorfs rheinabwävts,<lb/> diesem sehr zu Gefallen, gehindert hatte. Indessen berechtigen diese tendentiö-<lb/> sen Auslassungen doch immer noch nicht zu der Annahme directer Fälschungen,<lb/> und die ohne eine solche Annahme nicht fortzuschaffenden Aeußerungen Haug-<lb/> witzs Malmesbury gegenüber genügen denn doch, um den Vorwurf einer Du¬<lb/> plicität, die allerdings in der Charakterschwäche des Ministers ihren Grund<lb/> haben mag, als begründet erscheinen zu lassen. Abgesehen von diesen und an¬<lb/> dern Einzelnheiten stimmen in Betreff der Periode bis 1791 die Auffassungen<lb/> beider Historiker im Großen und Ganzen überein, gewiß ein sehr erfreuliches<lb/> Resultat. Weniger erfreulich., wo können diese Bemerkung nicht unterdrücken»<lb/> ist es, daß die Ergebnisse der beiden Werke im Ganzen noch so wenig Gemein-</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 61"</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0411]
legte, also seine Zustimmung- zu den Plänen der Seemächte für erforderlich
hielt. während die Seemächte ohne Weiteres über ihn nach Gefallen glaubten
verfügen zu können. Die fehlerhafte, in sich widerspruchsvolle Fassung des
Vertrages ließ offenbar beide Auslegungen zu, undHaugwitz, der Unterhändler
des Vertrages, hatte in seinem Schreiben an Möllendorf diesen in seiner Auf¬
fassung bestärkt, doch wohl, weil er den ungünstigen Eindruck fürchtete, den es
auf den Feldmarschall und die Armee machen mußte, wenn es bekannt wurde,
daß für S0.000 Pfund monatlicher Subsidien die preußischen Truppen den
Seemächten geradezu zur Disposition gestellt waren. Auch bei den Verhand¬
lungen im Haag hatte er sich geweigert, den Marsch nach Belgien als aus¬
drückliche Bedingung in den Vertrag aufzunehmen, wohl aber stimmte er der
zweideutigen Fassung bei. die, wie er voraussehen konnte, zu den ärgerlichsten
Verwickelungen Veranlassung geben mußte. Daß er den damit begangenen
Fehler recht wohl gefühlt hat, zeigt sich deutlich darin, daß er in einer Mit¬
theilung an Möllendorf die bedenkliche Stelle nicht in ihrer ganzen Schärfe an¬
gibt. Er schreibt: coitkoi'MLMtüit aux int^roth ckssz kuissauesZ maiitimczs statt
ur on it SLru. lo plus eonvczii^dlcz aux lire^retL alö8 l^uiss^necs maritimes.
Bis hierher war das Benehmen des Ministers schwach, und man mag sich bei
Sybels Erklärung beruhigen, daß er aus Bequemlichkeit gern einer klaren Ent¬
scheidung auswich. Daß er aber in späteren Verhandlungen mit Malmesbury
in. Mastricht Möllendorfs Auffassung, der er doch selbst Vorschub geleistet hat,
gar nicht erwähnt, daß er vielmehr bestimmt versichert, daß Preußen zu Jeg¬
lichem bereit sei. wenn England die Subsidien bezahlte, berechtigt Hauffer doch
Wohl, seine Haltung für doppelsinnig und zweideutig zu erklären, vorausgesetzt,
daß die Dianes Malmesburys vollkommen zuverlässig sind, was Sybel, und
nicht ohne einigen Grund bestreitet, da der Herausgeber dieser Papiere offenbar
nicht ganz unparteiisch in der Auswahl des zu Veröffentlichenden zu Werte ge¬
gangen ist. Dies zeigt sich z. B. darin, daß ganz ausgelassen ist, daß Malmes-
bury vor den haager Verhandlungen selbst auf die Deckung der Rheinland» ge¬
drungen und dadurch die schon beschlossene Sendung Möllendorfs rheinabwävts,
diesem sehr zu Gefallen, gehindert hatte. Indessen berechtigen diese tendentiö-
sen Auslassungen doch immer noch nicht zu der Annahme directer Fälschungen,
und die ohne eine solche Annahme nicht fortzuschaffenden Aeußerungen Haug-
witzs Malmesbury gegenüber genügen denn doch, um den Vorwurf einer Du¬
plicität, die allerdings in der Charakterschwäche des Ministers ihren Grund
haben mag, als begründet erscheinen zu lassen. Abgesehen von diesen und an¬
dern Einzelnheiten stimmen in Betreff der Periode bis 1791 die Auffassungen
beider Historiker im Großen und Ganzen überein, gewiß ein sehr erfreuliches
Resultat. Weniger erfreulich., wo können diese Bemerkung nicht unterdrücken»
ist es, daß die Ergebnisse der beiden Werke im Ganzen noch so wenig Gemein-
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