Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band.unterrichtet gewesen ist, und daß er daher vollkommen in der Lage war, bereits Daß in den wiener maßgebenden Kreisen in der That die Wiedererneuerung 16"
unterrichtet gewesen ist, und daß er daher vollkommen in der Lage war, bereits Daß in den wiener maßgebenden Kreisen in der That die Wiedererneuerung 16"
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unterrichtet gewesen ist, und daß er daher vollkommen in der Lage war, bereits
im Sommer des Jahres 1862 die Wendung zu vollziehen, die erst durch die in
den ersten Monaten des nächsten Jahres eingetretenen Ereignisse motivirt war.
Als genügender Grund für die zunächst noch sehr unscheinbare Veränderung
seiner Beziehungen zu Oestreich und, in Folge dessen, zu Rußland konnten die
Verhältnisse in Italien geltend gemacht werden, ohne daß es doch nöthig war, in
Bezug auf diese die bis dahin eingehaltene Politik zweideutiger Unklarheit, welche
die Keime aller möglichen Lösungen in sich trägt, auszugeben. So waren seine
Verhältnisse zu Italien, wo keine Veränderung beabsichtigt war, geeignet, die
allgemeine Aufmerksamkeit aus sich und von anderen Punkten abzulenken, wo
eine Veränderung vorbereitet wurde. Es wäre indessen durchaus nicht gerecht¬
fertigt, wenn man von der eben entwickelten Voraussetzung ausgehend, der
Convention nun jede Bedeutung absprechen wollte. Sie lieferte Napoleon zu¬
nächst den Vorwand, dessen er bedürfte, und die Handhabe, um eine europäische
Action in Scene zu setzen. Sie mußte ihn aber auch in seinem Entschlüsse,
sich in die polnische Frage einzumischen, noch bestärken, da er sich unmöglich
der Besorgnis; entschlagen konnte, daß auch Oestreich sich dem Bunde Preußens
und Rußlands anschließen und zu einer Erneuerung der heiligen Alliance sich
bereit zeigen möchte. Hatte der Kaiser Napoleon diese Besorgnis), so lag es
allerdings nahe, Alles aufzubieten, um Oestreich definitiv von Rußland und
Preußen zu trennen; und das einfachste Mittel dazu war, es aus die Gegen¬
seite zu ziehen.
Daß in den wiener maßgebenden Kreisen in der That die Wiedererneuerung
der heiligen Alliance ihre Vertreter fand, läßt sich nicht bezweifeln. Ein Ver¬
hältniß, welches lange bestanden hat, lebt und wirkt, auch wenn es bereits zer¬
fallen und scheinbar begraben ist, in der Tradition fort, mit einer Kraft und
Zähigkeit, die meistentheils allzusehr unterschätzt wird. Denn um die alten
Traditionen gruppiren sich die alten Parteien, die schwer mit einer neuen Staats¬
ordnung zu versöhnen, noch schwerer zu vernichten sind, die in jeder Krise
mit gesteigerten Ansprüchen sich geltend zu machen suchen, und wenn sie zu
schwach sind, neu zu schaffen und zu bauen, doch Kraft genug besitzen, zu hem¬
men und zu zerstören. Die alten Parteien hat weder Cäsars und Napoleons
Staatsklugheit zu entwaffnen, noch das Beil des Conventes zu vernichten ver¬
mocht. Es ist die Arbeit von Generationen, sie dahin zu bringen, sich den neuen
Verhältnissen anzuschmiegen und einzuordnen und, wie die überwundenen Erin-
nyen auf der Burg Athens neben dem Tempel der Athene ihre Wohnsitze nah¬
men und als die Wohlgesinnten fortan, im Verein mit der Göttin, das Volk,
das ihnen Tempel geweiht, beglückten, so neidlos ihre-Kräfte den Anforderun¬
gen einer neuen Ordnung der Dinge zu weihen. Nicht ohne Grund wird in
Preußen und Oestreich Von den reactionären Parteien die heilige Alliance als
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