Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.durch welche Tugenden der Wohlstand der Ansiedler herbeigeführt und gesichert Unsere Quelle fließt über von Lobeserhebungen in Betreff dieses ersten Das heißt den Mund ein wenig vollgenommen. Das "prachtvolle" Uni¬ durch welche Tugenden der Wohlstand der Ansiedler herbeigeführt und gesichert Unsere Quelle fließt über von Lobeserhebungen in Betreff dieses ersten Das heißt den Mund ein wenig vollgenommen. Das „prachtvolle" Uni¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0398" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114712"/> <p xml:id="ID_1564" prev="#ID_1563"> durch welche Tugenden der Wohlstand der Ansiedler herbeigeführt und gesichert<lb/> wurde; man trug vielmehr Sorge, sie zu vollen civilisirten Menschen werden zu<lb/> lassen, sie fähig zu machen, sich mit der Zeit selbst zu regieren, und auch das ist wohl<lb/> gelungen. Die weißen Gouverneurs, welche die Gesellschaft den Liberianern gab.<lb/> waren umsichtig genug, die klügsten und redlichsten unter den Farbigen sich zur Hüifs-<lb/> leistung in der Administration beizuordnen, und dieses Verfahren hatte so guten<lb/> Erfolg, daß nach dem Ableben des letzten weißen Gouverneurs Buchanan im<lb/> Jahre 1841 beschlossen werden konnte, künftig alle Stellen der Negierung mit<lb/> Einschluß der höchsten mit Farbigen zu besetzen. Der erste schwarze Gouver¬<lb/> neur war I. I. Roberts, der diesen Posten sechs Jahre versah, und als die<lb/> Colonie sich dann in eine unabhängige Republik verwandelte (beiläufig mit<lb/> Genehmigung der Gesellschaft, von der sie bisher abgehangen» wiederholt die<lb/> Würde des Präsidenten bekleidete. ,</p><lb/> <p xml:id="ID_1565"> Unsere Quelle fließt über von Lobeserhebungen in Betreff dieses ersten<lb/> Präsidenten Liberia's. Wir lassen einige Stellen daraus folgen, um den Styl<lb/> und Bildungsgrad der bessern Classe in dem interessanten Negerstaat zu cha-<lb/> rakterisiren. Mr. Ralston sagt: „Man hätte kein thatkräftigeres, umsichtigeres,<lb/> wahrhaft achtungswertheres und erfolgreicheres Regierungshaupt finden können,<lb/> als Mr. Roberts, selbst wenn man die ganze Welt darnach durchsucht hätte.<lb/> Er kam im Alter von zwanzig Jahren aus Virginien hierher, und obwohl er<lb/> unter Umständen erzogen worden, die gerade nicht sehr günstig für literarische<lb/> und wissenschaftliche Entwickelung waren, bewies er sich doch tüchtig in allein,<lb/> was seine Landsleute von einem obersten Beamten verlangten, und that gleich<lb/> dem großen Eisernen Herzog (wie Wellington von der Times genannt wird)<lb/> gewissenhaft seine Pflicht in allen den merkwürdigen Lagen seines vielgestalti¬<lb/> gen Lebens. Nachdem er sich wieder in die Reihen des Volks zurückgezogen,<lb/> wurde er berufen, das hochwichtige Amt eines Präsidenten der Universität<lb/> von Liberia und eines Professors der Jurisprudenz zu bekleiden, als wel¬<lb/> cher er die Errichtung eines prächtigen Universitätsgebäudes leitete. Mr.<lb/> Roberts ist ein Beispiel, wie sehr wir die Geschöpfe der Erziehung und der<lb/> Verhältnisse sind. Er würde in Virginien ein leibeigner Knecht oder ein Bar¬<lb/> bier geworden sein, durch seine Wegführung nach Liberia wurde er ein geschicht¬<lb/> licher Charakter."</p><lb/> <p xml:id="ID_1566" next="#ID_1567"> Das heißt den Mund ein wenig vollgenommen. Das „prachtvolle" Uni¬<lb/> versitätsgebäude dürfte nach unsern Begriffen ein ziemlich bescheidenes Haus<lb/> sein. Der Vergleich mit dem Eisernen Herzog wird den Engländern sehr wenig<lb/> passend erscheinen. Auch der geschichtliche Charakter schmeckt stark nach Ueber-<lb/> schwänglichkcit. Indeß darf man es dem Neger nicht zu sehr verargen, wenn<lb/> er, der aus Amerika schon den bombastischer Styl mitgebracht hat. in seiner<lb/> Freude über das Gedeihen seiner Race im Vergleich mit dem gedrückten und</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0398]
durch welche Tugenden der Wohlstand der Ansiedler herbeigeführt und gesichert
wurde; man trug vielmehr Sorge, sie zu vollen civilisirten Menschen werden zu
lassen, sie fähig zu machen, sich mit der Zeit selbst zu regieren, und auch das ist wohl
gelungen. Die weißen Gouverneurs, welche die Gesellschaft den Liberianern gab.
waren umsichtig genug, die klügsten und redlichsten unter den Farbigen sich zur Hüifs-
leistung in der Administration beizuordnen, und dieses Verfahren hatte so guten
Erfolg, daß nach dem Ableben des letzten weißen Gouverneurs Buchanan im
Jahre 1841 beschlossen werden konnte, künftig alle Stellen der Negierung mit
Einschluß der höchsten mit Farbigen zu besetzen. Der erste schwarze Gouver¬
neur war I. I. Roberts, der diesen Posten sechs Jahre versah, und als die
Colonie sich dann in eine unabhängige Republik verwandelte (beiläufig mit
Genehmigung der Gesellschaft, von der sie bisher abgehangen» wiederholt die
Würde des Präsidenten bekleidete. ,
Unsere Quelle fließt über von Lobeserhebungen in Betreff dieses ersten
Präsidenten Liberia's. Wir lassen einige Stellen daraus folgen, um den Styl
und Bildungsgrad der bessern Classe in dem interessanten Negerstaat zu cha-
rakterisiren. Mr. Ralston sagt: „Man hätte kein thatkräftigeres, umsichtigeres,
wahrhaft achtungswertheres und erfolgreicheres Regierungshaupt finden können,
als Mr. Roberts, selbst wenn man die ganze Welt darnach durchsucht hätte.
Er kam im Alter von zwanzig Jahren aus Virginien hierher, und obwohl er
unter Umständen erzogen worden, die gerade nicht sehr günstig für literarische
und wissenschaftliche Entwickelung waren, bewies er sich doch tüchtig in allein,
was seine Landsleute von einem obersten Beamten verlangten, und that gleich
dem großen Eisernen Herzog (wie Wellington von der Times genannt wird)
gewissenhaft seine Pflicht in allen den merkwürdigen Lagen seines vielgestalti¬
gen Lebens. Nachdem er sich wieder in die Reihen des Volks zurückgezogen,
wurde er berufen, das hochwichtige Amt eines Präsidenten der Universität
von Liberia und eines Professors der Jurisprudenz zu bekleiden, als wel¬
cher er die Errichtung eines prächtigen Universitätsgebäudes leitete. Mr.
Roberts ist ein Beispiel, wie sehr wir die Geschöpfe der Erziehung und der
Verhältnisse sind. Er würde in Virginien ein leibeigner Knecht oder ein Bar¬
bier geworden sein, durch seine Wegführung nach Liberia wurde er ein geschicht¬
licher Charakter."
Das heißt den Mund ein wenig vollgenommen. Das „prachtvolle" Uni¬
versitätsgebäude dürfte nach unsern Begriffen ein ziemlich bescheidenes Haus
sein. Der Vergleich mit dem Eisernen Herzog wird den Engländern sehr wenig
passend erscheinen. Auch der geschichtliche Charakter schmeckt stark nach Ueber-
schwänglichkcit. Indeß darf man es dem Neger nicht zu sehr verargen, wenn
er, der aus Amerika schon den bombastischer Styl mitgebracht hat. in seiner
Freude über das Gedeihen seiner Race im Vergleich mit dem gedrückten und
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |