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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.

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mit einen? gewissen Neckt sich die Allgemeine nennt. Wie aber dieses Blatt,
zeit drei Jahren namentlich, uns nur allgemeines Verderben gebracht hat, wie
es sich dem Genius des Volkes gegenüber gestellt und in mehr als einer Be-'
ziehung uns in die bösesten Verwirrungen gebracht hat, das bedarf heute keiner
Darlegung mehr. Dadurch ist denn auch der allgemeine Charakter dieser Zei¬
tung nur noch ein Schein, in Wahrheit dient sie ganz besonderen Interessen
und particularistischen oder gar persönlichen Anschauungen. Da ein wohlthätiges
Gegengewicht zu schaffen und den großen Gedanken, den einst Schiller mit diesem
Unternehmen verband, in seiner Reinheit herzustellen, ist eine Aufgabe von
hoher Wichtigkeit. Die "Süddeutsche Zeitung" tritt nur mit der "Augsburger
Zeitung" in Concurrenz, sie stellt sich weder der Kölnischen noch der Weserzeitung,
weder den Hamburger noch den Berliner Blättern entgegen, nicht einmal den
Frankfurter Journalen; sie will lediglich neben diesen Organen das allgemeine
deutsche Leben abspiegeln, das nord- und süddeutsche Element in gerechtes Gleich--
gewicht stellen, dem deutschen Leben die deutsche Wissenschaft und Kunst als
nothwendige Ergänzung hinzufügen.

Verständigung zwischen Süd und Nord, das war die Aufgabe, welche sich
die "Süddeutsche Zeitung" vor drei Ja Kreil stellte, als ein schlimmes Verhäng¬
nis) und gewissenlose Hetzerei in der Presse die beiden Hälften des Vaterlandes
in giftigsten Hader entzweit hatte. Verständigung zwischen Süd und Nord,
geistige Annäherung der verschiedenen Theile des Vaterlandes, das ist die Auf¬
gabe, welcher sich die "Süddeutsche Zeitung" jetzt mit' beträchtlich erweiterten
Kräften widmen wird. Der Norden soll erfahren, wie es in dem Süden steht,
es soll der Geringschätzung des Südens, wo sie noch herrscht, entgegen gear¬
beitet, es sollen ebenso der Abneigung des Südens gegen den Norden die
großen Verdienste des Nordens, die echten Vorzüge der norddeutschen Natur
entgegen gehalten werden. Jedem deutschen Stamm soll sein Recht werden,
ohne Vorliebe und Haß die Eigenthümlichkeit und Berechtigung eines jeden
dem andern zum Bewußtsein gebracht werden. Das Blatt steht bestimmt auf dem
Boden des nationalen Programms, aber es wird dieses Programm mit Ruhe und
Gerechtigkeit vertreten, die Gegner nicht verklagen, sondern wo möglich versöhnen.--

Wir baben diesen Worten nichts hinzuzufügen als den Ausdruck unsrer
Uebereinstimmung und unsre besten Wünsche für das Gedeihen des neuen Unter¬
nehmens, dessen Leiter beide sowol durch hervorragendes publicistischcs Talent
als durch bewährte patriotische Gesinnung hinreichend gezeigt haben, daß sie
der ihnen gestellten Aufgabe gewachsen sind. Mögen unsre Freunde im Norden
wie im Süden durch jede mögliche Förderung, annehmend und gebend, durch
unmittelbare und mittelbare Betheiligung zur Erreichung der Ziele, die das Or¬
gan sich gesteckt, den Weg ebnen und durch ihr thätiges Wohlwollen die Kraft
und den Muth der Arbeiter am schönen Werte mehren helfen!




mit einen? gewissen Neckt sich die Allgemeine nennt. Wie aber dieses Blatt,
zeit drei Jahren namentlich, uns nur allgemeines Verderben gebracht hat, wie
es sich dem Genius des Volkes gegenüber gestellt und in mehr als einer Be-'
ziehung uns in die bösesten Verwirrungen gebracht hat, das bedarf heute keiner
Darlegung mehr. Dadurch ist denn auch der allgemeine Charakter dieser Zei¬
tung nur noch ein Schein, in Wahrheit dient sie ganz besonderen Interessen
und particularistischen oder gar persönlichen Anschauungen. Da ein wohlthätiges
Gegengewicht zu schaffen und den großen Gedanken, den einst Schiller mit diesem
Unternehmen verband, in seiner Reinheit herzustellen, ist eine Aufgabe von
hoher Wichtigkeit. Die „Süddeutsche Zeitung" tritt nur mit der „Augsburger
Zeitung" in Concurrenz, sie stellt sich weder der Kölnischen noch der Weserzeitung,
weder den Hamburger noch den Berliner Blättern entgegen, nicht einmal den
Frankfurter Journalen; sie will lediglich neben diesen Organen das allgemeine
deutsche Leben abspiegeln, das nord- und süddeutsche Element in gerechtes Gleich--
gewicht stellen, dem deutschen Leben die deutsche Wissenschaft und Kunst als
nothwendige Ergänzung hinzufügen.

Verständigung zwischen Süd und Nord, das war die Aufgabe, welche sich
die „Süddeutsche Zeitung" vor drei Ja Kreil stellte, als ein schlimmes Verhäng¬
nis) und gewissenlose Hetzerei in der Presse die beiden Hälften des Vaterlandes
in giftigsten Hader entzweit hatte. Verständigung zwischen Süd und Nord,
geistige Annäherung der verschiedenen Theile des Vaterlandes, das ist die Auf¬
gabe, welcher sich die „Süddeutsche Zeitung" jetzt mit' beträchtlich erweiterten
Kräften widmen wird. Der Norden soll erfahren, wie es in dem Süden steht,
es soll der Geringschätzung des Südens, wo sie noch herrscht, entgegen gear¬
beitet, es sollen ebenso der Abneigung des Südens gegen den Norden die
großen Verdienste des Nordens, die echten Vorzüge der norddeutschen Natur
entgegen gehalten werden. Jedem deutschen Stamm soll sein Recht werden,
ohne Vorliebe und Haß die Eigenthümlichkeit und Berechtigung eines jeden
dem andern zum Bewußtsein gebracht werden. Das Blatt steht bestimmt auf dem
Boden des nationalen Programms, aber es wird dieses Programm mit Ruhe und
Gerechtigkeit vertreten, die Gegner nicht verklagen, sondern wo möglich versöhnen.—

Wir baben diesen Worten nichts hinzuzufügen als den Ausdruck unsrer
Uebereinstimmung und unsre besten Wünsche für das Gedeihen des neuen Unter¬
nehmens, dessen Leiter beide sowol durch hervorragendes publicistischcs Talent
als durch bewährte patriotische Gesinnung hinreichend gezeigt haben, daß sie
der ihnen gestellten Aufgabe gewachsen sind. Mögen unsre Freunde im Norden
wie im Süden durch jede mögliche Förderung, annehmend und gebend, durch
unmittelbare und mittelbare Betheiligung zur Erreichung der Ziele, die das Or¬
gan sich gesteckt, den Weg ebnen und durch ihr thätiges Wohlwollen die Kraft
und den Muth der Arbeiter am schönen Werte mehren helfen!




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313/34>, abgerufen am 05.02.2025.