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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band.

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etwas Langwieriges wurde. So kam es auch, daß der berühmte spartanische
Läufer Ladas nach errungenen Siege todt niedersank. Mit krampfhaft einge¬
zogenen Weichen, den entfliehenden Athem gleichsam mit den Lippen festhaltend,
stellte ihn die von Myron gearbeitete Siegevstatue dar. Ein gewisser Pelitos
dagegen gewann in allen drei Laufarten an demselben Tage den Preis, und
der Argiver Argens soll noch an demselben Tage, an dem er im Langlauf ge¬
siegt hatte, von Olympia nach Argos gelaufen sein, um dort seinen Sieg per¬
sönlich zu melden. Uebrigens betraten die Wettläufer schon seit der fünfzehnten
Olympiade völlig nackt und mit Oel gesalbt das Stadium. Zweihundert Jahre
später wurde auch der Wasserlauf eingeführt, den man im Helme, mit Bein¬
schienen und mit dem Schilde antrat. Später, als das Geschlecht weichlicher
und schwächlicher wurde, lief man nur noch mit dem Rundschilde ohne Helm
und Beinschienen. Diese Art der militärischen Turnübungen war recht prak¬
tisch, besonders da die Griechen, ähnlich den heutigen Franzosen, sich oft in
vollem Laufe auf den Feind warfen, wie z. B. schon in der Schlacht bei Ma¬
rathon. Platon will daher diese Uebungen fleißig betrieben wissen. Wie die
Krieger suchten auch die Läufer ihre Ausdauer durch mächtiges Geschrei zu er¬
höhen und wurden außerdem durch den Zuruf der Zuschauer ermuthigt.

Obgleich jede Beeinträchtigung der Mitkämpfer gesetzlich verboten war und mit
Verlust des Tagespreises bestraft wurde, so fehlte es doch nicht an böswilligen
Versuchen mancherlei Art. Lukian schreibt hierüber: "Der gute Läufer strebt,
wenn das Seil gefallen ist. nur vorwärts, richtet seinen Sinn nach dem Ziele,
auch wenn er in seinen Füßen die Hoffnung auf den Sieg birgt, und übt
keinen Betrug an seinem Nebenbuhler, noch braucht er nach Art anderer Ago-
nisten allerhand Kunstgriffe. Der schlechte und nicht streitbare Kämpfer dagegen
wendet sich, an der Schnelligkeit seiner Füße verzweifelnd, der Arglist zu; des¬
halb richtet er sein ganzes Augenmerk darauf, den Laufenden irgendwie anzu¬
halten oder zu hemmen, in der Meinung, daß, wenn ihm dies bei jenem nicht
glückt, er nie siegen könne." Der Sieger erhielt aus den Händen der Hellano-
diken (wie beim Wettlaufe, so auch bei den übrigen Kampfarten) einen Palm¬
zweig; sein Name wurde durch des Herolds Stimme bekannt gemacht und er
selbst auf den sechzehnten Tag des Monats zur eigentlichen Krönung wieder
vvrbeschieden. Zu bemerken ist endlich noch, daß der Wasserlauf nicht mit den
übrigen Wettläufen verbunden war, sondern den Schluß aller gymnischen
Uebungen bildete. Denn auf den Langlauf folgte der Ringkampf.

Die Ringkunst war die ausgebildetste und kunstvollste Art der hellenischen
Gymnastik. Nachdem die Körper, um, wie Lukian sagt, die Glieder zu schneidigen
und zu stärken, das zu heftige Schwitzen zu verhindern und die nachtheilige Wir¬
kung der Zugluft abzuhalten, mit Oel eingerieben, zugleich aber auch mit Staub
bestreut worden waren, um das allzu leichte Entgleiten aus den Umwindungen


Grenzboten III. 1S6S. 12

etwas Langwieriges wurde. So kam es auch, daß der berühmte spartanische
Läufer Ladas nach errungenen Siege todt niedersank. Mit krampfhaft einge¬
zogenen Weichen, den entfliehenden Athem gleichsam mit den Lippen festhaltend,
stellte ihn die von Myron gearbeitete Siegevstatue dar. Ein gewisser Pelitos
dagegen gewann in allen drei Laufarten an demselben Tage den Preis, und
der Argiver Argens soll noch an demselben Tage, an dem er im Langlauf ge¬
siegt hatte, von Olympia nach Argos gelaufen sein, um dort seinen Sieg per¬
sönlich zu melden. Uebrigens betraten die Wettläufer schon seit der fünfzehnten
Olympiade völlig nackt und mit Oel gesalbt das Stadium. Zweihundert Jahre
später wurde auch der Wasserlauf eingeführt, den man im Helme, mit Bein¬
schienen und mit dem Schilde antrat. Später, als das Geschlecht weichlicher
und schwächlicher wurde, lief man nur noch mit dem Rundschilde ohne Helm
und Beinschienen. Diese Art der militärischen Turnübungen war recht prak¬
tisch, besonders da die Griechen, ähnlich den heutigen Franzosen, sich oft in
vollem Laufe auf den Feind warfen, wie z. B. schon in der Schlacht bei Ma¬
rathon. Platon will daher diese Uebungen fleißig betrieben wissen. Wie die
Krieger suchten auch die Läufer ihre Ausdauer durch mächtiges Geschrei zu er¬
höhen und wurden außerdem durch den Zuruf der Zuschauer ermuthigt.

Obgleich jede Beeinträchtigung der Mitkämpfer gesetzlich verboten war und mit
Verlust des Tagespreises bestraft wurde, so fehlte es doch nicht an böswilligen
Versuchen mancherlei Art. Lukian schreibt hierüber: „Der gute Läufer strebt,
wenn das Seil gefallen ist. nur vorwärts, richtet seinen Sinn nach dem Ziele,
auch wenn er in seinen Füßen die Hoffnung auf den Sieg birgt, und übt
keinen Betrug an seinem Nebenbuhler, noch braucht er nach Art anderer Ago-
nisten allerhand Kunstgriffe. Der schlechte und nicht streitbare Kämpfer dagegen
wendet sich, an der Schnelligkeit seiner Füße verzweifelnd, der Arglist zu; des¬
halb richtet er sein ganzes Augenmerk darauf, den Laufenden irgendwie anzu¬
halten oder zu hemmen, in der Meinung, daß, wenn ihm dies bei jenem nicht
glückt, er nie siegen könne." Der Sieger erhielt aus den Händen der Hellano-
diken (wie beim Wettlaufe, so auch bei den übrigen Kampfarten) einen Palm¬
zweig; sein Name wurde durch des Herolds Stimme bekannt gemacht und er
selbst auf den sechzehnten Tag des Monats zur eigentlichen Krönung wieder
vvrbeschieden. Zu bemerken ist endlich noch, daß der Wasserlauf nicht mit den
übrigen Wettläufen verbunden war, sondern den Schluß aller gymnischen
Uebungen bildete. Denn auf den Langlauf folgte der Ringkampf.

Die Ringkunst war die ausgebildetste und kunstvollste Art der hellenischen
Gymnastik. Nachdem die Körper, um, wie Lukian sagt, die Glieder zu schneidigen
und zu stärken, das zu heftige Schwitzen zu verhindern und die nachtheilige Wir¬
kung der Zugluft abzuhalten, mit Oel eingerieben, zugleich aber auch mit Staub
bestreut worden waren, um das allzu leichte Entgleiten aus den Umwindungen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115393/97>, abgerufen am 22.12.2024.