Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band.Den herzoglichen Auftrag betreffend enthält ein Brief Pauluzzos vom Der Herzog antwortet ihm in geringschätzendem Ton: "Ihr scheint von Grenzboten III. 1SK3. 4
Den herzoglichen Auftrag betreffend enthält ein Brief Pauluzzos vom Der Herzog antwortet ihm in geringschätzendem Ton: „Ihr scheint von Grenzboten III. 1SK3. 4
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Den herzoglichen Auftrag betreffend enthält ein Brief Pauluzzos vom
14. Mai 1519 die Meldung: daß er, Pauluzzo, Rafael bei Hof gesehen, und dieser
ihm gesagt habe, daß er jetzt die Abwesenheit des Cardinals Giulio de Medici
benutzen Molle, um das fragliche Bild vorzunehmen. Ein anderes Schreiben
vom 11. Juni berichtet, daß Pauluzzo in vertraute Beziehung zu Rafael ge¬
treten sei, und er Alles thun werde, was in seiner Macht stehe, um die Absicht
seines Gebieters zu erreichen. Ein dritter Brief endlich, vom 18. desselben
Monats, meldet, daß er am vergangenen Abend den Maler gesprochen und die¬
ser ihn aufgefordert habe sein Atelier zu besuchen, um einige hübsche Sachen
und . „it xrineixio alvi Lignor vuea" anzusehen — ein Ausdruck der, eben¬
sogut ein Porträt des Herzogs als das bestellte Bild meinen kann. Pauluzzo
scheint der Einladung Folge geleistet zu haben und mehr als einmal vor dem
Atelier erschienen zu sein, aber immer hartnäckig die Thür verschlossen gefunden
zu haben; denn am 20. August 1519 schreibt er, daß er alle List hätte ge¬
brauchen müssen, um zum Zweck zu gelangen. Nächsten Montag hoffe er end¬
lich in das Haus des Malers eingelassen zu werden, da Rafael ihn wieder¬
holt versichert, wie gern er Sr. Excellenz gefällig sein wolle. Ja er habe
sogar die Absicht geäußert, nach Ferrara zu kommen und einen Monat bei
dem Herzog zuzubringen. Allein nicht blos dieser Montag, sondern noch
viele Wochen gingen vorüber, ohne daß Pauluzzo feinem Ziele näher gerückt
wäre. .
Der Herzog antwortet ihm in geringschätzendem Ton: „Ihr scheint von
der Zulassung in Rafaels Atelier entfernter denn je zu sein." Aber Pauluzzo
ist ein hoffnungsvolleres Gemüth. Wenigstens erwidert er auf jene verdrie߬
liche Bemerkung des Gebieters am 3. September: „Ew. Erlauchte Excellenz schei¬
nen anzunehmen, daß ich niemals etwas erreiche» werbe. Bis jetzt ist dies freilich
auch der Fall gewesen, denn weder bei sich noch auswärts ist es mir gelungen Ra¬
fael zu sehen. Aber insgeheim habe ich gehört, daß er an dem Bild für Ew.
Excellenz arbeitet, und ich weiß, daß es bereits entworfen ist, nur steht es noch,
wie so viele seiner unvollendeten Bilder, gegen die Wand gekehrt. Ich möchte
vorschlagen, daß Ew. Exellenz unterdessen persönlich einmal an ihn schrieben,
was.gewiß von größerem Erfolg sein würde. Meinerseits soll inzwischen Alles
gethan werden, um mir Zutritt bei ihm zu verschaffen, da es mich drängt, nicht
nur das Bild sür Ew. Excellenz in Augenschein zu nehmen, sondern auch daq
für Mvnsignore de Medici bestimmte, das „im Rufe großer Schönheit steht".
Am 12. September 1519 endlich ist Pauluzzo offenbar so glücklich gewesen,
in Rafaels Haus einzudringen; denn er schreibt in einem Brief von jenem
Datum, daß er, gegen Abend zurückgekehrt, die Thür des Malers offen gefun¬
den habe und in dem sicheren Gefühl eingetreten sei, nun am Ziele zu sein.
Indessen habe ihm Rafael auf seine Nachfrage antworten lassen, daß er jetzt
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