Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band.und er sei völlig überzeugt, daß im Fall die Hypothese auch nicht streng richtig Seine Schlußbemerkungen sind den Einwendungen gewidmet, welche bei Von der polnischen Grenze. Unsere heimgekehrten Turner erzählen uns, daß die Stimmung unserer und er sei völlig überzeugt, daß im Fall die Hypothese auch nicht streng richtig Seine Schlußbemerkungen sind den Einwendungen gewidmet, welche bei Von der polnischen Grenze. Unsere heimgekehrten Turner erzählen uns, daß die Stimmung unserer <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0361" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/115753"/> <p xml:id="ID_1012" prev="#ID_1011"> und er sei völlig überzeugt, daß im Fall die Hypothese auch nicht streng richtig<lb/> sein sollte, sie doch der Wahrheit ebenso nahe komme, wie z. B. die coperni-<lb/> kanische Hypothese der wahren Theorie der Planetenbewegung.</p><lb/> <p xml:id="ID_1013"> Seine Schlußbemerkungen sind den Einwendungen gewidmet, welche bei<lb/> dem gegenwärtigen Bildungszustände der Gesellschaft gewöhnlich gegen Fol¬<lb/> gerungen der Art, wie Huxley die Kühnheit hat sie in England auszusprechen,<lb/> erhoben werden. Denen, welche sich durch die behauptete Verwandtschaft des<lb/> Menschen mit den Thieren erniedrigt und entwürdigt fühlen, hält er entgegen,<lb/> d5ß dann ja auch der Dichter, der Philosoph und 'Künstler, dessen Genius der<lb/> Ruhm seines Zeitalters ist, sich erniedrigt fühlen müßte durch die historische<lb/> Wahrscheinlichkeit, wenn nicht Gewißheit, daß er der trente Descendent irgend<lb/> eines nackten und bestialischer Wilden ist, dessen Intelligenz gerade hinreichte,<lb/> ihn etwas listiger als den Fuchs, und um ebensoviel gefährlicher als den Tiger<lb/> zu machen; — aus seiner hinter ihm liegenden Vergangenheit solle der Mensch<lb/> vielmehr einen vernünftigen Grund des Vertrauens auf eine bessere Zukunft<lb/> schöpfen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Von der polnischen Grenze.</head><lb/> <p xml:id="ID_1014"> Unsere heimgekehrten Turner erzählen uns, daß die Stimmung unserer<lb/> Landsleute den Polen und ihrem Aufstande vielfach günstig sei. Zu begrei¬<lb/> fen ist das leicht, und dennoch hatte auch das bescheidenste Maß von Begeiste¬<lb/> rung kaum jemals ein geringeres Recht als dieser Revolution gegenüber; sie<lb/> hat des Lächerlichen und Verbrecherischer zu viel. Der junge Edelmann aus<lb/> dem Schiltberger Kreise mag sich wirtlich drüben im Jnsurgentcnheere gegen<lb/> seinen „Offizier" vergangen haben; indeß scheint mir die Alternative zwischen<lb/> öffentlicher Beschimpfung und Todesstrafe doch noch ein wenig über unser Grau-<lb/> denz zu gehen. Der Jüngling wählte die Kugel. Viermal ward er gefehlt,<lb/> der fünfte Schuß traf ohne zu todten: erst jetzt erfolgte Begnadigung und<lb/> Entlassung; der junge Bursche liegt nun zu Hause an seinen Wunden.<lb/> — Da war der Kleriker, den ich neulich sah, klüger. Der Biedere hatte<lb/> aus dem sogenannten Gymnasium zu Trzemeszno die Prima besucht, als der</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0361]
und er sei völlig überzeugt, daß im Fall die Hypothese auch nicht streng richtig
sein sollte, sie doch der Wahrheit ebenso nahe komme, wie z. B. die coperni-
kanische Hypothese der wahren Theorie der Planetenbewegung.
Seine Schlußbemerkungen sind den Einwendungen gewidmet, welche bei
dem gegenwärtigen Bildungszustände der Gesellschaft gewöhnlich gegen Fol¬
gerungen der Art, wie Huxley die Kühnheit hat sie in England auszusprechen,
erhoben werden. Denen, welche sich durch die behauptete Verwandtschaft des
Menschen mit den Thieren erniedrigt und entwürdigt fühlen, hält er entgegen,
d5ß dann ja auch der Dichter, der Philosoph und 'Künstler, dessen Genius der
Ruhm seines Zeitalters ist, sich erniedrigt fühlen müßte durch die historische
Wahrscheinlichkeit, wenn nicht Gewißheit, daß er der trente Descendent irgend
eines nackten und bestialischer Wilden ist, dessen Intelligenz gerade hinreichte,
ihn etwas listiger als den Fuchs, und um ebensoviel gefährlicher als den Tiger
zu machen; — aus seiner hinter ihm liegenden Vergangenheit solle der Mensch
vielmehr einen vernünftigen Grund des Vertrauens auf eine bessere Zukunft
schöpfen.
Von der polnischen Grenze.
Unsere heimgekehrten Turner erzählen uns, daß die Stimmung unserer
Landsleute den Polen und ihrem Aufstande vielfach günstig sei. Zu begrei¬
fen ist das leicht, und dennoch hatte auch das bescheidenste Maß von Begeiste¬
rung kaum jemals ein geringeres Recht als dieser Revolution gegenüber; sie
hat des Lächerlichen und Verbrecherischer zu viel. Der junge Edelmann aus
dem Schiltberger Kreise mag sich wirtlich drüben im Jnsurgentcnheere gegen
seinen „Offizier" vergangen haben; indeß scheint mir die Alternative zwischen
öffentlicher Beschimpfung und Todesstrafe doch noch ein wenig über unser Grau-
denz zu gehen. Der Jüngling wählte die Kugel. Viermal ward er gefehlt,
der fünfte Schuß traf ohne zu todten: erst jetzt erfolgte Begnadigung und
Entlassung; der junge Bursche liegt nun zu Hause an seinen Wunden.
— Da war der Kleriker, den ich neulich sah, klüger. Der Biedere hatte
aus dem sogenannten Gymnasium zu Trzemeszno die Prima besucht, als der
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