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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band.

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die rechten Männer werden, wie England zeigt, auch hier den rechten Erfolg
erzielen.

Sehen wir ab von den Uebertreibungen der Noth unter den Tagelöhnern
der großen und kleinen Landgüter, deren sich hin und wieder die Parteileiden¬
schaft schuldig gemacht hat, und lassen wir andrerseits die patriarchalisch-idyllischen
Schilderungen aus dem Spiel, mit denen die Herren jener und ihre Advocaten
darauf antworteten, halten wir uns an die schlichte Wahrheit, so tonnen wir
uns Huber nur anschließe", wenn er sagt, baß die Zustände der landwirthschaft-
lichen Lohnarbeiter durchschnittlich fast in jeder Beziehung schlechter sind, als
jene der Fabrikarbeiter in gewöhnlichen Zeiten, während bei diesen allerdings
der verderbliche, aber doch nur vorübergehende Einfluß schlechter Zeiten sich
fühlbarer macht, als bei jenen, denen der Vorzug größerer Stabilität auf der
niedrigsten Stufe nicht abzusprechen ist. Und ebenso müssen wir dem Verfasser
beipflichten, wenn er, sich nach Mitteln zur Abhilfe umschauend, kein anderes
als dasjenige findet, welches sich auf dem Felde städtischer Arbeit zu bewähren
beginnt, die Verbindung vieler kleiner Kräfte zu großen Wirkungen für das
Beste eben der betheiligten Kleinen, mit ni^em Worte, das Genossen¬
schaftswesen.

Wirft man einen Blick auf England, so begegnet man in dieser Hinsicht
zunächst Versuchen, welche gleichsam Vorarbeiten für gründliche Hebung des
ländlichen Proletariats in materieller wie moralischer Beziehung sind. Dahin
gehört vor Allem das sogenannte "Allvtment-System", nach welchem ein Grund¬
stück in Parzellen an kleine Leute, besonders Tagelöhner, gegen mäßige Pacht
zur Spatencultur aufgethan wird. Dies geschah theils von größern Guts¬
besitzern und Gemeinden auf deren eignem Grund und Boden, theils von Indi¬
viduen oder Vereinen, die ein Grundstück pachteten und es dann auf die ange¬
deutete Weise in Unterpacht gaben. Namentlich war es die unter dem Pro-
tectorat des verstorbenen Prinzen Albert und dem Vorsitz des Lords Shaftes-
bury thätige Gesellschaft zur Verbesserung der Lage der arbeitenden Classen,
welche hier vor ungefähr fünfundzwanzig Jahren den ersten Anstoß gab. Jetzt
hat die Sache trotz mancher Bedenken auf Seite der Konservativen sehr bedeu¬
tende Fortschritte gemacht, die angesehensten Gutsherren und die thätigsten Geist¬
lichen gehen darin Hand in Hand, und die Zahl der unter die Spatencultur
der Tagelöhner gebrachten Parzellen steigt bereits in die Hunderttausende. Alle
Vorurtheile gegen die Sache sind verstummt, alle irgend beachtenswerthen Zeug¬
nisse stimmen darin überein, daß die Resultate für die Arbeitgeber wie für die
Arbeiter gleich günstiger Art waren. Namentlich zeigt sich, welche Bedeutung
materielle Verbesserungen der wirthschaftlichen Zustände für die sittliche Haltung
der Leute haben. Es ist Thatsache, daß diese Parzellisten bei den Landwirthen
für die besten Arbeiter gelten, und die auffallende Abnahme aller Zeichen der


die rechten Männer werden, wie England zeigt, auch hier den rechten Erfolg
erzielen.

Sehen wir ab von den Uebertreibungen der Noth unter den Tagelöhnern
der großen und kleinen Landgüter, deren sich hin und wieder die Parteileiden¬
schaft schuldig gemacht hat, und lassen wir andrerseits die patriarchalisch-idyllischen
Schilderungen aus dem Spiel, mit denen die Herren jener und ihre Advocaten
darauf antworteten, halten wir uns an die schlichte Wahrheit, so tonnen wir
uns Huber nur anschließe», wenn er sagt, baß die Zustände der landwirthschaft-
lichen Lohnarbeiter durchschnittlich fast in jeder Beziehung schlechter sind, als
jene der Fabrikarbeiter in gewöhnlichen Zeiten, während bei diesen allerdings
der verderbliche, aber doch nur vorübergehende Einfluß schlechter Zeiten sich
fühlbarer macht, als bei jenen, denen der Vorzug größerer Stabilität auf der
niedrigsten Stufe nicht abzusprechen ist. Und ebenso müssen wir dem Verfasser
beipflichten, wenn er, sich nach Mitteln zur Abhilfe umschauend, kein anderes
als dasjenige findet, welches sich auf dem Felde städtischer Arbeit zu bewähren
beginnt, die Verbindung vieler kleiner Kräfte zu großen Wirkungen für das
Beste eben der betheiligten Kleinen, mit ni^em Worte, das Genossen¬
schaftswesen.

Wirft man einen Blick auf England, so begegnet man in dieser Hinsicht
zunächst Versuchen, welche gleichsam Vorarbeiten für gründliche Hebung des
ländlichen Proletariats in materieller wie moralischer Beziehung sind. Dahin
gehört vor Allem das sogenannte „Allvtment-System", nach welchem ein Grund¬
stück in Parzellen an kleine Leute, besonders Tagelöhner, gegen mäßige Pacht
zur Spatencultur aufgethan wird. Dies geschah theils von größern Guts¬
besitzern und Gemeinden auf deren eignem Grund und Boden, theils von Indi¬
viduen oder Vereinen, die ein Grundstück pachteten und es dann auf die ange¬
deutete Weise in Unterpacht gaben. Namentlich war es die unter dem Pro-
tectorat des verstorbenen Prinzen Albert und dem Vorsitz des Lords Shaftes-
bury thätige Gesellschaft zur Verbesserung der Lage der arbeitenden Classen,
welche hier vor ungefähr fünfundzwanzig Jahren den ersten Anstoß gab. Jetzt
hat die Sache trotz mancher Bedenken auf Seite der Konservativen sehr bedeu¬
tende Fortschritte gemacht, die angesehensten Gutsherren und die thätigsten Geist¬
lichen gehen darin Hand in Hand, und die Zahl der unter die Spatencultur
der Tagelöhner gebrachten Parzellen steigt bereits in die Hunderttausende. Alle
Vorurtheile gegen die Sache sind verstummt, alle irgend beachtenswerthen Zeug¬
nisse stimmen darin überein, daß die Resultate für die Arbeitgeber wie für die
Arbeiter gleich günstiger Art waren. Namentlich zeigt sich, welche Bedeutung
materielle Verbesserungen der wirthschaftlichen Zustände für die sittliche Haltung
der Leute haben. Es ist Thatsache, daß diese Parzellisten bei den Landwirthen
für die besten Arbeiter gelten, und die auffallende Abnahme aller Zeichen der


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115393/452>, abgerufen am 22.12.2024.