Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.und der Zollverein 247 zählt) nur 123 noch sich in den anderen Ländern er¬ Aber die Rübenernten zu erhöhen oder nur gleichhoch gegen früher zu er¬ Die Sicherheit des Ackerbaus hing noch Vor Jahrzehnten von dem Stern Da standen die Aehren, glänzend und wogend wie ein goldblinkendes Wo fände er den Muth sich wieder aufzuraffen, neu aufzubauen; frisch zu So vor kaum drei Jahrzehnten noch. Heute werden solche Gefahren wenig Das Versicherungswesen, das sich seit etwa fünfundzwanzig Jahren allmälig 48"
und der Zollverein 247 zählt) nur 123 noch sich in den anderen Ländern er¬ Aber die Rübenernten zu erhöhen oder nur gleichhoch gegen früher zu er¬ Die Sicherheit des Ackerbaus hing noch Vor Jahrzehnten von dem Stern Da standen die Aehren, glänzend und wogend wie ein goldblinkendes Wo fände er den Muth sich wieder aufzuraffen, neu aufzubauen; frisch zu So vor kaum drei Jahrzehnten noch. Heute werden solche Gefahren wenig Das Versicherungswesen, das sich seit etwa fünfundzwanzig Jahren allmälig 48"
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und der Zollverein 247 zählt) nur 123 noch sich in den anderen Ländern er¬
hoben. Gar keine Rübenzuckcrfabriken besitzen: Hessen, Nassau, Oldenburg und
Frankfurt. Von den 31,692,394 Ctr. Zuckerrüben, die 1861—62 im Zoll¬
verein verarbeitet wurden, kommen 28'/» Mill. auf Preußen. Aus jenem
Material lieferte der Zollverein beiläufig 2V« Mill. Ctr. Rohzucker. Im
Jahre 1840—41 war die Zahl der Fabriken 145 gewesen, welche 4,829,734 Ctr.
Rüben zu 268,919 Ctr. Rohzucker verarbeiteten. Seitdem ist die Zahl der
Fabriken gestiegen, sowie die Menge der verarbeiteten Rüben, und man hat
gelernt aus weniger Rüben mehr Zucker zu gewinnen.
Aber die Rübenernten zu erhöhen oder nur gleichhoch gegen früher zu er¬
halten, hat Niemand gelingen wollen. Der Morgen Feld trägt immer weniger
Zucker und baben sich die Geldkasten mit Hilfe des Rübenbaus und des
Schutzzolls, wie es natürlich war. gefüllt, so wehklagen die Landleute jetzt über ihr
entwerthetes Grundeigenthum. Da möchte man fast die Theile Deutschlands
glücklich preisen, denen es trotz Schutzzoll nicht möglich war, mit dem Product
der westindischen Erde und der heißeren Sonne zu concurriren!
Die Sicherheit des Ackerbaus hing noch Vor Jahrzehnten von dem Stern
oder Unstern weniger Augenblicke ab.
Da standen die Aehren, glänzend und wogend wie ein goldblinkendes
Meer, auf kräftigem Halm, und das Getreidefeld, Product vieler Mühe, Arbeit
und Sorge erfreute des Landmanns Herz. Aber die Wolken ziehen sich zu¬
sammen, dunkel wächst es am Firmament und der Sturm braust über die Flur.
Blitze zucken, der Donner rollt — und das Dach des Heubodens steht in
Flammen, die der Wind' nach dem Stalle treibt. Scheu und sinnlos wird das
Vieh, reißt sich los von der Kette und eilt taumelnd mitten in die Lohe, bis
es zusammensinkt. Die Hofraithe brennt ab, — des Besitzers Reichthum ist
geknickt! — Oder der Regen rauscht hernieder, ungestüm wirft er das hohe
Gras zur Erde! Es fällt Hagel, und in wenigen Minuten ist das Getreidefeld
in Stoppel verwandelt, der Besitzer ein armer Mann.
Wo fände er den Muth sich wieder aufzuraffen, neu aufzubauen; frisch zu
säen! Es fehlt Alles: das Vieh verbrannte, Geschirr und Geräth wird vermißt;
es fehlt das Saatgetreide, der Hagel hat es für die Vögel gedroschen.
So vor kaum drei Jahrzehnten noch. Heute werden solche Gefahren wenig
mehr gefürchtet, solche Klagen kaum noch vernommen.
Das Versicherungswesen, das sich seit etwa fünfundzwanzig Jahren allmälig
ausbildete, hat allen Menschen, die etwas besitzen, was die Elemente zerstören
können, genützt, aber dem Landwirth am meisten. Früher ruinirte ein Hagel¬
wetter den Gutsherrn und den Pächter. Nach neueren Pachtverträgen geht ein
Unglücksfall, der das Gut heimsucht, ohne dem VerPachter Schaden zuzufügen,
vorüber, und der Pachter lebt sorglos, denn er ist versichert. Kommt ein Wetter,
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