fünfhundert Jahre der Treue zu meinem Hause, einer Treue, die sich in guten und bösen Tagen bewährt hat. Mit Gottes Beistand werden die Tiroler noch Hunderte und Hunderte von Jahren fest und treu zu ihrem Kaiser stehen, fest und treu wird auch der Kaiser zu seinen Tirolern halten."
Der Kaiser griff nun selbst zum Stutzen und that einige Schüsse auf die Scheibe "Oestreich".
Einen schwachen Versuch, mit seinem Anliegen vorzudringen, machte noch der Bischof von Brixen, der um eine Audienz ansuchte. Allein die Zeit war so genau vertheilt, daß es dafür keine Lücke gab, seine Bitte wurde abgelehnt. Abends besah der Kaiser den Festzug im Redoutensaale, der die Ueber^abe Tirols an Oestreich im Jahre 1363 vorstellte,, Und schied um elf Uhr Nachts von Innsbruck.
Vom Rest des Festes haben wir nur wenig zu sagen, was ein mehr als locales Interesse beansprucht. Der Werth der Preise betrug über 29,000 si., die Zahl der Schützen bei 5,300, freilich meistens Tiroler. So krachte und böllerte es denn auf dem innsbrucker Schießstande nach dem 29. September noch durch volle sechzehn Tage, immerfort mehrten sich die Helden der Scheibe, die einen Vierer oder gar ins Centrum schössen, aber von einem Auszug zur Ehre Gottes und der alleinseligmachenden Glaubenseinheit war nicht mehr die Rede jeder Versuch hätte nur den Chor der Lacher verstärkt. Zählte man doch'kaum hundert Pilger bei der Wallfahrt nach Absam, an deren Spitze sich Greuter stellte; der Bauer rächte sich durch Stichreden am Hochmuth und Druck derjenigen, die sich die Pförtner des Himmels nennen. Ihre Schlacht war verloren, aber leider noch nicht ihre Beste das Concordat. , , >
Die preußischen Wahlen.
Es war während des Octoberfestes in Leipzig von Interesse zu beobachten, wie schnell jede längere Unterhaltung Einzelner von den Stimmungen der Fest¬ tage auf die unerhörten Zustände in Preußen hinüberflog. So lebendig war w der großen Mehrzahl der Anwesenden die Ueberzeugung, daß die preußischen Wahlen und was in diesem Winter darauf folgen mag, von entscheidender Wichtigkeit für das übrige Deutschland sein werden.
fünfhundert Jahre der Treue zu meinem Hause, einer Treue, die sich in guten und bösen Tagen bewährt hat. Mit Gottes Beistand werden die Tiroler noch Hunderte und Hunderte von Jahren fest und treu zu ihrem Kaiser stehen, fest und treu wird auch der Kaiser zu seinen Tirolern halten."
Der Kaiser griff nun selbst zum Stutzen und that einige Schüsse auf die Scheibe „Oestreich".
Einen schwachen Versuch, mit seinem Anliegen vorzudringen, machte noch der Bischof von Brixen, der um eine Audienz ansuchte. Allein die Zeit war so genau vertheilt, daß es dafür keine Lücke gab, seine Bitte wurde abgelehnt. Abends besah der Kaiser den Festzug im Redoutensaale, der die Ueber^abe Tirols an Oestreich im Jahre 1363 vorstellte,, Und schied um elf Uhr Nachts von Innsbruck.
Vom Rest des Festes haben wir nur wenig zu sagen, was ein mehr als locales Interesse beansprucht. Der Werth der Preise betrug über 29,000 si., die Zahl der Schützen bei 5,300, freilich meistens Tiroler. So krachte und böllerte es denn auf dem innsbrucker Schießstande nach dem 29. September noch durch volle sechzehn Tage, immerfort mehrten sich die Helden der Scheibe, die einen Vierer oder gar ins Centrum schössen, aber von einem Auszug zur Ehre Gottes und der alleinseligmachenden Glaubenseinheit war nicht mehr die Rede jeder Versuch hätte nur den Chor der Lacher verstärkt. Zählte man doch'kaum hundert Pilger bei der Wallfahrt nach Absam, an deren Spitze sich Greuter stellte; der Bauer rächte sich durch Stichreden am Hochmuth und Druck derjenigen, die sich die Pförtner des Himmels nennen. Ihre Schlacht war verloren, aber leider noch nicht ihre Beste das Concordat. , , >
Die preußischen Wahlen.
Es war während des Octoberfestes in Leipzig von Interesse zu beobachten, wie schnell jede längere Unterhaltung Einzelner von den Stimmungen der Fest¬ tage auf die unerhörten Zustände in Preußen hinüberflog. So lebendig war w der großen Mehrzahl der Anwesenden die Ueberzeugung, daß die preußischen Wahlen und was in diesem Winter darauf folgen mag, von entscheidender Wichtigkeit für das übrige Deutschland sein werden.
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fünfhundert Jahre der Treue zu meinem Hause, einer Treue, die sich in guten
und bösen Tagen bewährt hat. Mit Gottes Beistand werden die Tiroler noch
Hunderte und Hunderte von Jahren fest und treu zu ihrem Kaiser stehen, fest
und treu wird auch der Kaiser zu seinen Tirolern halten."
Der Kaiser griff nun selbst zum Stutzen und that einige Schüsse auf die
Scheibe „Oestreich".
Einen schwachen Versuch, mit seinem Anliegen vorzudringen, machte noch
der Bischof von Brixen, der um eine Audienz ansuchte. Allein die Zeit war
so genau vertheilt, daß es dafür keine Lücke gab, seine Bitte wurde abgelehnt.
Abends besah der Kaiser den Festzug im Redoutensaale, der die Ueber^abe
Tirols an Oestreich im Jahre 1363 vorstellte,, Und schied um elf Uhr Nachts
von Innsbruck.
Vom Rest des Festes haben wir nur wenig zu sagen, was ein mehr als
locales Interesse beansprucht. Der Werth der Preise betrug über 29,000 si.,
die Zahl der Schützen bei 5,300, freilich meistens Tiroler. So krachte und
böllerte es denn auf dem innsbrucker Schießstande nach dem 29. September
noch durch volle sechzehn Tage, immerfort mehrten sich die Helden der Scheibe,
die einen Vierer oder gar ins Centrum schössen, aber von einem Auszug zur Ehre
Gottes und der alleinseligmachenden Glaubenseinheit war nicht mehr die Rede
jeder Versuch hätte nur den Chor der Lacher verstärkt. Zählte man doch'kaum
hundert Pilger bei der Wallfahrt nach Absam, an deren Spitze sich Greuter stellte;
der Bauer rächte sich durch Stichreden am Hochmuth und Druck derjenigen, die
sich die Pförtner des Himmels nennen. Ihre Schlacht war verloren, aber
leider noch nicht ihre Beste das Concordat. , , >
Die preußischen Wahlen.
Es war während des Octoberfestes in Leipzig von Interesse zu beobachten,
wie schnell jede längere Unterhaltung Einzelner von den Stimmungen der Fest¬
tage auf die unerhörten Zustände in Preußen hinüberflog. So lebendig war
w der großen Mehrzahl der Anwesenden die Ueberzeugung, daß die preußischen
Wahlen und was in diesem Winter darauf folgen mag, von entscheidender
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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115927/191>, abgerufen am 23.01.2025.
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