Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

den Wettkämpfern selbst dargebracht, "nid nicht blos der olympische Zeus , dem
die E1e,er eine Hekatombe weihten, sondern auch die Altäre der übrigen Götter
und Hexoen bekamen ihre Spenden. Die Opfer wurden übrigens theils am
Anfang und Ende, theils in der Wtte der Spiele verrichtet. Die Weltkampfe
selbst bestanden in dem Laufe, dem Ringen und dem Faustkampf, wozu bald
dgs Pentathlon oder der Fünfkampf trat, bestehend im Springen. Laufen,
Diskuswerfen, Wurfspießschleudern und Ringen. Dann folgten die glorreichsten
und ritterlichsten Hebungen-, das Welt-Fcchren und -Reiten. Mit der Zahl der
Kämpfe vermehrten sich auch die Kampfrichter. Während anfangs nur zwei
durchs Loos aus einer vom Volke vorder gewählten Anzahl von Eleern er¬
nannte Hellanodiken fungirten, wurden später neun angestellt, die wahrscheinlich
für jede Festfeier sich erneuerten und zehn Monate lang im Hellanodikewn zu Elis
von einer besonderen Behörde ,in ihren Pflichten unterrichtet wurden, woraus
bei den Spielen drei bei dem Noßwettrennen, drei bei dem Pentathlon und drei
bei den übrigen Kampfarten präsidirten. Später kam noch ein zehnter hinzu.

Die Schauplätze der Spiele waren das Stadium mit dem Hippodrome.
In jenem begannen am ersten Tage die Kämpfe. Die Rennbahn zu Olympia
bedürfte weder der Länge noch der Breite des lediglich zum Wagenrennen die¬
nenden Hippodroms, und seine Länge (600 Fuß) diente bekanntlich in ganz
Griechenland zur einhelligen Bestimmung des Wegemaßes. Da die Räumlich¬
keiten des heiligen Bezirks kein Thal in sich schlössen, dessen Sohle man zum
Wettkampfplatz und dessen terrassirte Hügelländer man zu Sitzreihen hätte
benutzen tonnen, so bestanden die Einfassungen des Stadiums aus einem Erd¬
aufwurfe, in welchem die steinernen Sitze angebracht waren. Die beiden
Längenseiten schloß, ungefähr wie beim römischen Circus, auf der einen Seite
eine gerade Mauer, wo sich die Schranken befanden, an denen der Lauf begann,
auf der anderen Seite ein aufgemauerter, oben mit einem Peristyl versehener
Halbkreis, dessen Sitzreihen für das vornehme Publicum, das diplomatische
Corps und die Hellanodiken, dessen unterer Raum speciell für die Gefechte
der Ringer und Faustkämpfer bestimmt waren. Am Morgen des ersten Tg-
ges begaben sich die Kampfrichter, mit Purpurgcwänbcrn und Kränzen
geschmückt, nebst den Kämpfern nach dem Stadium und betraten dasselbe
durch einen künstlichen, unterirdischen Eingang. Sofort ertönte ein Trompetcn-
signqs, Ein Herold rief die Wettläufer in die Schranken, nannte den Namen
Und das Baterland derselben und fragte bei jedem Einzelnen, ob Jemand gegen
die freie bürgerliche Stellung oder gegen den sittliche" Lebenswandel desselben
etKgs einzuwenden hätte. Erfolgte kein Einspruch, so lvvsten die Concurrenten
unter sich, nur daß hier gewöhnlich vier Läufer zusammengestellt wurden, wäh-
vWk z. B. bei den Ringern das Loos nur die Paare bestimmte- Die Loose.
Mre Täfelchen P?n der Größe einer Bohne, lagen in einer silbernen Urne


den Wettkämpfern selbst dargebracht, «nid nicht blos der olympische Zeus , dem
die E1e,er eine Hekatombe weihten, sondern auch die Altäre der übrigen Götter
und Hexoen bekamen ihre Spenden. Die Opfer wurden übrigens theils am
Anfang und Ende, theils in der Wtte der Spiele verrichtet. Die Weltkampfe
selbst bestanden in dem Laufe, dem Ringen und dem Faustkampf, wozu bald
dgs Pentathlon oder der Fünfkampf trat, bestehend im Springen. Laufen,
Diskuswerfen, Wurfspießschleudern und Ringen. Dann folgten die glorreichsten
und ritterlichsten Hebungen-, das Welt-Fcchren und -Reiten. Mit der Zahl der
Kämpfe vermehrten sich auch die Kampfrichter. Während anfangs nur zwei
durchs Loos aus einer vom Volke vorder gewählten Anzahl von Eleern er¬
nannte Hellanodiken fungirten, wurden später neun angestellt, die wahrscheinlich
für jede Festfeier sich erneuerten und zehn Monate lang im Hellanodikewn zu Elis
von einer besonderen Behörde ,in ihren Pflichten unterrichtet wurden, woraus
bei den Spielen drei bei dem Noßwettrennen, drei bei dem Pentathlon und drei
bei den übrigen Kampfarten präsidirten. Später kam noch ein zehnter hinzu.

Die Schauplätze der Spiele waren das Stadium mit dem Hippodrome.
In jenem begannen am ersten Tage die Kämpfe. Die Rennbahn zu Olympia
bedürfte weder der Länge noch der Breite des lediglich zum Wagenrennen die¬
nenden Hippodroms, und seine Länge (600 Fuß) diente bekanntlich in ganz
Griechenland zur einhelligen Bestimmung des Wegemaßes. Da die Räumlich¬
keiten des heiligen Bezirks kein Thal in sich schlössen, dessen Sohle man zum
Wettkampfplatz und dessen terrassirte Hügelländer man zu Sitzreihen hätte
benutzen tonnen, so bestanden die Einfassungen des Stadiums aus einem Erd¬
aufwurfe, in welchem die steinernen Sitze angebracht waren. Die beiden
Längenseiten schloß, ungefähr wie beim römischen Circus, auf der einen Seite
eine gerade Mauer, wo sich die Schranken befanden, an denen der Lauf begann,
auf der anderen Seite ein aufgemauerter, oben mit einem Peristyl versehener
Halbkreis, dessen Sitzreihen für das vornehme Publicum, das diplomatische
Corps und die Hellanodiken, dessen unterer Raum speciell für die Gefechte
der Ringer und Faustkämpfer bestimmt waren. Am Morgen des ersten Tg-
ges begaben sich die Kampfrichter, mit Purpurgcwänbcrn und Kränzen
geschmückt, nebst den Kämpfern nach dem Stadium und betraten dasselbe
durch einen künstlichen, unterirdischen Eingang. Sofort ertönte ein Trompetcn-
signqs, Ein Herold rief die Wettläufer in die Schranken, nannte den Namen
Und das Baterland derselben und fragte bei jedem Einzelnen, ob Jemand gegen
die freie bürgerliche Stellung oder gegen den sittliche» Lebenswandel desselben
etKgs einzuwenden hätte. Erfolgte kein Einspruch, so lvvsten die Concurrenten
unter sich, nur daß hier gewöhnlich vier Läufer zusammengestellt wurden, wäh-
vWk z. B. bei den Ringern das Loos nur die Paare bestimmte- Die Loose.
Mre Täfelchen P?n der Größe einer Bohne, lagen in einer silbernen Urne


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0095" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/115487"/>
            <p xml:id="ID_270" prev="#ID_269"> den Wettkämpfern selbst dargebracht, «nid nicht blos der olympische Zeus , dem<lb/>
die E1e,er eine Hekatombe weihten, sondern auch die Altäre der übrigen Götter<lb/>
und Hexoen bekamen ihre Spenden. Die Opfer wurden übrigens theils am<lb/>
Anfang und Ende, theils in der Wtte der Spiele verrichtet. Die Weltkampfe<lb/>
selbst bestanden in dem Laufe, dem Ringen und dem Faustkampf, wozu bald<lb/>
dgs Pentathlon oder der Fünfkampf trat, bestehend im Springen. Laufen,<lb/>
Diskuswerfen, Wurfspießschleudern und Ringen. Dann folgten die glorreichsten<lb/>
und ritterlichsten Hebungen-, das Welt-Fcchren und -Reiten. Mit der Zahl der<lb/>
Kämpfe vermehrten sich auch die Kampfrichter. Während anfangs nur zwei<lb/>
durchs Loos aus einer vom Volke vorder gewählten Anzahl von Eleern er¬<lb/>
nannte Hellanodiken fungirten, wurden später neun angestellt, die wahrscheinlich<lb/>
für jede Festfeier sich erneuerten und zehn Monate lang im Hellanodikewn zu Elis<lb/>
von einer besonderen Behörde ,in ihren Pflichten unterrichtet wurden, woraus<lb/>
bei den Spielen drei bei dem Noßwettrennen, drei bei dem Pentathlon und drei<lb/>
bei den übrigen Kampfarten präsidirten.  Später kam noch ein zehnter hinzu.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_271" next="#ID_272"> Die Schauplätze der Spiele waren das Stadium mit dem Hippodrome.<lb/>
In jenem begannen am ersten Tage die Kämpfe. Die Rennbahn zu Olympia<lb/>
bedürfte weder der Länge noch der Breite des lediglich zum Wagenrennen die¬<lb/>
nenden Hippodroms, und seine Länge (600 Fuß) diente bekanntlich in ganz<lb/>
Griechenland zur einhelligen Bestimmung des Wegemaßes. Da die Räumlich¬<lb/>
keiten des heiligen Bezirks kein Thal in sich schlössen, dessen Sohle man zum<lb/>
Wettkampfplatz und dessen terrassirte Hügelländer man zu Sitzreihen hätte<lb/>
benutzen tonnen, so bestanden die Einfassungen des Stadiums aus einem Erd¬<lb/>
aufwurfe, in welchem die steinernen Sitze angebracht waren. Die beiden<lb/>
Längenseiten schloß, ungefähr wie beim römischen Circus, auf der einen Seite<lb/>
eine gerade Mauer, wo sich die Schranken befanden, an denen der Lauf begann,<lb/>
auf der anderen Seite ein aufgemauerter, oben mit einem Peristyl versehener<lb/>
Halbkreis, dessen Sitzreihen für das vornehme Publicum, das diplomatische<lb/>
Corps und die Hellanodiken, dessen unterer Raum speciell für die Gefechte<lb/>
der Ringer und Faustkämpfer bestimmt waren. Am Morgen des ersten Tg-<lb/>
ges begaben sich die Kampfrichter, mit Purpurgcwänbcrn und Kränzen<lb/>
geschmückt, nebst den Kämpfern nach dem Stadium und betraten dasselbe<lb/>
durch einen künstlichen, unterirdischen Eingang. Sofort ertönte ein Trompetcn-<lb/>
signqs, Ein Herold rief die Wettläufer in die Schranken, nannte den Namen<lb/>
Und das Baterland derselben und fragte bei jedem Einzelnen, ob Jemand gegen<lb/>
die freie bürgerliche Stellung oder gegen den sittliche» Lebenswandel desselben<lb/>
etKgs einzuwenden hätte. Erfolgte kein Einspruch, so lvvsten die Concurrenten<lb/>
unter sich, nur daß hier gewöhnlich vier Läufer zusammengestellt wurden, wäh-<lb/>
vWk z. B. bei den Ringern das Loos nur die Paare bestimmte- Die Loose.<lb/>
Mre Täfelchen P?n der Größe einer Bohne, lagen in einer silbernen Urne</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0095] den Wettkämpfern selbst dargebracht, «nid nicht blos der olympische Zeus , dem die E1e,er eine Hekatombe weihten, sondern auch die Altäre der übrigen Götter und Hexoen bekamen ihre Spenden. Die Opfer wurden übrigens theils am Anfang und Ende, theils in der Wtte der Spiele verrichtet. Die Weltkampfe selbst bestanden in dem Laufe, dem Ringen und dem Faustkampf, wozu bald dgs Pentathlon oder der Fünfkampf trat, bestehend im Springen. Laufen, Diskuswerfen, Wurfspießschleudern und Ringen. Dann folgten die glorreichsten und ritterlichsten Hebungen-, das Welt-Fcchren und -Reiten. Mit der Zahl der Kämpfe vermehrten sich auch die Kampfrichter. Während anfangs nur zwei durchs Loos aus einer vom Volke vorder gewählten Anzahl von Eleern er¬ nannte Hellanodiken fungirten, wurden später neun angestellt, die wahrscheinlich für jede Festfeier sich erneuerten und zehn Monate lang im Hellanodikewn zu Elis von einer besonderen Behörde ,in ihren Pflichten unterrichtet wurden, woraus bei den Spielen drei bei dem Noßwettrennen, drei bei dem Pentathlon und drei bei den übrigen Kampfarten präsidirten. Später kam noch ein zehnter hinzu. Die Schauplätze der Spiele waren das Stadium mit dem Hippodrome. In jenem begannen am ersten Tage die Kämpfe. Die Rennbahn zu Olympia bedürfte weder der Länge noch der Breite des lediglich zum Wagenrennen die¬ nenden Hippodroms, und seine Länge (600 Fuß) diente bekanntlich in ganz Griechenland zur einhelligen Bestimmung des Wegemaßes. Da die Räumlich¬ keiten des heiligen Bezirks kein Thal in sich schlössen, dessen Sohle man zum Wettkampfplatz und dessen terrassirte Hügelländer man zu Sitzreihen hätte benutzen tonnen, so bestanden die Einfassungen des Stadiums aus einem Erd¬ aufwurfe, in welchem die steinernen Sitze angebracht waren. Die beiden Längenseiten schloß, ungefähr wie beim römischen Circus, auf der einen Seite eine gerade Mauer, wo sich die Schranken befanden, an denen der Lauf begann, auf der anderen Seite ein aufgemauerter, oben mit einem Peristyl versehener Halbkreis, dessen Sitzreihen für das vornehme Publicum, das diplomatische Corps und die Hellanodiken, dessen unterer Raum speciell für die Gefechte der Ringer und Faustkämpfer bestimmt waren. Am Morgen des ersten Tg- ges begaben sich die Kampfrichter, mit Purpurgcwänbcrn und Kränzen geschmückt, nebst den Kämpfern nach dem Stadium und betraten dasselbe durch einen künstlichen, unterirdischen Eingang. Sofort ertönte ein Trompetcn- signqs, Ein Herold rief die Wettläufer in die Schranken, nannte den Namen Und das Baterland derselben und fragte bei jedem Einzelnen, ob Jemand gegen die freie bürgerliche Stellung oder gegen den sittliche» Lebenswandel desselben etKgs einzuwenden hätte. Erfolgte kein Einspruch, so lvvsten die Concurrenten unter sich, nur daß hier gewöhnlich vier Läufer zusammengestellt wurden, wäh- vWk z. B. bei den Ringern das Loos nur die Paare bestimmte- Die Loose. Mre Täfelchen P?n der Größe einer Bohne, lagen in einer silbernen Urne

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115393
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115393/95
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115393/95>, abgerufen am 28.07.2024.