Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.katholischen Einwohner des Dorfs, ihnen dennoch aus der Gemeindekasse kein In Szulyo. (Trcntschiner Coa.) ist die protestantische Gemeinde, dadurch, Wir gehen zu den zerstreuten Gemeinden in der preußischen Monarchie Grcnzboten III. 1862. 7
katholischen Einwohner des Dorfs, ihnen dennoch aus der Gemeindekasse kein In Szulyo. (Trcntschiner Coa.) ist die protestantische Gemeinde, dadurch, Wir gehen zu den zerstreuten Gemeinden in der preußischen Monarchie Grcnzboten III. 1862. 7
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0057" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114371"/> <p xml:id="ID_187" prev="#ID_186"> katholischen Einwohner des Dorfs, ihnen dennoch aus der Gemeindekasse kein<lb/> Beitrag zur Erhaltung ihrer Schule gewährt wurde. Zwar hatte der Comitats-<lb/> rcith einen Beschluß gefaßt, der ihrem Anspruch günstig war, aber das Zipser<lb/> Domkapitel hat die Ausführung desselben durch Drohungen zu hintertreiben<lb/> gewußt. In Mokra (Araber Coa.) kann der Lehrer nur bestehen, wenn er<lb/> neben seinen Amtsbeschäftigungen als Tagelöhner arbeitet. In Boros Sedes<lb/> (ebendaselbst) fester- Bethaus, Schule und Lehrer, und die Gemeinde ist gänz¬<lb/> licher Verwilderung ausgesetzt. Zu Thees im Banat ist das Bethaus, weil es<lb/> den Einsturz drohte, gerichtlich gesperrt worden. Die Gemeinde ist außer Stande,<lb/> die Kosten eines Reubaus zu bestreiten, sie vermag nicht einmal ihren Schul¬<lb/> lehrer ausreichend zu besolden, der deshalb mehr von der Barmherzigkeit der<lb/> Andersgläubigen als von seinem Gehalte lebt.</p><lb/> <p xml:id="ID_188"> In Szulyo. (Trcntschiner Coa.) ist die protestantische Gemeinde, dadurch,<lb/> daß die protestantische Grundhcrrschaft ihren Besitz an einen Katholiken über¬<lb/> lassen hat, sowie durch anderes Mißgeschick in große Bedrängniß gerathen.<lb/> Sehr Vieles ist zu thun, um den Bestand dieser alten Gemeinde, deren<lb/> Mitglieder über fünf Bezirke mit vorwiegend katholischer Bevölkerung zerstreut<lb/> wohnen, zu sichern. Es gilt, den Bau einer neuen Schule, die Reparatur<lb/> des durch Erdbeben beschädigten Pfarrhauses. Vermehrung des Kirchcnfonds<lb/> l»d Aufbesserung des Pfarr- und Lchrergehalts auszuführen. Der Bau der<lb/> Schule ist großentheils vollendet, indem Pfarrer und Lehrer einen Theil ihres<lb/> geringen Gehalts dazu opferten. Das Einkommen des Geistlichen beträgt nicht<lb/> mehr als 300 Gulden und reicht um so weniger hin, als derselbe davon die<lb/> Reisekosten bei Pastorirung seiner über einen Umkreis von 9 Stunden zerstreuten<lb/> Gemeinde zu bestreiten hat. I" der Kirchenkasse zeigt sich selbst bei den jetzigen<lb/> geringen Gehalten ein jährliches Deficit von circa hundert Gulden, welches kaum<lb/> durch die Beiträge der Gemeinde gedeckt wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_189" next="#ID_190"> Wir gehen zu den zerstreuten Gemeinden in der preußischen Monarchie<lb/> über, welche nach den uns zugänglichen Berichten der Unterstützung bedürfen,<lb/> und zwar betrachten wir zunächst die in den Rheinlanden befindlichen 59.<lb/> Selbstverständlich hat hier die Regierung und die evangelische Nachbarschaft<lb/> mancherlei gethan, um den dringendsten Bedürfnissen abzuhelfen, und ebenso<lb/> wurde vom Gustav-Adolf-Verein manche sehr dankenswerthe Beisteuer zu<lb/> Kirchen- und Schulbänken geleistet. Dennoch erhalten sich die meisten Gemeinden<lb/> nur kümmerlich, und die Intriguen der ultramontanen Geistlichkeit bringen den¬<lb/> selben vielfach Gefahr. So in Altenberg-Moresnet. wo der Bigotterie der<lb/> katholischen Ortsbewohner gegenüber eine Wohnung für den protestantischen<lb/> Pfarrer kaum noch in Miethe zu bekommen ist. und wo die für die Beamten¬<lb/> kinder aller Eonfcssiv»en eingerichtete, von den übrigen evangelischen Kindern<lb/> mitbenutzte Schule mit einem protestantischen Lehrer von katholischer Seite fort-</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grcnzboten III. 1862. 7</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0057]
katholischen Einwohner des Dorfs, ihnen dennoch aus der Gemeindekasse kein
Beitrag zur Erhaltung ihrer Schule gewährt wurde. Zwar hatte der Comitats-
rcith einen Beschluß gefaßt, der ihrem Anspruch günstig war, aber das Zipser
Domkapitel hat die Ausführung desselben durch Drohungen zu hintertreiben
gewußt. In Mokra (Araber Coa.) kann der Lehrer nur bestehen, wenn er
neben seinen Amtsbeschäftigungen als Tagelöhner arbeitet. In Boros Sedes
(ebendaselbst) fester- Bethaus, Schule und Lehrer, und die Gemeinde ist gänz¬
licher Verwilderung ausgesetzt. Zu Thees im Banat ist das Bethaus, weil es
den Einsturz drohte, gerichtlich gesperrt worden. Die Gemeinde ist außer Stande,
die Kosten eines Reubaus zu bestreiten, sie vermag nicht einmal ihren Schul¬
lehrer ausreichend zu besolden, der deshalb mehr von der Barmherzigkeit der
Andersgläubigen als von seinem Gehalte lebt.
In Szulyo. (Trcntschiner Coa.) ist die protestantische Gemeinde, dadurch,
daß die protestantische Grundhcrrschaft ihren Besitz an einen Katholiken über¬
lassen hat, sowie durch anderes Mißgeschick in große Bedrängniß gerathen.
Sehr Vieles ist zu thun, um den Bestand dieser alten Gemeinde, deren
Mitglieder über fünf Bezirke mit vorwiegend katholischer Bevölkerung zerstreut
wohnen, zu sichern. Es gilt, den Bau einer neuen Schule, die Reparatur
des durch Erdbeben beschädigten Pfarrhauses. Vermehrung des Kirchcnfonds
l»d Aufbesserung des Pfarr- und Lchrergehalts auszuführen. Der Bau der
Schule ist großentheils vollendet, indem Pfarrer und Lehrer einen Theil ihres
geringen Gehalts dazu opferten. Das Einkommen des Geistlichen beträgt nicht
mehr als 300 Gulden und reicht um so weniger hin, als derselbe davon die
Reisekosten bei Pastorirung seiner über einen Umkreis von 9 Stunden zerstreuten
Gemeinde zu bestreiten hat. I" der Kirchenkasse zeigt sich selbst bei den jetzigen
geringen Gehalten ein jährliches Deficit von circa hundert Gulden, welches kaum
durch die Beiträge der Gemeinde gedeckt wird.
Wir gehen zu den zerstreuten Gemeinden in der preußischen Monarchie
über, welche nach den uns zugänglichen Berichten der Unterstützung bedürfen,
und zwar betrachten wir zunächst die in den Rheinlanden befindlichen 59.
Selbstverständlich hat hier die Regierung und die evangelische Nachbarschaft
mancherlei gethan, um den dringendsten Bedürfnissen abzuhelfen, und ebenso
wurde vom Gustav-Adolf-Verein manche sehr dankenswerthe Beisteuer zu
Kirchen- und Schulbänken geleistet. Dennoch erhalten sich die meisten Gemeinden
nur kümmerlich, und die Intriguen der ultramontanen Geistlichkeit bringen den¬
selben vielfach Gefahr. So in Altenberg-Moresnet. wo der Bigotterie der
katholischen Ortsbewohner gegenüber eine Wohnung für den protestantischen
Pfarrer kaum noch in Miethe zu bekommen ist. und wo die für die Beamten¬
kinder aller Eonfcssiv»en eingerichtete, von den übrigen evangelischen Kindern
mitbenutzte Schule mit einem protestantischen Lehrer von katholischer Seite fort-
Grcnzboten III. 1862. 7
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