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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band.

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Genossenschaften landwirtschaftlicher Tagelöhner, welche Mr. Gurdon auf
Assingtonhall in der Grafschaft Suffolk gegründet hat, und über die Huber,
dem wir nun mit einigen Abkürzungen folgen, in seiner Schrift ausführlich
berichtet.

Vor etwa dreißig Jahren faßte dieser treffliche Mann, getrieben von der
Versunkenheit der Tagelöhner dieser Gegend, wo Holz-, Feld- und Wilddiebstahl,
Trunkenheit und andere üble Gewohnheiten an der Tagesordnung waren, den
Entschluß, diese Leute in ihrem Beruf und ohne sie demselben zu entfremden,
aus diesem kläglichen Zustand zu erheben. Dabei legte er das Hauptgewicht
auf das in England lebhafter noch als bei uns hervortretende Begehren der
arbeitenden Classe nach Grundbesitz. Es sollte den Betreffenden ein Antheil,
ein Interesse an dem Lande, "a, stg.1<" irr etre eounti'Z'", wie der bezeichnende,
aber nicht gut übersetzbare Ausdruck im Englischen lautet, verschafft werden.

Gurdon berief, als ein hierzu passendes Grundstück von 114 Acres pacht¬
frei wurde, zwanzig der bessern Tagelöhner der Gemeinde und machte ihnen
den Vorschlag-, gegen landesübliche Pacht, eine Einzahlung von zwei Pfund
Sterling (zum Betriebscapital sowie als Caution) und eine wöchentliche Fuhre
mit vier Pferden und zwei Mann die Pachtung auf seine Lebzeit zu gemein¬
samem Betrieb auf Vierfelderwirthschast nach seiner Anleitung zu übernehmen,
wogegen er ihnen das Betriebscapital von 400 Pfd. Se. zinsfrei vorstrecken
wolle. Dieser Vorschlag wurde contractmcißig formulirt und angenommen und
ebenso die Statuten für die "Landwirthschaftliche covperative Genossenschaft
von Assington", welche noch im Laufe des Jahres ihre Pachtung antrat. Der
Erfolg übertraf alle Erwartung. Schon nach zehn Jahren war das vor¬
geschossene Capital heimgezahlt, und die Leute waren im vollen Genuß einer
wvhlangebauten und mit allem nöthigen Inventarium reichlich versehenen
Pachtung.

Dies veranlaßte Gurdon, mit einem andern Grundstück den Versuch zu
wiederholen. Es fanden sich 30 Tagelöhner zur Bildung einer zweiten land¬
wirtschaftlichen Genossenschaft, mit welcher ein Contract unter folgenden Haupt-
puuiten geschlossen wurde: Ich verpachte an die Genossenschaft u. s. w. ein
Grundstück von 136 Acres, genannt "Severals", für die jährliche Pachtsumme
von 194 Psd. Se. und 3 Pfd. Se. für jedes Haus unter folgenden Bedin¬
gungen: 1) Daß die Genossenschaft aus 30 Mitgliedern bestehe. 2) Daß ihre
Führung gut sei und sie das Pachtgeld richtig bezahle. 3) Daß das Grund¬
stück auf Vierfelderwirthschast bebaut werde. 4) Daß es alle 12 Jahre neu ge¬
schätzt werde. S) Daß alle nöthigen baulichen Reparaturen aus Kosten der Ge¬
nossenschaft ausgeführt werden, wozu der Gutsherr das Rohmaterial liefert.
6) Daß die Gebäude für 300 Pfd. Se. versichert werden u. se w.

Die Statuten der Genossenschaft enthielten folgende Punkte:


Genossenschaften landwirtschaftlicher Tagelöhner, welche Mr. Gurdon auf
Assingtonhall in der Grafschaft Suffolk gegründet hat, und über die Huber,
dem wir nun mit einigen Abkürzungen folgen, in seiner Schrift ausführlich
berichtet.

Vor etwa dreißig Jahren faßte dieser treffliche Mann, getrieben von der
Versunkenheit der Tagelöhner dieser Gegend, wo Holz-, Feld- und Wilddiebstahl,
Trunkenheit und andere üble Gewohnheiten an der Tagesordnung waren, den
Entschluß, diese Leute in ihrem Beruf und ohne sie demselben zu entfremden,
aus diesem kläglichen Zustand zu erheben. Dabei legte er das Hauptgewicht
auf das in England lebhafter noch als bei uns hervortretende Begehren der
arbeitenden Classe nach Grundbesitz. Es sollte den Betreffenden ein Antheil,
ein Interesse an dem Lande, „a, stg.1<« irr etre eounti'Z'", wie der bezeichnende,
aber nicht gut übersetzbare Ausdruck im Englischen lautet, verschafft werden.

Gurdon berief, als ein hierzu passendes Grundstück von 114 Acres pacht¬
frei wurde, zwanzig der bessern Tagelöhner der Gemeinde und machte ihnen
den Vorschlag-, gegen landesübliche Pacht, eine Einzahlung von zwei Pfund
Sterling (zum Betriebscapital sowie als Caution) und eine wöchentliche Fuhre
mit vier Pferden und zwei Mann die Pachtung auf seine Lebzeit zu gemein¬
samem Betrieb auf Vierfelderwirthschast nach seiner Anleitung zu übernehmen,
wogegen er ihnen das Betriebscapital von 400 Pfd. Se. zinsfrei vorstrecken
wolle. Dieser Vorschlag wurde contractmcißig formulirt und angenommen und
ebenso die Statuten für die „Landwirthschaftliche covperative Genossenschaft
von Assington", welche noch im Laufe des Jahres ihre Pachtung antrat. Der
Erfolg übertraf alle Erwartung. Schon nach zehn Jahren war das vor¬
geschossene Capital heimgezahlt, und die Leute waren im vollen Genuß einer
wvhlangebauten und mit allem nöthigen Inventarium reichlich versehenen
Pachtung.

Dies veranlaßte Gurdon, mit einem andern Grundstück den Versuch zu
wiederholen. Es fanden sich 30 Tagelöhner zur Bildung einer zweiten land¬
wirtschaftlichen Genossenschaft, mit welcher ein Contract unter folgenden Haupt-
puuiten geschlossen wurde: Ich verpachte an die Genossenschaft u. s. w. ein
Grundstück von 136 Acres, genannt „Severals", für die jährliche Pachtsumme
von 194 Psd. Se. und 3 Pfd. Se. für jedes Haus unter folgenden Bedin¬
gungen: 1) Daß die Genossenschaft aus 30 Mitgliedern bestehe. 2) Daß ihre
Führung gut sei und sie das Pachtgeld richtig bezahle. 3) Daß das Grund¬
stück auf Vierfelderwirthschast bebaut werde. 4) Daß es alle 12 Jahre neu ge¬
schätzt werde. S) Daß alle nöthigen baulichen Reparaturen aus Kosten der Ge¬
nossenschaft ausgeführt werden, wozu der Gutsherr das Rohmaterial liefert.
6) Daß die Gebäude für 300 Pfd. Se. versichert werden u. se w.

Die Statuten der Genossenschaft enthielten folgende Punkte:


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[0454] Genossenschaften landwirtschaftlicher Tagelöhner, welche Mr. Gurdon auf Assingtonhall in der Grafschaft Suffolk gegründet hat, und über die Huber, dem wir nun mit einigen Abkürzungen folgen, in seiner Schrift ausführlich berichtet. Vor etwa dreißig Jahren faßte dieser treffliche Mann, getrieben von der Versunkenheit der Tagelöhner dieser Gegend, wo Holz-, Feld- und Wilddiebstahl, Trunkenheit und andere üble Gewohnheiten an der Tagesordnung waren, den Entschluß, diese Leute in ihrem Beruf und ohne sie demselben zu entfremden, aus diesem kläglichen Zustand zu erheben. Dabei legte er das Hauptgewicht auf das in England lebhafter noch als bei uns hervortretende Begehren der arbeitenden Classe nach Grundbesitz. Es sollte den Betreffenden ein Antheil, ein Interesse an dem Lande, „a, stg.1<« irr etre eounti'Z'", wie der bezeichnende, aber nicht gut übersetzbare Ausdruck im Englischen lautet, verschafft werden. Gurdon berief, als ein hierzu passendes Grundstück von 114 Acres pacht¬ frei wurde, zwanzig der bessern Tagelöhner der Gemeinde und machte ihnen den Vorschlag-, gegen landesübliche Pacht, eine Einzahlung von zwei Pfund Sterling (zum Betriebscapital sowie als Caution) und eine wöchentliche Fuhre mit vier Pferden und zwei Mann die Pachtung auf seine Lebzeit zu gemein¬ samem Betrieb auf Vierfelderwirthschast nach seiner Anleitung zu übernehmen, wogegen er ihnen das Betriebscapital von 400 Pfd. Se. zinsfrei vorstrecken wolle. Dieser Vorschlag wurde contractmcißig formulirt und angenommen und ebenso die Statuten für die „Landwirthschaftliche covperative Genossenschaft von Assington", welche noch im Laufe des Jahres ihre Pachtung antrat. Der Erfolg übertraf alle Erwartung. Schon nach zehn Jahren war das vor¬ geschossene Capital heimgezahlt, und die Leute waren im vollen Genuß einer wvhlangebauten und mit allem nöthigen Inventarium reichlich versehenen Pachtung. Dies veranlaßte Gurdon, mit einem andern Grundstück den Versuch zu wiederholen. Es fanden sich 30 Tagelöhner zur Bildung einer zweiten land¬ wirtschaftlichen Genossenschaft, mit welcher ein Contract unter folgenden Haupt- puuiten geschlossen wurde: Ich verpachte an die Genossenschaft u. s. w. ein Grundstück von 136 Acres, genannt „Severals", für die jährliche Pachtsumme von 194 Psd. Se. und 3 Pfd. Se. für jedes Haus unter folgenden Bedin¬ gungen: 1) Daß die Genossenschaft aus 30 Mitgliedern bestehe. 2) Daß ihre Führung gut sei und sie das Pachtgeld richtig bezahle. 3) Daß das Grund¬ stück auf Vierfelderwirthschast bebaut werde. 4) Daß es alle 12 Jahre neu ge¬ schätzt werde. S) Daß alle nöthigen baulichen Reparaturen aus Kosten der Ge¬ nossenschaft ausgeführt werden, wozu der Gutsherr das Rohmaterial liefert. 6) Daß die Gebäude für 300 Pfd. Se. versichert werden u. se w. Die Statuten der Genossenschaft enthielten folgende Punkte:

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115393/454>, abgerufen am 22.12.2024.