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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.

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eingenommen. Das erste derselben ist als Sitz der Spielbank berühmt geworden.
Es muß schon früher zu ähnlichen Zwecken gedient haben, da es bereits 18 Jahre
vor der Eröffnung jener Spielbank mit dem Namen des Spielhauses bezeichnet
worden war. Die eigentliche Spielbank aber ward in der Herbstmesse des
Jahres 1379 eröffnet, nachdem schon fünf Monate früher die Behörde mit drei
Spielpächtern einen Vertrag darüber abgeschlossen hatte.

Von dieser Zeit an ward das Spiel eine lange Reihe von Jahren hindurch
während der Messezeiten gehalten. Es zahlten die Spielpächter, -- Männer
aus den angesehensten Familien -- in den ersten Jahren für jede Messe
100 Fi., also jährlich 200 Fi. Pacht. Dann wurden von wechselnden Pächtern
bis 240 Fi. für jede Messe gezahlt. Endlich (1396) übernahm die Stadt¬
behörde selbst die Betreibung der Bank, indem sie durch ihre Finanzbehörde, die
sogenannten Rechenmeister, das Spiel auf dem Hcißenstein bestellen und leiten
ließ. Die letzteren nahmen zur Betreibung des Spieles sieben Männer und
einen Portier, oder, nach mittelalterlichen Ausdrucke, einen Thorknecht in Dienst,
und bezahlten diesen acht Leuten zusammen jährlich zuerst 03--64 und dann
52'/- Fi. Die gesammten Unkosten des Spieles beliefen sich in den ersten zehn
Jahren durchschnittlich aus etwa 140 Fi. in jeder Messe; vom Jahre 1407 an
aber, in welchem die Zahl der Bediensteten um eine Person verringert ward,
und nach welchem man nur noch 2 Jahre lang Hausmiethe zu bezahlen hatte,
betrugen die Unkosten während 0 Jahren nur 639 Fi. im Ganzen oder 106 Fi.
jährlich. Der reine Gewinn für die Stadtkasse dagegen betrug von der Herbst¬
messe 1379 an bis zur Herbstmesse 1396. seit welcher Zeit die Behörde selbst
das Spiel betrieb, jedes Jahr durchschnittlich 332 Fi.; von der Herbstmesse
1396 an aber belief sich derselbe in den nächsten sechszehn Jahren durchschnitt¬
lich auf 891 Fi., so daß sich also die städtische Kasse bei dem directen Betriebe
des Spieles weit besser stand, als bei jeder der früheren Verpachtungen. Da
in jener Zeit die gesammte Einnahme der Stadt Frankfurt durchschnittlich nur
29,666 Fi. betrug, so machte die zuletztgcnannte Gewinnsumme etwa den
33. Theil des ganzen städtischen Einkommens aus, und die Spielbank lieferte
also eine beträchtliche Zubuße zu diesem.

Uebrigens ließ man von der Zeit an, als der Staat den Gewinn des
Spiels für sich allein, bezog, mitunter auch außerhalb der Messen die Spielbank
eröffnen, nämlich wenn em Reichstag oder ein Fürstentag in Frankfurt gehalten
wurde. Dann wurde das Spielgeschäft, oder, wie der officielle Ausdruck lautet,
das Spelampt je nach den Umständen entweder nur einen Tag, oder eine bis
drei Wochen betrieben. Das Spiel selbst bestand natürlich nicht in Roulette
oder Pharo, welche Spielarten erst später erfunden worden sind, sondern es war
ein Würfelspiel. Man meldet uns aber nicht, in welcher Weise es ge¬
spielt .worden ist. Daß es kein gewöhnliches Würfelspiel mit einem oder zwei


eingenommen. Das erste derselben ist als Sitz der Spielbank berühmt geworden.
Es muß schon früher zu ähnlichen Zwecken gedient haben, da es bereits 18 Jahre
vor der Eröffnung jener Spielbank mit dem Namen des Spielhauses bezeichnet
worden war. Die eigentliche Spielbank aber ward in der Herbstmesse des
Jahres 1379 eröffnet, nachdem schon fünf Monate früher die Behörde mit drei
Spielpächtern einen Vertrag darüber abgeschlossen hatte.

Von dieser Zeit an ward das Spiel eine lange Reihe von Jahren hindurch
während der Messezeiten gehalten. Es zahlten die Spielpächter, — Männer
aus den angesehensten Familien — in den ersten Jahren für jede Messe
100 Fi., also jährlich 200 Fi. Pacht. Dann wurden von wechselnden Pächtern
bis 240 Fi. für jede Messe gezahlt. Endlich (1396) übernahm die Stadt¬
behörde selbst die Betreibung der Bank, indem sie durch ihre Finanzbehörde, die
sogenannten Rechenmeister, das Spiel auf dem Hcißenstein bestellen und leiten
ließ. Die letzteren nahmen zur Betreibung des Spieles sieben Männer und
einen Portier, oder, nach mittelalterlichen Ausdrucke, einen Thorknecht in Dienst,
und bezahlten diesen acht Leuten zusammen jährlich zuerst 03—64 und dann
52'/- Fi. Die gesammten Unkosten des Spieles beliefen sich in den ersten zehn
Jahren durchschnittlich aus etwa 140 Fi. in jeder Messe; vom Jahre 1407 an
aber, in welchem die Zahl der Bediensteten um eine Person verringert ward,
und nach welchem man nur noch 2 Jahre lang Hausmiethe zu bezahlen hatte,
betrugen die Unkosten während 0 Jahren nur 639 Fi. im Ganzen oder 106 Fi.
jährlich. Der reine Gewinn für die Stadtkasse dagegen betrug von der Herbst¬
messe 1379 an bis zur Herbstmesse 1396. seit welcher Zeit die Behörde selbst
das Spiel betrieb, jedes Jahr durchschnittlich 332 Fi.; von der Herbstmesse
1396 an aber belief sich derselbe in den nächsten sechszehn Jahren durchschnitt¬
lich auf 891 Fi., so daß sich also die städtische Kasse bei dem directen Betriebe
des Spieles weit besser stand, als bei jeder der früheren Verpachtungen. Da
in jener Zeit die gesammte Einnahme der Stadt Frankfurt durchschnittlich nur
29,666 Fi. betrug, so machte die zuletztgcnannte Gewinnsumme etwa den
33. Theil des ganzen städtischen Einkommens aus, und die Spielbank lieferte
also eine beträchtliche Zubuße zu diesem.

Uebrigens ließ man von der Zeit an, als der Staat den Gewinn des
Spiels für sich allein, bezog, mitunter auch außerhalb der Messen die Spielbank
eröffnen, nämlich wenn em Reichstag oder ein Fürstentag in Frankfurt gehalten
wurde. Dann wurde das Spielgeschäft, oder, wie der officielle Ausdruck lautet,
das Spelampt je nach den Umständen entweder nur einen Tag, oder eine bis
drei Wochen betrieben. Das Spiel selbst bestand natürlich nicht in Roulette
oder Pharo, welche Spielarten erst später erfunden worden sind, sondern es war
ein Würfelspiel. Man meldet uns aber nicht, in welcher Weise es ge¬
spielt .worden ist. Daß es kein gewöhnliches Würfelspiel mit einem oder zwei


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[0326] eingenommen. Das erste derselben ist als Sitz der Spielbank berühmt geworden. Es muß schon früher zu ähnlichen Zwecken gedient haben, da es bereits 18 Jahre vor der Eröffnung jener Spielbank mit dem Namen des Spielhauses bezeichnet worden war. Die eigentliche Spielbank aber ward in der Herbstmesse des Jahres 1379 eröffnet, nachdem schon fünf Monate früher die Behörde mit drei Spielpächtern einen Vertrag darüber abgeschlossen hatte. Von dieser Zeit an ward das Spiel eine lange Reihe von Jahren hindurch während der Messezeiten gehalten. Es zahlten die Spielpächter, — Männer aus den angesehensten Familien — in den ersten Jahren für jede Messe 100 Fi., also jährlich 200 Fi. Pacht. Dann wurden von wechselnden Pächtern bis 240 Fi. für jede Messe gezahlt. Endlich (1396) übernahm die Stadt¬ behörde selbst die Betreibung der Bank, indem sie durch ihre Finanzbehörde, die sogenannten Rechenmeister, das Spiel auf dem Hcißenstein bestellen und leiten ließ. Die letzteren nahmen zur Betreibung des Spieles sieben Männer und einen Portier, oder, nach mittelalterlichen Ausdrucke, einen Thorknecht in Dienst, und bezahlten diesen acht Leuten zusammen jährlich zuerst 03—64 und dann 52'/- Fi. Die gesammten Unkosten des Spieles beliefen sich in den ersten zehn Jahren durchschnittlich aus etwa 140 Fi. in jeder Messe; vom Jahre 1407 an aber, in welchem die Zahl der Bediensteten um eine Person verringert ward, und nach welchem man nur noch 2 Jahre lang Hausmiethe zu bezahlen hatte, betrugen die Unkosten während 0 Jahren nur 639 Fi. im Ganzen oder 106 Fi. jährlich. Der reine Gewinn für die Stadtkasse dagegen betrug von der Herbst¬ messe 1379 an bis zur Herbstmesse 1396. seit welcher Zeit die Behörde selbst das Spiel betrieb, jedes Jahr durchschnittlich 332 Fi.; von der Herbstmesse 1396 an aber belief sich derselbe in den nächsten sechszehn Jahren durchschnitt¬ lich auf 891 Fi., so daß sich also die städtische Kasse bei dem directen Betriebe des Spieles weit besser stand, als bei jeder der früheren Verpachtungen. Da in jener Zeit die gesammte Einnahme der Stadt Frankfurt durchschnittlich nur 29,666 Fi. betrug, so machte die zuletztgcnannte Gewinnsumme etwa den 33. Theil des ganzen städtischen Einkommens aus, und die Spielbank lieferte also eine beträchtliche Zubuße zu diesem. Uebrigens ließ man von der Zeit an, als der Staat den Gewinn des Spiels für sich allein, bezog, mitunter auch außerhalb der Messen die Spielbank eröffnen, nämlich wenn em Reichstag oder ein Fürstentag in Frankfurt gehalten wurde. Dann wurde das Spielgeschäft, oder, wie der officielle Ausdruck lautet, das Spelampt je nach den Umständen entweder nur einen Tag, oder eine bis drei Wochen betrieben. Das Spiel selbst bestand natürlich nicht in Roulette oder Pharo, welche Spielarten erst später erfunden worden sind, sondern es war ein Würfelspiel. Man meldet uns aber nicht, in welcher Weise es ge¬ spielt .worden ist. Daß es kein gewöhnliches Würfelspiel mit einem oder zwei

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313/326>, abgerufen am 05.02.2025.